Asia beats Europa bei Vincent & Paul in Essen

Ein Klavier, ein Klavier – tatsächlich ein Flügel – empfängt uns, als wir das Vincent & Paul betreten. Sehr lautstark ist das Tasteninstrument, besonders, wenn man nur zwei Meter davon entfernt sitzt. Der (vermutliche) Folkwang-Schüler, der das Instrument bedient, spielt technisch hervorragend, die Musikauswahl ala Richard Clayderman ist jedoch eher störend als entspannend.

Restaurantkarussel-Ende im Vincent & Paul

Aber wir sind ja zum Essen hier. Da unterhalten sowieso nicht mehr wirklich möglich ist, konzentrieren wir uns erst einmal auf das hervorragende Brot sowie das auf dem Tisch stehende Limettenöl und Salz. Auch der Gruß aus der Küche, ein Strudel von Räucherlachs und Garnele mit Safrangemüse, lässt Gutes hoffen.

 Thunfisch durch Currykram getötet

Die Vorspeise des Restaurant-Karussel-Menüs ist ein „Carpaccio vom Yellow Fin Thunfisch mit gelber Currycreme“. Besser gesagt, ein bestimmt hervorragendes Carpaccio von einem bestimmt hervorragenden Thunfisch, von dem man aber leider dank der 0,5 cm dicken Schicht Soße unter ihm und dem angemachten Salat auf ihm nichts mehr schmeckt. Mich erinnert die Soße an die Currysauce aus der Flasche, die es bei uns früher zum Fondue gab (an dieser Stelle gebe ich zu, dass ich die mag), der Mann behauptet, es sei Senf. Schade um den Fisch.

Voll in die Fresse

Während ich mich ansonsten immer weigere, Miso-Suppe zu essen (ich kenne schliesslich die kleinen Tütchen, aus denen sie gemeinsam mit vielen Es kommt), freue ich mich auf die Miso-Suppe mit Algen und gebackenem Reisbällchen gefüllt mit japanischer Aprikose. Serviert werden die Einlagen im Suppenteller, die Suppe selbst wird mit Hilfe einer Teekanne eingefüllt. Sehr schick. Und sehr heftig. Um nicht zu sagen – nicht für mich und meine Geschmacksnerven geeignet. Der Mann bringt es dem Kellner schonend bei „Wegen der Suppe würde ich nicht noch einmal zu ihnen kommen.“

Die Hauptgerichte bei Vincent & Paul

Der Mann wählt Fisch, ich Fleisch. Der Mann bekommt  Ten Don von Garnelen- und Gemüsetempura. Dem Mann hätte eigentlich gerne Sojasauce, weil das Ganze so etwas trocken ist. Besonders der Reis unter dem Algenblatt. Hinterher stellen wir fest: Es hätte eigentlich Sojasauce dabei sein müssen. Die hat nur jemand vergessen. Die am Nebentisch hatten nämlich welche.
Für mich gab es Rehgulasch mit Pfifferlingen in Hoisinrahm an Mohnschupfnudeln und Schwarzkirschsorbet. Ich gestehe an dieser Stelle: Es überfordert mich, von zwei Tellern mit zwei verschiedenen Besteckarten essen zu müssen. Deshalb ist das Sorbet eher ein Süppchen geworden. Das war aber sehr lecker. Das Reh war eher nicht meins und die Pfifferlinge leider sehr zwiebelig.

Champagner zum Dessert

Zur Hokkaidokürbis-Pistazientarte und steierischem Kürbiskernparfait mit Kürbisluft wurde ein Pommery Rosé gereicht. So rutschte der Kuchen besser. Das Parfait war sowieso rutschig und schmeckte.

 Nicht wirklich unseres

Das Vincent & Paul hat bestimmt Fans, wir sind leider an dem Abend keine geworden. Auch, wenn die Weine sehr gut zum Essen passten und die Bedienung sehr freundlich war – das Essen hat uns nicht umgehauen. Und darum geht es ja irgendwie in einem Restaurant.

„Gar nicht“ gingen übrigens die Handschuhe der Kellner. Das wirkt nicht nur ziemlich affig, sondern irgendwann kann man anhand der Fingerbekleidung sehen, was die Herren so über den Abend an die Tische gebracht haben.

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