(In Schottland bedeutet „wee“ so viel wie „bisschen, klein“)
Glasgow zeigt sich von seiner schönsten Seite – grau und regnerisch. Das geplante Programm fällt nicht nur sprichwörtlich ins Wasser. Der Nachrichtensprecher beim Frühstück stellt fest, dass es „cloudy“ sei, „later heavy rain“. Für mich reicht das jetzt schon. Trotzdem geht es Richtung Kathedrale. Als wir nach einer 3/4-Stunde zwar sehr durchweicht, aber immernoch nicht an der Kathedrale sind, ändern wir das Programm. Es geht direkt zur Chambers Hall, bei der an Wochentagen zweimal täglich Führungen angeboten werden. Auf dem Weg dorthin entdecken wir „Jamie’s Italian“. Ich lasse mich vom Mann erstens überzeugen, dass es sich tatsächlich um einen Laden von Jamie Oliver handelt und (sehr schnell), dass wir dort mittags essen sollten. Erstmal jedoch Kultur.
Die City Chambers ist ein bisschen wie der wahrgewordene Traum eines Größenwahnsinnigen. Edelste Hölzer, Treppenhäuser aus Carrara-Marmor, Stuckdecken, riesige Mosaikdecken und Böden. Die Führung bietet die Möglichkeit, neben dem Erdgeschoß auch die oberen Etagen, den Sitzungssaal und die Galerie der Lord Provosts zu sehen.
Erstmal Bus fahren. Am dem George Square fahren Sightseeing-Busse und wir fahren eine kleine Runde an der Kathedrale, durch das ehemalige Tabakhändler- und das Lepraviertel. Wieder zurück am George Square geht es in das Restaurant. Später erfahren wir, dass es sich um einen Teil des ehemaligen Postamtes handelt und dass das einzige schottische Restaurant von Jamie Oliver erst vor vier Wochen eröffnet wurde. Haben wir ein Glück!
Zwar ist das Restaurant ziemlich groß, die Kellner sind jedoch sehr freundlich und jederzeit verfügbar. Keine Spur von Massenabfertigung. Zwei große Theken sind zu sehen, eine für Getränke mit einer riesigen italienischen Kaffeemaschine und eine, hinter, über und auf der diverse Käse und vor allem große Schinken etc. sind. An einer anderen Wand gibt es große Brotlaibe – vermutlich eines der wenigen Brote in Schottland mit einer richtigen Kruste. Die Oliven sind super und die bestellte Pasta zum reinlegen. Obwohl ich vor nicht allzu langer Zeit getönt habe, dass ich mir kein italienisches Kochbuch von einem Engländer kaufen werde, muss ich dieses Buch haben (aber lieber auf deutsch, obwohl es natürlich vor Ort auch käuflich zu erwerben ist). Übrigens gibt es auch zwei Kochbücher von Gennaro.
Da ich noch einen dringenden Einkauf vornehmen musste, sind wir zu Fraser’s gegangen. Auch hier zeigt sich wieder: Die Schotten sind der freundlichste und hilfsbereiteste Menschenschlag, den ich kennengelernt habe. Die Verkäuferin bedauert, nennt mir aber zwei Geschäfte, in denen ich vielleicht fündig werden könnte. Leider auch dort Fehlanzeige. Geld gespart.
Wieder Bus. Diesmal fahren wir eine ganze Tour und werden live unterhalten. Ein vollkommen verständlicher Herr erläutert die ganze Tour, die kreuz und quer durch Glasgow führt. Die Stadt hat wunderschöne Häuser, jedoch sind viele heruntergekommen und umgeben von schäbigen Betonneubauten. Fotografieren können wir nicht, schliesslich haben wir keine Unterwassergehäuse für die Kameras mitgenommen. Erneut am George Square geht es wieder ins Hotel. Völlig durchnässt (zumindest unter der neuen Barbour ist es trocken geblieben) kommen wir nach einer gefühlten Ewigkeit an. Gut, dass die zum Dinner angedachte Adresse direkt nebenan ist. Gut, dass der Mann den Wagen heute morgen mit einer Mülltüte abgedichtet hat.
Nach einer längeren Trocknungsphase wieder essen. Ich hatte versprochen, dass wir mindestens einmal indisch essen gehen. Da das sowohl vom Hotel als auch von meinem Reiseführer empfohlene „Mother India“ nur drei Gehminuten von unserem Hotel entfernt liegt und wir dadurch zumindest eine leise Chance haben, nicht wieder völlig durchnässt zu werden, gehen wir dort hin. Bei Bestellungen bis 18:45 Uhr kostet ein 2-Gang-Menue 10,95 Pfund, drei Gänge 12,95 Pfund. Auch hier ist das Essen hervorragend und das Naan das beste, was ich je gegessen habe. Allerdings kommt auch hier wieder die Philosophie „Je mehr Kellner desto besser“ zum tragen, was dazu führt, dass wir den Nachtisch mehrmals bestellen müssen und der Mann dank der Bitte um „Kulfi“ gefragt wird, ob der „white or black“ wolle. Es kommt dann ein „coffee“. Der Manager des Lokals ist beeindruckt davon, dass ich meine Portion aufbekommen habe und scherzt später, dass er meinen Schirm behalten wollte, in Glasgow müssten Schime ja stärker gebaut sein, um die „enormous radiation of the sun“ abhalten zu können.
Und zurück im Hotel: Internet. Das anscheinend stark beschränkte Wifi lässt uns beide ein und wir können ein Lebenszeichen geben.
Da fällt der Abschied doch wirklich leicht, aber hier ist das Wetter auch nicht besser !
Nach meiner Berechnung müßtet ihr nun beim Schiff sein – dank der Rasenmäher-Batterien hoffentlich ohne Schwierigkeiten beim Beladen …….
Wir waren damals im Juni dort, meiner Erinnerung nach ( “ photogestützt“ ) war es weniger regnerisch.Ein bißchen Regen muß ja sein, aber Ihr hattet einfach zuviel ! Hoffentlich habt Ihr Euch nur nicht erkältet, das wäre kein guter Abschluss !!
Bis zum Käsetoast-Essen alles Liebe und eine störungsfreie Heimfahrt !!!
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