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Handwerk hat goldenen Boden

In den letzten Monaten haben wir quasi eine Feldstudie zu Handwerkern durchgeführt. Hier ein paar unserer Ergebnisse.

Kommse heute nicht … vielleicht übermorgen

So genau wussten wir nie, wann jemand auf der Baustelle ist. Mal sollte jemand kommen, kam aber nicht, mal kam jemand als Überraschungsgast vorbei. Einfach hinnehmen und freuen, wenn jemand kommt …

„Wir hatten keine Telefonnummer“

Manchmal scheitert das Erscheinen der Handwerker daran, dass sie a) nicht angekündigt sind, also b) niemand zuhause ist und sie c) angeblich keine Kontaktdaten haben (ihre Chefs allerdings schon …). Wir haben eine nette Nachbarin, die dann schon mal beim Mann im Büro angerufen hat. Trotzdem war „Wir hatten keine Telefonnummer“ der Running-Gag der Bauphase. Im Haus hatten wir Zettel mit unseren Handynummern – an die Haustür wollte ich die aber nicht von außen pinnen.

Und er wart nie mehr gesehen

Manche Handwerker kamen einfach überhaupt nicht. Andere wiederum verliess das Interesse nach Begutachtung der Baustelle. Wobei Desinteresse natürlich nicht geäußert wurde, sondern sich einfach niemand mehr gemeldet hat. Auch nicht auf Nachfragen.

Sozialismus: Deins ist meins

Da steht ein Besen? Die Leiter kommt gerade recht? Anscheinend gibt es eine goldene Regel: Was auf der Baustelle steht, kann von allen verwendet werden.Dem kann man abhelfen, indem man seine eigenen Sachen wegräumt. Wände kann man allerdings nicht wegräumen und so wird schon mal ein (oder mehrere) Nägel in die eigentlich nur noch zu streichende Wand geschlagen, um daran Jacken aufzuhängen. Oder die Handynummer irgendeines Handwerkers prangt plötzlich großflächig an einer anderen Wand.

Ich hab irgendwo ´ne Zeichnung

Standardfrage an neu erscheinende Handwerker: „Wissen sie, was zu tun ist? Sollen wir es kurz zusammen durchgehen?“ Meistens hat nämlich der Chef den Kostenvoranschlag gemacht und seine Mitarbeiter eher rudimentär informiert, was sie eigentlich machen sollen.

Wir fangen erstmal an

Kostenvoranschläge sind lästig, nehmen Zeit in Anspruch und müssen vielleicht sogar dem Baulaien erklärt werden. Allerdings bekamen wir bei der Aussage eines Trockenbauers „Ich liefer erst mal Material, wir fangen nach Stundensatz an und wenn das ihnen dann zu teuer wird, gucken wir mal“ ein eher ungutes Gefühl. Vermutlich unnötig zu sagen, dass der Herr den Auftrag nicht bekommen hat.

Aber auch „vernünftige“ Handwerker teilten uns irgendwann mit, dass sie bei den Änderungen an ihrem Kostenvoranschlag ins Schwimmen kämen. In einem Fall habe ich den Kostenvoranschlag selber überarbeitet, eine vermutete Endsumme kalkuliert und daraufhin ein Lob von dem Auftragnehmer bekommen.

Macht hoch die Tür …

Handwerker sind Kälteerprobt. Türen sind unnötige Barrieren. Deshalb kann man auch bei Temperaturen um 0 Grad die Haustür einfach mal den ganzen Tag aufstehen lassen.

Job verfehlt

Transporteure, die einen 150 kg schweren Herd liefern und dann vom Empfänger erwarten, eine Ameise bereit stehen zu haben. Baustofflieferanten, die sich beschweren, dass sie ihren 40 Tonner zwar direkt vor dem Haus parken können, zum Abladen aber Wenden müssten. Ehrlich: Nicht mein Problem. Ich muss meinen Job auch auf die Kette bekommen. Absoluter Höhepunkt war der Klaviertransport in mehreren Akten, der hier für die Nachwelt festgehalten wurde.

Drum prüfe, was Dich ewig bindet

Dass etwas besprochen wurde und eventuell sogar im Kostenvoranschlag steht, heisst erst einmal nicht viel. Man sollte wissen, was man beauftragt hat und das auch ständig überprüfen. Wir waren nur mit einem einzigen Gewerk beim Anwalt, bei dem ich aber schon während der Ausführung das Gefühl hatte, da stimmt was nicht. Selbstverständlich war der Handwerker von der professionellen Ausführung überzeugt (drei Experten waren es anschliessend nicht).

Ebenfalls überprüfen sollte man, ob Schäden produziert wurden. Dass das angebohrte Heizungsrohr die untere Etage flutet heisst nicht, dass man da mal den Bauherr anruft. Er wird das schon entdecken.

Nur die halbe Wahrheit

Verschiedene Aufträge sind nicht ganz fertig, selbst wenn sie erledigt sind. Wenn man zum Beispiel ein neues Fenster beauftragt, dann geht man als Laie davon aus, dass das Fenster ausgebaut wird, eingebaut wird und gut ist. Umso erstaunter waren wir, als wir zwar neue Fenster hatten, aber ebenso riesige Löcher um die Fenster und keine Fensterbänke. Also mussten noch ein Maurer beauftragt und Fensterbänke erstanden werden.

Generell wurde eher Wert auf die schnelle Ausführung der Arbeiten denn auf die Schonung der vorhandenen Bausubstanz gelegt.

Alles Experten

Handwerker sind Experten. Nicht nur für ihr Gewerk, sondern auch für alle anderen. Und selbstverständlich gibt es auch überall sonst etwas zu kritisieren.

Alles Musiker

Handwerker hören entweder WDR 4 (in einer Lautstärke, dass die Nachbarin direkt mithört) oder sie singen. Gerne auch nur eine einzige Liedzeile über Stunden.

Derzeit befinden wir uns (trotz andauernder Baustelle) in einer dringend nötigen Handwerkerpause.

Erstens kommt es anders und zweitens …

Als der Mann und ich letztes Jahr im Sommer das Haus kauften (oder vielmehr die Bank das Haus kaufte und wir uns auf unendlich in ihre Fänge begaben), wurde ein Plan gemacht: September bis Ende November Umbau, Ende November Einzug, Weihnachten gemütlich unter unserem ersten Weihnachtsbaum mit vollständig ausgepackten Kisten.

Schon vor September gab es die ersten kleineren Verzögerungen – es dauerte, bis wir einen Architekten hatten und es dauerte noch etwas länger, bis wir Handwerker hatten. Alles kein Problem (dachten wir), schliesslich wollten wir sowieso einen Großteil der Arbeit alleine erledigen. Die Baugenehmigung kam in Eilgeschwindigkeit, von uns aus konnte es losgehen.

Unverhofft kommt oft

Eine Woche vor der Schlüsselübergabe hielt ich noch etwas in den Händen: Einen positiven Schwangerschaftstest. Die erste Septemberwoche wurde also nicht nur für den Start der Umbauarbeiten, sondern auch den Besuch beim Arzt genutzt und fortan gab es einen weiteren Meilenstein im Terminplan: Anfang Mai 2018, Geburt.

Während der Mann und ich uns hervorragend an unseren eigenen Plan hielten, Böden herausrissen, Schlacke schippten und jeden Abend bis spät auf der Baustelle malochten, lies die Arbeit der externen Arbeiter zu wünschen übrig. Sagen wir es so: Wir waren schon glücklich, wenn Arbeiter auftauchten. Dazu kamen einige Überraschungen, die das Haus zu bieten hatte. So waren Teile des Erdgeschosses nicht unterkellert, was uns bekannt war. Nicht bekannt war uns allerdings, dass sich dort nur ca. zehn Zentimeter bröseliger Beton über einem Lehm-Sand-Gemisch befand. Also wurde der Auftrag erteilt, dieses fachgerecht auszuschachten, zu dämmen und zu betonieren.

Wer braucht schon ein ganzes Haus …

In der oberen Etage stockten die Arbeiten vollständig. Zwar gab es irgendwann ein Angebot des bevorzugten Dachdeckers, letztendlich zog sich der geplante Beginn des Ausbaus der als Schlafzimmer geplanten Gaube bis Anfang Januar hin. Tatsächlich zog er sich noch länger hin, schliesslich kam dann erst einmal Kälte und Schnee.

Eines geschah planmässig: Der Umzug Ende November. Mit über 100 Kartons in eine Baustelle. In einem Drittel des Erdgeschosses gab es Boden (am letzten Abend vor dem Umzug haben der Mann und ich bis zehn Uhr Dielen gehämmert, um dann anschliessend bis drei Uhr Kartons zu packen), der Kühlschrank lief und in das Arbeitszimmer des Mannes führte eine Leiter. Die Treppe hatten wir Wochen vorher nach Leipzig verkauft. Abends stand erst der Schwiegervater mit Blumen und dann die Nachbarn mit Neugier vor der Tür, der Mann servierte Wein aus Wassergläsern und wir sassen inmitten von Kisten auf einem Teil des Sofas in einem Teil der Wohnung, der eigentlich die Küche war. Die besten Parties steigen tatsächlich immer in der Küche.

Weihnachten, Silvester, Arbeitsmüdigkeit

Auch Weihnachten kam planmässig, wir hatten sogar einen Herd, der Tisch stand auf dem Teil des Bodens, der nur mit Dachpappe belegt war (Schüttung, Trockenestrich und Dielen kamen später), herunterhängende Stromkabel zauberten Bilder an die tags zuvor vollendete aber noch nicht gespachtelte Schallschutzwand – es gab trotzdem leckeres Essen und es war schön.

Mit dem neuen Jahr begannen die Arbeiten in der oberen Etage, allerdings sank meine Arbeitskraft. Der Bauch trat tatsächlich langsam zum Vorschein (wenn er auch erst in den letzten sechs Wochen explodiert ist) und die Müdigkeit nahm zu. Auch beim Mann setzte Müdigkeit ein, ein halbes Jahr Dauerhandwerken ohne wirkliche Erholung an den Wochenenden forderte Tribut. Unsere Arbeiten beschränkten sich auf die Wochenenden, in der Woche wollten und konnten wir nicht mehr. Zwischendurch brauchen wir dann aber auch mal an den Wochenenden Abwechslung – die kann so aussehen, dass wir den Garten ein bisschen roden. Oder, dass wir aus Versehen eine Überschwemmung im Bad anrichten, die dann eine Stunde wischen und wringen in Anspruch nimmt.

Mitte Februar – es wird noch gefliest. Wenn auch nur noch im sitzen …

Während unsere Arbeitsmotivation sank, stieg allerdings die Anwesenheit von Handwerkern. Es wurde verputzt, neue Fenster eingesetzt, Elektroleitungen gezogen, Heizungen vorbereitet – es ging voran.

Baby vs. Handwerker

Derzeit findet ein Wettrennen statt: Baby gegen Handwerker. Es wäre schön, wenn die Handwerker gewinnen und wir vor der Geburt unser (seit Monaten eingelagertes) Schlafzimmer in der ausgebauten und wirklich grandios gewordenen Gaube aufbauen könnten. Vielleicht kommt auch das Regal für die Küche, wodurch alle Kartons im Erdgeschoss ausgepackt werden könnten. Dass dann die ein oder andere Stelle eher nach Abbruch als nach Aufbau aussieht und noch gestrichen werden muss – geschenkt. Und wenn wir wieder an die im Kinderzimmer gelagerten Kleiderkartons kommen, die derzeit unter einer sehr verstaubten Folie schlummern, besteht auch die Chance, dass mir die Sachen wieder passen.

Es bleibt spannend.

Der Klaviertransport – Ein Drama in zich Akten

Der Mann verfügt über ein Klavier, massiv hergestellt in den siebziger Jahren im fernen Japan. Da wir dieses Klavier ungern in der Mietwohnung zurücklassen wollten, haben wir uns um einen Transport bemüht. Selbstverständlich mit Profis. Abriss eines Dramas in unzähligen Akten.

Erster Akt – Der Auftrag

Das Gesamt-Umzugsunternehmen macht den Klaviertransport nicht, der Mann befragt also F.. F. ist vor einigen Wochen über uns eingezogen und verfügt als verhinderter Konzertpianist über einen Flügel, der mit ihm umgezogen ist. Er war mit dem Transporteur sehr zufrieden und empfiehlt ihn uns.

Der Mann kontaktiert den Transporteur, der 140 Euro plus Mehrwertsteuer veranschlagt. Der Mann weisst ihn darauf hin, dass das Klavier aufgrund des engen Treppenhauses HOCHKANT transportiert werden muss. Das sei kein Problem.

Zweiter Akt – Erster Versuch

Die Wohnung ist leer, es steht nur noch das Klavier. Direkt nach Klaviertransport soll die Wohnungsübergabe mit der Hausbesitzerin stattfinden. Der Wagen fährt vor, zwei Mann begutachten das Klavier und stellen fest: „Das muss hochkant getragen werden.“ Der Mann bleibt ruhig und weist darauf hin, dass er das bei der Auftragserteilung erwähnt hat. Anscheinend kann nur einer das Klavier transportieren: Alexej. Der ist aber im Urlaub. Und erst Donnerstag wieder da. Problem: Donnerstag ist der 1., die Wohnung also nicht mehr von uns gemietet. Und der Mann ist Donnerstag auf Dienstreise. Ein neuer Termin für den nächsten Tag acht Uhr wird verabredet.

Dritter Akt – Zweiter Versuch

Der Mann befindet sich ab 7:45 Uhr in der mittlerweile übergebenen Wohnung. Kurz vor acht erhält er eine SMS, dass die Transporteure gegen 9:30 Uhr eintreffen werden. Der Mann ist etwas verärgert und ruft den Chef der Transporteure an. Der wusste nichts von einem Termin um 8 Uhr.

Vierter Akt – Dritter Versuch

9:30 Uhr: Der Chef erscheint persönlich mit seinen Trägern. Nach zehn Minuten steht fest: Das Klavier muss hochkant getragen werden. Das kann nur Alexej. Der ist bis Donnerstag …

Der Mann gibt den Transporteuren den Schlüssel zur Wohnung, verabredet Abholung des Klaviers am Nachmittag und Lieferung zum Haus am Samstag, wenn er wieder von der Dienstreise zurück ist.

Fünfter Akt – Wohin überhaupt?

Der Mann erhält Freitags einen Anruf, dass das Klavier zwischen 9:30 Uhr und 10 Uhr geliefert wird. Der Mann erhält eine Stunde später einen Anruf, wohin das Klavier überhaupt geleifert werden soll.

Sechster Akt – Ein Klavier, ein Klavier

Bis zehn Uhr kein Klavier. Ich begebe mich in den Keller um Regale aufzubauen und das Drama nicht weiter verfolgen zu müssen.

10:30 Uhr: Ein Klavier. Und sogar das Klavier des Mannes. Soweit man das erkennen kann, es hat nämlich einige Kriegsverletzungen. Und die Untersetzer für die Räder fehlen. Der Mann besteht darauf, dass das Klavier auf Rigipsplatten abgestellt wird. Den Dielenboden haben wir nämlich gerade erst in Eigenarbeit verlegt und sind da etwas eigen.

Der Mann bekommt eine Rechnung in die Hand gedrückt. 270 Euro wegen Hochkanttransport. Der Mann weigert sich, diese Anzunehmen und schreibt eine Mail an den Transporteur-Chef. Bis heute kam keine Antwort.

Dass der Klaviertransport kein Einzelfall war, erfuhren wir bei der Lieferung unseres 170 kg schweren Herdes. Das dauerte allerdings nur zwei Anläufe, bis der in unserer Küche stand.

Wie man ein Haus kauft – Umbau(planung)

Teil 1 – Finden und besichtigen

Teil 2 – Überraschungen vermeiden

Quasi live und Mitten aus der Umbauphase heraus, die selbstverständlich die ein oder andere Überraschung bereit hält – ich werde berichten. Hier aber schon mal das, was man vor dem Umbau berücksichtigen sollte:

Bauberatung

Das Haus ist quasi gefunden, die Phantasie ist durchgegangen und nun stehen die Umbaupläne im Raum. Allerdings sind wir in Deutschland und so einfach loslegen ist nicht. Deshalb sollte man die städtische Bauberatung aufsuchen. Die Damen und Herren dort beraten kostenlos, wie weit liegt allerdings an der Person. Beim ersten Besuch wurde ich umfassend aufgeklärt, auch über Bauvorhaben auf umliegenden Grundstücken, beim zweiten Besuch eher spärlich. Auf jeden Fall konnte man mir bei der Bauberatung sagen, ob ich einen Anbau errichten darf. Für weitere Fragen bin ich zur Bauaufsicht gegangen.

Bauaufsicht

Wände rausreissen, Gaube erhöhen – wofür brauche ich eigentlich Genehmigungen und was darf ich überhaupt? Am besten mit konkreten Fragen und Plänen zur Bauaufsicht, dort bekommt man die entsprechenden Auskünfte. Ich weiss jetzt, dass ich bei baulichen Veränderungen an einem Doppelhaus die Einwilligung des Nachbarn brauche (Gebot der Rücksichtnahme), aber einen Sprungturm bis zehn Meter Höhe ohne Baugenehmigung errichten darf.

Jemand, der Ahnung hat

Wenn man etwas verändern möchte, sollte man auf jeden Fall jemanden hinzuziehen, der Ahnung hat. Einen Architekten oder Statiker beispielsweise. Beim Entfernen von Wänden im Innenraum muss man sogar zwingend einen Statiker rechnen lassen, sonst kann eine Geldbuße drohen. Einen Bauantrag stellen darf auch nur jemand, der bauvorlageberechtigt ist. Wir mussten leider feststellen, dass es etwas schwieriger ist, einen passenden Partner für die Planung finden. Erst Architekt Nummer vier war unser kleines Vorhaben groß genug, um uns zu unterstützen. Hier also durchaus Zeit einplanen.

Auf Empfehlung

Bei den Handwerkern haben wir uns auf Empfehlungen im Freundes- und Bekanntenkreis verlassen. Meist wurden uns Firmen empfohlen, die Schäden beseitigt haben, die andere Firmen gemacht haben. Ob sich das auszahlt, wird sich beim Umbau selber zeigen. Auf jeden Fall holen wir zu jedem Gewerk mehrere Angebote ein. Ein Tipp von unserem Statiker: Auch als Großstadtmensch mal Angebote „vom Dorf“ einholen, teilweise sind die trotz Anreisekosten günstiger.

Selbst sind Mann und Frau

Weil sowohl der Mann als auch ich gerne handwerken, absolvieren wir verschiedene Baumarktkurse zu Fliesen legen, mauern, verputzen und Ständerwerk. Das lohnt sich auf jeden Fall, egal, ob wir dann selber anpacken oder beurteilen wollen, ob die „Fachfirma“ Mist macht.

Asbest?

An drei Stellen am Haus vermutete Architekt Nummer 1 Asbest, unter anderem in der „Schieferverkleidung“. Wir haben Proben genommen und diese an ein Labor geschickt. Das kostet um die 70 Euro pro Probe, dafür bekommt man aber sehr schnell ein Ergebnis.

Jemanden, der noch kein Eigentum umgebaut hat, erkennt man übrigens an dem Satz „Ihr könnt das ja nach und nach machen …“ Zumindest bei einer Finanzierung bei der Bank geht das nicht, die wollen, dass der Umbau nach einem halben Jahr abgeschlossen ist und der Gutachter noch mal durchgehen kann.

 

 

Wer will fleißige Handwerker sehn – Baumarkt-Kurs

Samstags, 10 Uhr. Misstrauisch beäugen die Handwerker-Männer (zu erkennen an ihren Arbeitshosen, Nagelbeuteln oder einfach nur daran, dass sie sich in einem Baumarkt aufhalten) die muntere Truppe, die sich da mitten im Baumarkt aufhält und motiviert von Schul(bier)bänken aufspringt, um eine Mauer zu bauen.

Kein Flashmob sondern engagierte Heimwerker

Dabei handelt es sich nicht etwa um eine Flashmob, sondern um einen Baumarkt-Kurs der DIY Academy. Die ehemalige Deutsche Heimwerker Akademie hat sich (zumindest namensmässig) internationalisiert und trägt seitdem den „Do it Yourself“-Trend im Namen.

In Zusammenarbeit mit verschiedenen Baumärkten bietet die DIY Academy „Baumarktkurse“ an. Die fünf Stunden langen Kurse werden von Trainern der DIY Academy im jeweiligen Baumarkt gegeben.

Anhand der Postleitzahl kann man bei der DIY Academy nach Kursen in der Umgebung suchen. Die Anmeldung erfolgt direkt bei den Baumärkten, was nicht immer einfach ist, weil auf die Anmeldungsmail schon mal nichts zurückkommt. Bei der Nachfrage haben dann aber alle geantwortet.

Baumarkt-Kurs

Baumarkt-Kurse bieten außerdem die Gelegenheit, die schicke neue Heimwerker-Garderobe schon mal Probe zu tragen …

Jeder Baumarkt ist anders

So verschieden wie die Baumärkte sind, so verschieden gestalten sie auch das Kursumfeld  – ich habe sowohl mitten in der Baustoff-Ausstellung gearbeitet, als auch in einem Extra-Raum. Auch die Preisgestaltung hängt vom Baumarkt ab, mal sind es zehn Euro für den Kurs, mal 20 Euro, die dann als Gutschein wieder zurückgegeben werden. In jedem Kurs sind wir mittags verpflegt worden, mal mit belegten Brötchen, mal mit einem Gutschein für die Currywurst-Bude auf dem Parkplatz.

geflieste Wand

Nicht schön (braune Fugen sind nun auch nicht Mainstream), aber sie bleiben immerhin dran!

Meditatives Wände verputzen

Warum die Teilnehmer an den Kursen teilnehmen, ist verschieden: Manch einer hat Eigentum gekauft, vielleicht sogar ein konkretes Vorhaben im Auge, mancher möchte einfach mal wissen, wie das geht oder beurteilen können, ob der Handwerker was Vernünftiges abgeliefert hat. Der Mann und ich hatten Eigentum gekauft, konkrete Umbaupläne und wollten einiges selber machen und bei anderem dem Handwerker über die Schulter schauen. Eigentlich. Das Problem ist nur: Bei den Kursen merkt man, dass das alles ganz gut geht, wenn man nicht zwei linke Hände hat. Und dass man an der einen oder anderen Stelle vielleicht anders arbeitet als ein Handwerker das tun würde. Klar kostet das mehr Zeit, als ein Profi brauchen würde, aber nach meiner ersten verputzten Wand wollte ich Kurse ins Leben rufen für meditatives Wände verputzen.

Früh anfangen

Im April haben wir mit „Grundkurs Fliesen legen“ angefangen und dann (bis auf Mai) jeden Monat einen Baumarktkurs gemacht. „Mauern“, „Verputzen“, „Metall-Ständerwerk“ und „Fenster und Türen einbauen“ waren schon, „Haussicherheit“ folgt noch. Wichtig für uns war: Wir hatten viel Spaß und haben gemerkt, was wir können und was vielleicht einer von uns besser kann als der andere. (Beim Fliesen legen ist die Aufgabenteilung ganz klar: Der Mann muss den Fliesenkleber aufbringen, dafür verfuge ich hinterher.) Außerdem konnten wir uns speziell für unsere Baustelle Infos holen. Es macht Sinn, frühzeitig mit den Kursen anzufangen, aber vielleicht schon die Besonderheiten des eigenen Projekts zu kennen.

Und dann Schräubchen gucken

Mal ehrlich: Schön ist doch auch, nach den Kursen Schräubchen gucken zu gehen* und sich mit dem notwendigen Werkzeug einzudecken. Und wenn alle beruflichen Stricke reissen, dann mache ich mich als Allround-Handwerkerin selbstständig. Oder ich bewerbe mich in drei Jahren als „Miss Do-it-yourself„. Mäuerchen gefällig?

Mauer aus Yton

* Der Ausdruck „Schräubchen gucken gehen“ stammt von Julia in einem Kommentar bei der lieben Frau Nessy. Und er ist so toll, dass ich am liebsten ein T-Shirt mit „Ich gucke nur Schräubchen“ oder „Schräubchen-Guckerin“ oder so hätte.

 

Wie man ein Haus kauft – Überraschungen vermeiden

Zu Teil 1 „Finden und besichtigen

Die folgenden Tipps sind selbstverständlich subjektiv und teilweise auch selbstverständlich. Trotzdem wäre ich ganz froh gewesen, wenn ich das alles zu Anfang unserer Haussuche gewusst hätte. Geklappt hat es jetzt trotzdem. Hurra!

Ungenehmigte Bauten

Neben dem Haus war dem Mann eines besonders wichtig: Eine große Garage oder Werkstatt. Eines der ersten besichtigten Häuser hatte nicht nur mehrere Garagen, sondern auch ein 60 qm großes, massiv gebautes und unterkellertes Gartenhaus vorzuweisen. „Alles genehmigt“ behauptete der Verkäufer, während er mit dem Katasterauszug herumwedelte.

Um herauszubekommen, ob das tatsächlich so ist, kann man die Bauakte einsehen. Das geht in Essen im Bauaktenarchiv. Notwendig ist eine Vollmacht des Besitzers, wenn dieser aber nichts zu verbergen hat, wird er nichts dagegen haben. In der Bauakte sollten dann Bauzeichnungen, Bauscheine etc. vorhanden sein. Die Einsicht kostet ein paar Euro, Kopien aus der Bauakte weitere. Allerdings kostet der Erwerb eines Schwarzbaus deutlich mehr: Wenn das Ganze auffliegt, muss man nicht nur ein erhöhtes Genehmigungsentgelt zahlen (ich habe irgendwo etwas von dreifachem Satz gelesen), sondern den Spass eventuell abreissen.

Den Katasterauszug kann man ohne Vollmacht beim Katasteramt (selbstverständlich gegen Gebühr) bekommen, allerdings sagt er nur etwas über die Grundstücksgrenzen und die eingemessenen Gebäude aus, nichts darüber, ob sie genehmigt sind.

Baulasten

„Eine Baulast ist im Bauordnungsrecht der meisten deutschen Bundesländer eine öffentlich-rechtliche Verpflichtung eines Grundstückseigentümers gegenüber der Baubehörde, bestimmte das Grundstück betreffende Dinge zu tun, zu unterlassen oder zu dulden.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Baulast)

Eine Baulast kann zum Beispiel eine Wasserleitung des Nachbarn quer über das Grundstück sein, aber auch ein Wegerecht. Je nachdem kann eine Baulast den Wert des Grundstücks beeinflussen – weshalb sich die finanzierende Bank immer auch für die Baulasten interessiert.

Mit einer Vollmacht des Eigentümers und gegen eine Gebühr (in Essen 20 Euro) bekommt man eine Auskunft aus dem Baulastenverzeichnis von der Stadt.

Grundbuch

Im Grundbuch sind Lage und Größe des Grundstücks, Eigentümer sowie Lasten und Beschränkungen eingetragen. Mit einer Vollmacht des Eigentümers erhält man (in Essen beim Amtsgericht) eine Abschrift. Schon in der Vollmacht sollte man die dritte Abteilung ausschliessen, dort ist nämlich die Grundschuld eingetragen, also quasi die Sicherung durch die Bank etc. (und die geht einen erstmal nichts an). Wir haben einen beglaubigten (20 Euro) und einen unbeglaubigten (10 Euro) Ausdruck angefordert und haben den beglaubigten nie benötigt.

Teil 3 „Kosten“ folgt

 

Wie man ein Haus kauft – Finden und besichtigen

Die folgenden Tipps sind selbstverständlich subjektiv und teilweise auch selbstverständlich. Trotzdem wäre ich ganz froh gewesen, wenn ich das alles zu Anfang unserer Haussuche gewusst hätte. Geklappt hat es jetzt trotzdem. Hurra!

Ein Haus finden

Am allerschlechtesten hat bei uns die Suchanzeige in Online-Immobilienportalen funktioniert. Dafür haben wir Geld gezahlt, aber nie ein Angebot bekommen. Selbstverständlich kann man auch einfach selber suchen. Für das richtige Objekt muss man zwar viel Glück haben, aber bei uns hat es funktioniert. Leider nehmen in letzter Zeit die Fake-Anzeigen immer mehr zu, die tolle Häuser/Wohnungen für Schnäppchenpreise anbieten.

Sehr gut lief die Anzeige im lokalen Anzeigenblättchen (in Essen der Stadtanzeiger). Die liegt in allen Haushalten aus und wird anscheinend auch gelesen – pro Anzeige war immer mindestens ein Anruf.

Am allerbesten funktionierte die einfachste und günstigste (weil kostenlos) Methode: Ein Zettel in einem Biosupermarkt im Stadtteil unserer Wahl. „Suchen Haus, sind nett! (Echt!)“ Der Mann hat danach viele interessante Telefonate geführt, z.B. mit einer Frau, deren Nebenhaus verkauft wird („Wenn SIE nicht nett sind! Ich hab schon einen blöden Nachbarn!“).

Vor der Besichtigung

Hört sich einfach an, aber „Google ist dein Freund“. Google Streetview und Google Maps waren im Dauereinsatz um zu checken, ob das Haus uns überhaupt gefällt (Braun gefliest? Eher nicht …), ob uns die Gegend gefällt und wie weit entfernt Dinge wie Supermarkt, ÖPNV etc. entfernt sind. Und wenn dann alles stimmte, sind wir mal vorbei gefahren. Und wenn dann immer noch alles stimmte, haben wir einen Besichtigungstermin gemacht.

Außerdem kann man im Vorfeld schon das ein oder andere über das Haus herausfinden. Ob es denkmalgeschützt ist, zum Beispiel. Bei einem Objekt wussten wir über Geschichte und Denkmalschutz des Hauses besser Bescheid als der Makler …

Bei der Besichtigung

Wichtig ist vor allem eins: Vorstellungskraft. Manchmal muss man sich den Gelsenkircher Barock rausdenken, im Geist die ein oder andere Wand versetzen und dann ist es das. Manchmal hilft aber auch die größte Vorstellungskraft nichts. Zum Beispiel, wenn das Haus einfach vollkommen verbaut ist. Oder, wenn es seit einem Jahr oder länger nicht mehr geheizt wurde. Dann kann es nämlich sein, dass die Rohre geplatzt sind und komplett neu gemacht werden müssen. Oder die Elektrik eher aus den 1950er Jahren stammt und ebenfalls komplett ersetzt werden muss. Die ersten Objekte haben wir – teilweise anhand von Fotos, teilweise vor Ort – von einer Architektin prüfen lassen. Nach einem halben Jahr haben wir dann selber in kürzester Zeit gewusst, ob wir das Objekt stemmen können oder ob die Instandsetzung schon das gesamte Budget verschlingt und für die Schönheit nichts mehr übrig bleibt.

Wir haben immer gefragt/geguckt nach:

  • (Bei leerstehenden Häusern) Wie lange steht das Haus leer?
  • (Bei leerstehenden Häusern) Wurde über die letzten Winter geheizt?
  • Von wann sind Elektrik, Rohre, Heizung, Dach?
  • Ist der Keller feucht? (Brökelnder Putz? Wasserschaden auf dem Boden/Mauer erkennbar?)
  • Gibt es eingetragene Baulasten?
  • Ist alles, was gebaut wurde auch genehmigt?
  • Wie sind die Nachbarn?

 Kummerkasten

Ein Grund, weshalb ich keine weiteren Besichtigungen mehr machen wollte, waren die persönlichen Schicksale vieler Verkäufer. Während der Besichtigungen wurde uns nicht nur das Haus gezeigt, sondern über Krankheiten, Kinder, Todesfälle usw. berichtet. Wer das nicht ab kann, sollte nur Besichtigungen mit Makler machen.

Teil 2 „Überraschungen vermeiden“ folgt …