Als Pfingsten 2014 „Ela“ über Nordrhein-Westfalen wütete, stand der Mann in unserem Erker am Fenster und filmte, wie auf der Kreuzung vor dem Haus ein reißender Bach einigen Autos eine Unterbodenwäsche verpasste. Zeitgleich versuchte ich, unsere Fenster abzudichten, durch die (nicht an den Seiten, sondern mittendurch) ziemlich viel Wasser hineinkam. Romantisch wurde es bei einem zeitweiligen Stromausfall, als alle Kerzen zum Einsatz kamen. Um unsere Autos, die beide nebeneinander unter einem Baum standen, machten wir uns keine Sorgen.

Am nächsten Morgen fuhr ich mit dem Auto zur Arbeit, um es unter dem Baum wegzubekommen. Auf dem Hinweg musste ich Slalom fahren, zu viele Bäume auf den Straßen. Im Stadtgarten sah es aus, als ob ein Riese mit den Bäumen Mikado gespielt hätte. Der Mann erklärt immer, dass es nach dem Sturm aussah, wie nach der Schlacht der Ents in „Der Hobbit“. (Anne Schüssler hat einige Fotos an diesem Tag gemacht: http://anneschuessler.com/?s=sturm)

Bundeswehr in Düsseldorf

Während in Essen die Aufräumarbeiten langsam aber sichtbar vorangingen, musste in Düsseldorf die Bundeswehr anrücken. Zu groß waren die Schäden, als das Feuerwehr, Grünflächenamt und zahlreiche Mitbürger damit fertig werden konnten. Der Mann war zwei Wochen nach dem Sturm in Düsseldorf und teilte mir dann mit, einige Alleen müssten umbenannt werden.

Die Sturmbrettchen-Idee

35 Bäume leben nun in ganz vielen Haushalten ein bisschen weiter. Aus denen wurden nämlich „Sturmbrettchen“ hergestellt. Die Düsseldorfer Philipp Bilke, Philip Behrend, Daniel Goll und Tobias Jochinke hatten die Idee, Schneidebrettchen herzustellen, in die der genaue Standort der Bäume, deren Alter und die Baumart eingraviert wurde.

Ich habe mich im Juli für drei Sturmbrettchen vormerken lassen und habe eigentlich nicht damit gerechnet, noch welche zu bekommen. Zu groß war die Begeisterung und Nachfrage. Am 24. November dann die gute Nachricht – meine Sturmbrettchen sind tatsächlich meine und konnten zwischen dem 26. November und 7. Dezember im Düsseldorfer Stilwerk gekauft werden.

Schlange stehen in Düsseldorf

Manch ein Düsseldorfer wunderte sich vorletzten Samstag: Schlange stehen? Da muss es ja etwas ganz besonderes geben!

Die Schlange war lang, die Stimmung trotzdem gut, alte Damen mit Gehhilfe wurden vorgelassen, Schwangere im Extrablatt neben der Schlange geparkt. Kinder gemeinschaftlich bespaßt und alle freuten sich. Besonders, als nach einer Stunde das Ende der Schlange in Sicht war und man in Reichweite seines Brettchens kam.

Vielen war der ehemalige Standort des Baumes besonders wichtig – absolut verständlich. Mir war der egal, ich wollte einfach schöne Brettchen, denen man Geschichte ansieht. Deshalb habe ich auch nicht die Unversehrte-Kategorie (grün) gewählt, sondern die blaue, bei der die Brettchen auch schon mal Astlöcher, Absplitterungen oder ähnliches haben. Das wunderschöne Brett aus Blutbuche hat meine Mutter bekommen, es passte umso besser, als das mein Vater in Schloss Benrath zur Schule gegangen ist. Ich habe dafür einen Bergahorn aus dem Hofgarten und den ältesten Sturmbrettchen-Baum, eine 176 Jahre Eiche aus dem Spee´schen Graben.

Kleine Chance auch ohne Vorbestellung

Ich habe alle meine vorbestellten Brettchen tatsächlich abgeholt, es gab aber den ein oder anderen, der weniger als bestellt genommen hat. Es besteht also noch eine Chance, ein Sturmbrettchen im freien Verkauf zu ergattern. Wo und wann erfährt man am besten über die Sturmbrettchen-Seite oder Facebook.

Die Sturmbrettchen kosten 30 Euro pro Stück, ein Teil des Erlöses kommt dem Ersatz der 35 Bäume zugute.