Sonntagsausflug in die Notfallpraxis

Einmal im Monat haben der Mann und ich ein „freies Wochenende“. Keine festen Verabredungen, nur spontane Unternehmungen. Diesen Sonntag waren wir ganz spontan in der Notfallpraxis.

Samstag bekam ich vormittags Quaddeln am Hals. Mittags waren die dann auch um den Mund. Da meine Haut oft gereizt auf alles mögliche reagiert, machte ich mir keine Gedanken, sondern zückte abends das Make-up und überpinselte. Danach fuhr ich zu einer Sommerfeier – nicht ganz entsprechend der Freie-Wochenende-Regel, aber eher dienstlich als privat. Für das lustige Erinnerungsfoto schlug mein Chef schon vor, dass ich mir ja wegen der „lustigen allergischen Reaktion“ etwas vors Gesicht halten könnte – charmant, charmant. Es beruhigte ihn ungemein, dass ich schon vor Verzehr des Pulled Pork-Burgers allergisch reagiert hatte – der stand nämlich auch auf seinem Speiseplan.

Notaufnahme - Schöner Blog(t)

 

Wieder zuhause waren sämtliche Quaddeln einer gesunden roten Farbe gewichen. Im Gesicht und am Oberkörper verwandelte ich mich in die kleine Schwester von Hell Boy. Passend dazu schauten der Mann und ich die Marvel-Verfilmung „Captain America 2“.

Am nächsten Morgen sah mir Hell Girl aus dem Spiegel entgegen. Tomatenrotes Gesicht und (mittlerweile) ganzer Körper, die Augenparty erinnerte stark an Jocelyn Wildenstein. Die Hoffnung, dass über Nacht alles weg ist, hatte sich nicht erfüllt.

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Also suchte ich zum vierten* Mal in meinem Leben eine Notaufnahme auf. In Essen gibt es die auch in Form einer Notfallpraxis, die aber genauso im Alfried-Krupp-Krankenhaus zu finden ist. Der Mann, der zu Studienzeiten im Krankenhaus gejobbt hatte, packte sich in Erwartung eines längeren Aufenthalts eine Arbeitstasche inklusive Laptop und fuhr mich.

Zum Arbeiten kam er nicht, so schnell war ich oft noch nicht mal mit Termin im Behandlungszimmer. Der Arzt musste erst einmal darauf aufmerksam gemacht werden, dass ich normalerweise nicht so verquollen aussehe und auch keine so gesunde Hautfarbe habe. Eine Cortisonspritze und ein Rezept später waren wir auf dem Weg zur nahegelegenen Not-Apotheke.

Vor der hatte sich bereits eine Schlange gebildet, die jedem Lebensmittelladen in Zeiten von Verknappung Ehre gemacht hätte. Nach 45 Minuten hielt ich mein Antihistaminikum in den Händen und wurde mit dem Wunsch nach guter Besserung entlassen.

Der Mann platzierte mich zuhause auf dem Sofa, der Leihvogel freute sich über Gesellschaft und meine Augen erlaubten mir nach einiger Zeit zumindest wieder fernzusehen. Dafür entwickelte meine Haut reptilienhautähnliche Partien. Von Hell Girl zu Lizard. Zwei Tage später war zwar nichts mehr zu sehen, aber zu spüren – ich könnte mir die Haut großflächig abkratzen, weil es so juckt. Das hielt noch die ganze Woche an.

Auslöser für die allergische Reaktion waren übrigens vermutlich Indische Flohsamen. Die habe ich ein paar Tage gut vertragen, Samstag tauchten die Beschwerden eine halbe Stunde nach Verzehr auf. Meine Recherche hat dann ergeben, dass „wenige Menschen“ allergisch gegen Flohsamen sind. Immerhin hatte ich nur allergische Hautreaktionen und keine Bronchialspasmen.

*1: zu viel Schokolade gegessen und dadurch Verdacht auf Blinddarmentzündung; 2: tatsächlich Blinddarmentzündung; 3: zu heiß, zu kalt getrunken, Ohnmacht

Ein Gedanke zu „Sonntagsausflug in die Notfallpraxis

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