Archiv der Kategorie: Ruhrgebiet

Haus am See - Schöner Blog(t)

Homestories – Die unendliche Suche nach einem Haus

Ein Bekannter von uns hat seine Villa („Haus“ würde dem Riesenkasten nicht gerecht) vor kurzem dank einer Schildkröte verkauft. Die Besichtigung mit dem potentiellen Käufer (pK) begann im Garten, in dem nach einiger Zeit die Familien-Schildkröte Max auftauchte. Der pK sah Max und verkündete, dass er das Haus kaufe. Weil er in einem Haus mit Schildkröten aufgewachsen ist und das ein gutes Omen für ihn wäre. Das eigentliche Haus interessierte ihn dann kaum noch, an den Kauf knüpfte er eine Bedingung: Max müsse bleiben.

Die Armin-Maiwald-Methode

Der Mann und ich suchen ein Haus. Seit fast zwei Jahren. Zugegeben, am Anfang haben wir das Ganze eher „nebenbei“ betrieben, seit Anfang des Jahres machen wir aber ernst. Im lokalen Anzeigenblättchen läuft eine Daueranzeige und frei nach der Methode, die schon Armin Maiwald bei der Häusersuche geholfen hat, fragen wir einfach jeden Menschen, den wir treffen, ob er ein Haus verkauft. Oder jemanden kennt, der eins verkauft.

Bei unserer Haussuche ist uns noch keine Schildkröte begegnet, dafür viele Frösche. Hier die ersten von einer Vielzahl von Froschgeschichten – die anderen folgen nach und nach. Und solange sich nicht ein Frosch plötzlich als Prinz entpuppt, gibt es weiter Geschichten.

Die Garagen mit Wohnung

Zentral gelegen, zwei Garagen, eine Werkstatt – und das alles in der Nähe der Rüttenscheider Partymeile. Dafür muss es auch komplett „gemacht“ werden. Bisher eher Anbau und Büro als eigenständiges Haus, gibt es zum Beispiel kein Badezimmer. Und keine eigenständige Heizung. Das vergisst der Makler aber zu erwähnen und gibt dann auf Nachfrage zu, dass es nur einen Öltank im Nachbarhaus gibt.

Wir haben trotzdem viel Vorstellungskraft und im Kopf schon alles umgebaut. Bis unsere Freundin und Architektin durchgeht und ein, zwei Dinge feststellt. Zweiadrige Elektroleitungen. Heizungsrohre, die seit drei Jahren nicht mehr genutzt wurden – „eine fast 100prozentige Garantie, dass ihr euch einen Wasserrohrbruch einfangt“. Und dann die Kleinigkeit mit dem Abwasser. Das Haus ist nämlich nicht an den Abwasserkanal angeschlossen. Nach dem die Zahl von 200.000 Euro Modernisierungskosten „ohne schön machen“ im Raum steht, sagen wir ab.

Das Elternhaus

Auf unsere Immoscoutanzeige wird uns ein Haus angeboten. Hinter einem Mehrfamilienhaus gelegen, dafür mit unverbaubarem Blick auf die Ruhr. Bisschen klein, aber da kann man ja einen Anbau dranmachen.

Die Besichtigung kann erstmal nur von außen stattfinden, weil die im Haus lebenden Mieter noch nichts von ihrem „Glück“ wissen. Wir begutachten also vom Balkon des Vorderhauses und stapfen einmal ums Haus.

Beim Besuch der Bauberatung stellt sich heraus, dass nebenan ein Mehrfamilienhaus gebaut werden soll und sämtliche Garagen, Partyräume und massiven und unterkellerten Gartenhäuser, die sich auf „unserem“ Grundstück befinden, (vermutlich) nicht genehmigt sind. Für eine kostengünstige Anbauvariante mit Fertigelementen ist außerdem die Zuwegung zu schmal wegen eines riesigen (und vermutlich auch nicht genehmigten) Pools.

Schildkröte auf der Flucht

Max hat sich übrigens drei Tage nach der Hausbesichtigung aus dem Staub gemacht. Im Rahmen einer Großfahndung wurde er drei Gärten weiter entdeckt. Nun befindet sich Max im betreuten Wohnen – nicht, dass der Kaufvertrag noch an der Abwesenheit der Schildkröte scheitert!

 

Wir suchen also immer noch. Nichts Großes aber möglichst alleinstehend und möglichst mit einer Doppelgarage oder etwas vergleichbarem. Der Mann möchte gerne an Autos werkeln und Klavier spielen können.

Richtig gut gefallen hat es uns in Stadtwald und Haarzopf. Wir schauen uns aber generell im Essener Süden um, auch Mülheim-Raadt und -Heißen sind eine Option.

Wer was weiß oder jemanden kennt, der jemanden kennt – bitte Mail an schoener(a)schoenerblog.de

Wir haben keine Angst vor Häusern, an denen „noch etwas gemacht werden“ muss. Selbstverständlich auch nicht vor Häusern, an denen nichts mehr gemacht werden muss.

Sonntagsausflug in die Notfallpraxis

Einmal im Monat haben der Mann und ich ein „freies Wochenende“. Keine festen Verabredungen, nur spontane Unternehmungen. Diesen Sonntag waren wir ganz spontan in der Notfallpraxis.

Samstag bekam ich vormittags Quaddeln am Hals. Mittags waren die dann auch um den Mund. Da meine Haut oft gereizt auf alles mögliche reagiert, machte ich mir keine Gedanken, sondern zückte abends das Make-up und überpinselte. Danach fuhr ich zu einer Sommerfeier – nicht ganz entsprechend der Freie-Wochenende-Regel, aber eher dienstlich als privat. Für das lustige Erinnerungsfoto schlug mein Chef schon vor, dass ich mir ja wegen der „lustigen allergischen Reaktion“ etwas vors Gesicht halten könnte – charmant, charmant. Es beruhigte ihn ungemein, dass ich schon vor Verzehr des Pulled Pork-Burgers allergisch reagiert hatte – der stand nämlich auch auf seinem Speiseplan.

Notaufnahme - Schöner Blog(t)

 

Wieder zuhause waren sämtliche Quaddeln einer gesunden roten Farbe gewichen. Im Gesicht und am Oberkörper verwandelte ich mich in die kleine Schwester von Hell Boy. Passend dazu schauten der Mann und ich die Marvel-Verfilmung „Captain America 2“.

Am nächsten Morgen sah mir Hell Girl aus dem Spiegel entgegen. Tomatenrotes Gesicht und (mittlerweile) ganzer Körper, die Augenparty erinnerte stark an Jocelyn Wildenstein. Die Hoffnung, dass über Nacht alles weg ist, hatte sich nicht erfüllt.

Notaufnahme - Schöner Blog(t)

 

Also suchte ich zum vierten* Mal in meinem Leben eine Notaufnahme auf. In Essen gibt es die auch in Form einer Notfallpraxis, die aber genauso im Alfried-Krupp-Krankenhaus zu finden ist. Der Mann, der zu Studienzeiten im Krankenhaus gejobbt hatte, packte sich in Erwartung eines längeren Aufenthalts eine Arbeitstasche inklusive Laptop und fuhr mich.

Zum Arbeiten kam er nicht, so schnell war ich oft noch nicht mal mit Termin im Behandlungszimmer. Der Arzt musste erst einmal darauf aufmerksam gemacht werden, dass ich normalerweise nicht so verquollen aussehe und auch keine so gesunde Hautfarbe habe. Eine Cortisonspritze und ein Rezept später waren wir auf dem Weg zur nahegelegenen Not-Apotheke.

Vor der hatte sich bereits eine Schlange gebildet, die jedem Lebensmittelladen in Zeiten von Verknappung Ehre gemacht hätte. Nach 45 Minuten hielt ich mein Antihistaminikum in den Händen und wurde mit dem Wunsch nach guter Besserung entlassen.

Der Mann platzierte mich zuhause auf dem Sofa, der Leihvogel freute sich über Gesellschaft und meine Augen erlaubten mir nach einiger Zeit zumindest wieder fernzusehen. Dafür entwickelte meine Haut reptilienhautähnliche Partien. Von Hell Girl zu Lizard. Zwei Tage später war zwar nichts mehr zu sehen, aber zu spüren – ich könnte mir die Haut großflächig abkratzen, weil es so juckt. Das hielt noch die ganze Woche an.

Auslöser für die allergische Reaktion waren übrigens vermutlich Indische Flohsamen. Die habe ich ein paar Tage gut vertragen, Samstag tauchten die Beschwerden eine halbe Stunde nach Verzehr auf. Meine Recherche hat dann ergeben, dass „wenige Menschen“ allergisch gegen Flohsamen sind. Immerhin hatte ich nur allergische Hautreaktionen und keine Bronchialspasmen.

*1: zu viel Schokolade gegessen und dadurch Verdacht auf Blinddarmentzündung; 2: tatsächlich Blinddarmentzündung; 3: zu heiß, zu kalt getrunken, Ohnmacht

Schulspochtlehrer - Schöner Blog(t)

Schulspocht-Lehrer

Bis heute behaupte ich, unsportlich zu sein. Dabei stimmt das vermutlich nicht, vor meiner Zeit mit Yoga, Rückenschule und Crosstrainer habe ich freiwillig diverse Jahre Selbstverteidigungskurse, Ju Jutsu, Aquafitness betrieben und Fitnessstudios besucht.

Meine gefühlte Unsportlichkeit begann auf dem Gymnasium.

Disziplin ist ein Hauptwort

In der fünften Klasse hatte ich Sportunterricht und Einführungsunterricht für Neu-Gymnasiasten bei Herrn X. Herr X schrieb im Einführungsunterricht „Disziplin ist ein Hauptwort“ an die Tafel und lebte dieses Motto im Sportunterricht aus. Wir rannten. Bevorzugt zu einem entfernten Sportplatz, der von
Flieder umwachsen war. Was wir dort gemacht haben, weiß ich nicht mehr, aber es war ein Trikot aus Polyester mit dem Namen meiner Schule dafür von Nöten. Was ich dort gemacht habe, weiß ich: Ich habe mich die meiste Zeit gekratzt. Ich war nämlich allergisch gegen Flieder. Meine Mutter war so umsichtig, den Lehrer zu bitten, auf den näher gelegenen Sportplatz auszuweichen. Der Lehrer hatte aber eine bessere Idee: Ich sollte langärmlige Kleidung tragen, dann fällt das Kratzen schwerer.

Ein Waschbecken voll Blut

Mein nächster Sportlehrer war Herr B. Selbst von nicht sonderlich sportlicher Konstitution kommandierte er, statt zu lehren. Herr B. bevorzugt Seilklettern, Übungen auf diesem unsäglichen Bock und ähnliche Späße. Aufgewärmt wurde durch Fangenspielen. Bei einem Aufwärmen knallte ich in Michaela. Meine Zahnspange hinterließ einen Abdruck an ihrer Stirn, der nicht weiter schlimm aussah. Auch die kleine Wunde unter meiner Lippe sah nicht weiter schlimm aus. Nur, dass die Wunde ein Durchbiss war und mein Mund unter der Lippe von innen ziemlich lang aufgeschlitzt war. Herr B. kommandierte erst, dass ich mich nicht so anstellen soll – bis ich ihm das Waschbecken voll Blut spuckte. Dann durfte ich alleine mit dem Bus nach Hause fahren.

Fett und buckelig

Auf Herrn B folgte Herr B2. Sportlicher Typ mit BMW, der seine Freizeit bevorzugt in Gegenwart von Oberstufenschülerinnen verbrachte. Neben dem Diskobesuch stand er auf Cooper-Tests. Meine Pulsmessungen und insbesondere mein sich schnell wieder beruhigender Puls waren ihm genauso suspekt wie meine schlechte Laufleistung. Von ihm wurde mir prophezeit, dass ich „mit spätestens 30 fett und buckelig“ bin.

Nach dem ersten Halbjahr der elften Klasse stellte ein Orthopäde fest, dass meine Knie quasi knorpelfrei sind und befreite mich vom Schulsport. Den Großteil meiner Schulzeit habe ich übrigens Ballett getanzt und bin im Verein geschwommen. Beides hat mir Spaß gemacht.

Harry der Bär - Schöner Blog(t)

Harry der Bär

Harry Rowohlt habe ich erst Anfang 2011 für mich entdeckt – da bin ich ihm auch verfallen. Selten habe ich so viel gelacht wie in der einen Stunde, die er im Kulturkaufhaus gelesen hat. Eigentlich war es nur offiziell eine Stunde, er hat nämlich einfach weitergemacht.

Und wenn Harry Rowohlt las, dann bebte nicht nur die Erde, sondern die Geschichte wurde lebendig. Zuletzt durften der Mann und ich das 2012 in Gelsenkirchen erleben, wo Rowohlt quasi ein Heimspiel gab. Schließlich war er mütterlicherseits ein Ruhrpottkind, sein Opa Franz Pierenkämper war Sitzredakteur in Bochum, seine Mutter wurde in Bochum geboren und erhielt dort auch ihre Schauspielausbildung. Selbst Harry lebte einige Zeit im Ruhrgebiet, als seine Mutter die Maria Stuart am Gelsenkirchener Theater gab.

Nicht nur ihm war ich verfallen, sondern auch den Kinderbüchern, die er übersetzt hat. Puh der Bär selbstverständlich. Aber vor allem die skurillen Bücher, die er grandios sprachlich umgesetzt hat. Ob Philip Ardagh oder Andy Stantons Mr. Gum-Reihe, jedes Kind im geeigneten Alter wurde von mir damit beschenkt. Dabei sind die Hörbücher einfach noch toller, schließlich wurden sie von Harry himself gelesen.

Zum Glück bleiben wenigstens die.

„Kein Flehen hilft, kein Zähneknirschen, vielleicht klappt’s aber doch mit Kirschen.“
(Harry Rowohlt)

Funktionskleidung - Schöner Blog(t)

Beobachtungen über Funktionsbekleidung

In den letzten Tagen habe ich Beobachtungen über Funktionskleidung angestellt. Dafür eignet sich besonders ein Ort in absoluter Einsamkeit, umgeben vom Nichts, quasi die Wildnis par excellence: Die Autostadt Wolfsburg.

Die Feuerwerker

Für die Nacht war wegen des 15jährigen Bestehens der Autostadt ein Feuerwerk geplant. Da die Vorbereitungen für das Feuerwerk schon getroffen waren, es aber ständig regnete, überprüften viele Feuerwerker die Vorrichtungen. Alle in Funktionskleidung. Durchaus verständlich, schließlich sind die Herren immer draußen und das (offensichtlich) bei Wind und Wetter. Alle trugen dezentes Schwarz und KEINER irgendetwas mit einer Tatze drauf. Am meisten sichtete ich ausgestorbene Elefanten aus der Schweiz (wobei es gegenüber der Autostadt ein Outlet gibt, in dem ein Shop ist).

TT – Turnschuhe und Tazenjacken

Zugegeben, auch ich hatte mich in funktionelle Kleidung gewandet. Eine regenfeste Jacke, ein Schirm, feste Lederschuhe und eine Handtasche, in die meine Kamera passt.

Funktionsbekleidung - Schöner Blog(t)

Damit unterschied ich mich aber dennoch von den anderen Besuchern, die konsequent Tatzenjacken und leuchtend bunte Turnschuhe trugen.

Funktionsbekleidung - Schöner Blog(t)

Funktionsbügelfalten

Während ich im Zeithaus sitzend auf den Mann wartete, fand ich mich plötzlich in einer asiatischen Herrengruppe wieder. Versonnen sinnierte ich, aus welchem Material wohl ihre leicht fallenden aber dennoch mit Bügelfalte versehenen Hosen seien – bis mir ein erklärendes Logo ins Auge sprang. Die Herren trugen Funktionshosen. Mit Bügelfalte.

Funktionsbekleidung - Schöner Blog(t)

Wie der Fotobeweis zeigt, gibt es wohl sogar passende Funktionssakkos.

Funktionsbekleidung - Schöner Blog(t)

The winner is

Die wohl herausstechendste Funktionskleidung trug ein etwa Mitte 20jähriger Russe: hautenge Adidas-Turnhose, Turnschuhe und ein über der ausladenden Körpermitte deutlich gespanntes T-Shirt mit der Aufschrift „Sugar Daddy“. Welche Funktion insbesondere das T-Shirt erfüllen sollte, entzieht sich meiner Kenntnis.

Verwirrung entwirren

Netterweise hat sich die liebe Frau Nessy nach meinem Artikel angeboten, mich mithilfe ihres Serviceblogs durch die Wirrungen der wandertauglichen Kleidung zu führen. Einen ersten Tipp gab sie mir bereits in den Kommentaren: Eine Weste sei sinnvoll. Nachdem ich festgestellt habe, dass die Suchergebnisse zu „Weste Funktion“ größtenteils schusssichere Westen hervorbringen, habe ich nun eine geeignete Wanderweste gefunden.

Damit ich auch den Rest sinnvoll zusammenbringe und es höchstens an meinem Allgemeinzustand scheitert, hat Frau Nessy außerdem einen umfassenden und äußerst nützlichen Wanderratgeber veröffentlicht. Sogar das Thema Proviant (in meinen Augen nicht ganz unerheblich) wird berücksichtigt. Bitte beachten Sie auch die Kommentare zum Artikel, die durchaus zusätzliches Wissen beherbergen.

Berchtesgaden, ich komme.

Hochzeitsgespenst

Vor ein paar Jahren heirateten unsere Freunde M. und U.. Der (damals vermutlich vierjährige) P. gratulierte beiden artig zum Geburtstag und war ziemlich verwirrt, als wir lachten. Alle schön angezogen, eine große Torte am Nachmittag und alle gratulieren – das muss doch ein Geburtstag sein!

Später kam P. mit einem dringenden Anliegen zu seiner Mutter: Er habe ein Gespenst gesehen. Man einigte sich darauf, dass er uns ruft, sobald das Gespenst wieder auftaucht – was es ein paar Minuten später tat, woraufhin P. uns sehr aufgeregt an den Fundort führte. Dort standen wir vor der Braut einer anderen Hochzeit, die, mit einem opulenten Kleid und Reifrock bekleidet, für Fotos posierte.

Als ich abends zum Auto ging, um meine Schuhe zu wechseln, standen einige Gäste ebendieser Braut auf dem Balkon zur Straße und bemerkten, dass „da auf der Schwulenhochzeit wohl doch auch Frauen sind“. Leider brachte mich der Mann erst später auf die richtige Reaktion: Mit dunkler Stimme „Frauen? Wo sind Frauen?“ fragen.

Alles weitere zu einem unfassbaren Zeitungsartikel hat Isabel auf den Punkt gebracht.

Freud, Hysterie und Vibratoren – Matinee zu Rusalka im Aalto

Sonntag um 11 im Aalto. Jeder über 50 wird genauestens registriert, die meisten der Gäste haben die Renteneintrittsgrenze schon weit hinter sich gelassen. Die alten Hasen reihen sich bereits vor der Tür zum Zuschauerraum auf – eine halbe Stunde vor Beginn der Matinee zu Antonín Dvo?áks Oper Rusalka.

Nach einer musikalischen Einstimmung von Lindsay Ammann (Jezibaba), erläutert Chefdramaturg Alexander Meier-Dörzenbach den Kontext, in dem die Inszenierung steht. Ob Arielle, Andersens Meerjungfrau oder das Starbucks Logo – das Fabelwesen scheint weit verbreitet. Meier-Dörzenbach erzählt außerdem vom Jahr 1900, in dem Rusalka geschrieben wurde, von Freuds Traumdeutung, der „Frauenkrankheit“ Hysterie und ausführlich über die Erfindung des Vibratoren. Die Zuhörer und -innen sind begeistert und freuen sich noch mehr, als eine Szene aus dem Film „In guten Händen“ gezeigt wird.

An die Einführung schliesst sich eine kleine Talkshow an, die Dramaturgin Janina Zell moderiert. Lotte de Beer hat Rusalka in Essen inszeniert und erzählt, wie einfach es fiel, das Stück in das Jahr 1900 und damit die Zeit von Freud einzugliedern. Ihre Idee war es, während der Overtüre eine Szene zu zeigen, in der eine junge Frau von ihren Eltern in ein Sanatorium gebracht wird – dort soll sie mit Wasserkuren von ihrer Hysterie geheilt werden. Die Personen begegnen den Zuschauern im späteren Stück wieder: In der Badewanne wird die Tochter zu Rusalka, der Vater zum Wassermann und die Mutter zur Hexe Jezibaba. Auch im Bühnenbild wird Freud zitiert, neben seinem Schreibtisch kommt auch sein Behandlungssofa zum Einsatz.

Die Darstellerin der Hexe Jezibaba, die Sopranistin Lindsay Ammann, freute sich besonders, eine vielschichtige Jezibaba geben zu können. Sie sieht die Mutter/Hexen-Rolle so, dass sie nicht verbittert ist, aber eben schon so viel erlebt hat, dass sie ihrer Tochter vorhersagen kann, dass ihre Wünsche nicht gut ausgehen werden.

Besonders Lust auf Rusalka hat Ladislav Elgr gemacht, der den Prinzen gibt. Nicht nur sein vorgetragenes Stück machte Gänsehaut, sondern vor allem die Begeisterung, mit der der gebürtige Tscheche für die – seiner Meinung nach äußerst gelungene – Inszenierung warb.

Die Matinee bietet eine gute Gelegenheit, die Inszenierung des Stückes begreifen zu können – aber auch, die Menschen hinter der Inszenierung ein wenig mehr kennenlernen zu können. Außerdem kann man durch die mit Flügelbegleitung vorgetragenen Musikstücke entscheiden, ob diese Oper überhaupt etwas für einen ist. Wer die Matinee besucht, sollte jedoch eines vorher getan haben: Sich mindestens über den Inhalt informiert haben. Denn auch wenn Lotte de Beer möchte, dass ihre Inszenierungen auch verstanden werden, wenn die Besucher den Inhalt nicht kennen, funktioniert das bei der Einführung nicht. (Ich empfehle Konrad Beikirchers Opernführer in zwei Bänden*, der alles wichtige enthält und noch Spass macht.)

Vor Premieren veranstaltet das Aalto-Theater Einführungsveranstaltungen, bei denen Regieteam, Ensemblemitglieder und Gäste die neue Produktion vorstellen, Einblicke in ihre Arbeit gewähren und so Brücken vom Konzept- zum Bühnenraum schlagen. Der Besuch der Matinee ist kostenlos.

 

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Führung durch das Aalto-Theater

Während in manchen Kreisen Aalto durchaus für Architektur und Design bekannt ist, steht in Essen Aalto für Musik. Fragt man die rund 1.000 Besucher pro Vorstellung, wissen vermutlich die wenigsten, warum das Aalto-Musiktheater überhaupt so heißt.

Aalto-Theater - Schöner Blog(t)

Ende der 1950er Jahre gewann der finnische Architekt Alvar Aalto einen Ideenwettbewerb für den Bau eines Opernhauses in Essen. In den folgenden Jahren wurde er mehrmals gebeten, den Entwurf zu überarbeiten, die Realisierung erlebte er jedoch nicht mehr mit – das Aalto-Theater wurde von 1983 bis 1988 gebaut, Aalto verstarb 1976. Beaufsichtigt wurde der Bau von Aaltos Witwe, der Architektin Elissa Mäkiniemi, die dafür sorgte, dass auch die kostspieligeren Ideen von Aalto Realität wurden. Noch heute wacht eine Kommission in Finnland darüber, dass niemand das Haus anders gestaltet, als von Aalto vorgesehen.

Mit der Geschichte des Aalto-Theaters ist man eigentlich schon mittendrin in einer der Führungen durch ebendieses. Ein bisschen geht es auch um die Architektur des Hauses. Besonders interessant fand ich nicht nur das Motiv der „Welle“, die sich durch die gesamte Architektur zieht, sondern auch die absichtlich „volksnahe“ Gestaltung des Gebäudes. Die Bewohner des vom Bergbau geprägten Essen sollten nicht in Ehrfurcht vor dem Opernhaus erstarren, daher gibt es zum Beispiel keine große Freitreppe und keine riesigen Türen.

Kleine Türen

Kleine Türen

Wellenfliesen

Wellenfliesen

Garderobenbereich mit Wellenfliesen

Garderobenbereich mit Wellenfliesen

Wellengarderobe

Wellengarderobe

Haptische Welle - mit Leder umwickelter Handlauf

Haptische Welle – mit Leder umwickelter Handlauf

Vom Eingangsbereich geht es ins Foyer und von dort in den Zuschauerraum auf einen der Balkone.

Aalto-Theater - Schöner Blog(t)

Aalto-Theater - Schöner Blog(t)

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Aalto-Theater - Schöner Blog(t)

Aalto-Theater - Schöner Blog(t)

Immer wieder werden wir auf Dinge aufmerksam gemacht, die der „normale“ Besucher sicher nicht weiß. So zum Beispiel, dass auch die gesamte Inneneinrichtung inklusive Lampen und Stühlen von Aalto gestaltet wurde. Dass die Türen mit in Schottland gewebtem Stoff aus mongolischem Rosshaar bespannt sind.

Aalto-Theater - Schöner Blog(t)

Dass das Theater ursprünglich mit Marmor außen verkleidet werden sollte, was sich aber bei der Finlandia-Halle in Helsinki als nicht besonders vorteilhaft erwiesen hat.

Dehnungsfuge gegen Bergbauschäden und U-Bahn-Lärm-Übertragung

Dehnungsfuge gegen Bergbauschäden und U-Bahn-Lärm-Übertragung

Strukturwände und Schallsegel

Strukturwände und Schallsegel

Damit es auch leer klingt, wie voll besetzt: Stoff- und Ledersitze in Aalto-Blau

Damit es auch leer klingt, wie voll besetzt: Stoff- und Ledersitze

Nach den Bereichen, in die man auch als Besucher kommt, geht es hinter die Kulissen.

Aalto-Theater - Schöner Blog(t)

Aalto-Theater - Schöner Blog(t)

Aalto-Theater - Schöner Blog(t)

Kleiner Aufzug, in den auch eine vierspännige Kutsche passt oder in dem sich ein Damenchor umziehen kann

Kleiner Aufzug, in den auch eine vierspännige Kutsche passt oder in dem sich ein Damenchor umziehen kann

Von der Bühne aus fahren wir mit einem deutlich überdimensionierten Aufzug nach oben und können uns die Schreinerei anschauen, in der Kulissen gebaut werden.

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Polsterei und Malerei sind aus Platzgründen an die Hafenstraße ausgelagert. Dafür wird im ehemaligen Malsaal nun geprobt, aktuell für „Rusalka“, wo anscheinend viele Badewannen mit Skaterollen zum Einsatz kommen.

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Nicht nur Kulissen werden im Theater selber gefertigt, auch ein Teil der Kostüme.

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Dafür gibt es eine Damen- und eine Herrenschneiderei und selbstverständlich auch Maskenbildner. Die beschäftigen sich unter anderem mit der Herstellung von Echthaar-Perücken und Bärten, die mit Hilfe eine Kopfabdrucks exakt auf die Darsteller angepasst werden.

Aalto-Theater - Schöner Blog(t)

 

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Während der Führung wurden viele Fragen beantwortet, zum Beispiel, wie das Soufflieren funktioniert, wie Kunstblut schmeckt und wie lange es dauert, bis ein Stück auf die Bühne gebracht wird und was dafür nötig ist.

Die Führung durch das Aalto-Theater wird regelmäßig angeboten, dauert ca. zwei Stunden und eine Vorbestellung der Tickets empfiehlt sich insbesondere für die Samstags-Termine. Für (Nur-) Architekturbegeisterte gibt es auch eine Kurzführung.

Für Kinder ist die Führung nur bedingt geeignet, wie der einzige junge Besucher in unserer Gruppe deutlich zu verstehen gab („Mir ist langweilig!“). Wenn ich es richtig verstanden habe, werden aber auch Schulklassen-Führungen angeboten.

In Berlin kann man zum Beispiel hinter die Kulissen der Komischen Oper schauen – auch sehr interessant!

One-Pot-Spargel aus dem Dampfgarer

Es ist April und somit Spargelzeit! Ich kaufe immer Spargel aus Bottrop-Kirchhellen, der ist lecker und von „umme Ecke“. Dieses Jahr habe ich tatsächlich noch keinen gekauft oder gegessen, aber wenn ich welchen kaufe, dann wird er im Dampfgarer zubereitet.

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Dampfgar-Bräter

Vor einigen Jahren erstand ich einen Bräter, der außerdem einen Dampfgar-Einsatz hat.

Spargel - Schöner Blog(t)

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Nach einiger Zeit kam ich dann auf die Idee, dass ich den Einsatz auch nutzen könnte – zum Beispiel für Spargel. Und weil der Bräter groß ist und immer noch ein wenig Platz war, landen auch die Kartoffeln zum Spargel im Dampfgarer.

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Die sind dann ohne jegliche Gewürze so lecker, dass der Nymphensittich meiner Eltern Kartoffelabhängig ist, seitdem er eine bei uns gegessen hat.

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Der Mann kam dann auf die Idee, dass man die Sauce (jaja, nicht selbstgemacht …) auch gleich mit im Dampfgarer erhitzen kann. Also kommt die in ein Metallschälchen und zur gleichen Zeit wie der Spargel in den Dampfgarer. Klappt hervorragend.

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Einfache Zubereitung

Die Zubereitung ist denkbar einfach: Wasser in den Dampfgarer geben – wer mag, kann auch noch Zitronenschale oder –scheiben hinzufügen, bei uns bleibt das Wasser pur. Wenn das Wasser kocht, die Kartoffeln in den Gareinsatz geben.

Spargel - Schöner Blog(t)

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Die brauchen meist so fünfzehn Minuten länger als der Spargel.

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Der Spargel benötigt ca. 20 Minuten Garzeit, bei sehr dünnen Stangen eher weniger, bei sehr dicken entsprechend mehr.

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Ganz pur

Durch die schonende Zubereitung bleibt tatsächlich viel Geschmack im Gemüse!

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