Americana-Album der Woche (16): Solomon Burke – Nashville (2006)

Vor gut einem Jahr, am 10. Oktober 2010, starb Solomon Burke im Alter von 70 Jahren bei der Ankunft auf dem Flughafen in Schiphol, Amsterdam. Auf Tournee in Europa sollte er vor ausverkauften Haus im legendären Paradiso ein Konzert geben. Dazu kam es nicht mehr. Was bleibt ist das Vermächtnis eines großartigen Soulsängers, der vom frühen Rhythm & Blues über Gospel bis zum Southern Soul alles sang, was das Herz und die Seele amerikanischer Musik ausmacht. Sein 2006 in Music City, USA aufgenommenes Album mit dem schlichten Titel „Nashville“, produziert von Buddy Miller, widmet er ganz dem „Country Soul“, jener Melange aus schwarzem Blues und Gospel und weißer Country Music. Burke knüpft mühelos an die großartigen Alben (Modern Sounds in Country and Western Music) von Ray Charles in den 60er Jahren an, die mit zu den Klassikern dieses Genres zählen. Interessant für jene, die Country Music als reine weiße Lehre interpretieren und musikhistorisch vergessen, dass der schwarze Blues und die weiße Country Music Bruder und Schwester im Geiste sind und sich seit jeher befruchtet haben. Das Album „Rhythm, Country Blues“ (1994) erzählt ebenso davon wie die Kompilation „Country Got Soul“ aus dem Jahre 2003. Versammelt sind auf „Nashville“ wieder einmal die Crème de la Crème der Musikerriege Nashvilles, darunter Sam Bush (Geige, Manoline), Buddy Miller (Gitarren), Dave Rawlings (Akustische Gitarre), Bryan House (Bass), Rev. Bary Blade (Schlagzeug) und Al Perkins (Dobro, Lap Steel, Pedal Steel Guitar). Als Gesangspartnerinnen geben sich neben Dolly Parton und Emmylou Harris auch Gillian Welch, Patty Loveless und Patty Griffin die Ehre. Die durchweg gelungenen Arrangements bieten Solomon Burke den geeigneten Rahmen für seine sehr intimen, immer glaubwürdigen, tiefen und emotionalen Interpretation alter und neuer Country-Klassiker. Grandios schon der Einstieg, der mit sparsamer akustischer Gitarre den wohl besten Song von Tom T. Hall derart gekonnt interpretiert, dass man beinah vergessen hat, wie das Original klingt: „That’s How I Got To Memphis“. Wunderbar auch das Duetstück (Tomorrow is Forever) mit Dolly Parton, die nicht nur ebenbürtig ihren Soul zelebriert, sondern zum wiederholten Male belegt, welch formidable Songschreiberin sie tatsächlich ist. Ähnliches gilt auch für Gillian Welch und Patty Griffin. Kurzum: Wer dem Klischee Country Music ein Schnippchen schlagen will, dem sei „Nashville“ von Solomon Burke dringend empfohlen. Es bietet mehr als die üppige Summe der 14 ohnehin handverlesenen Titel – nämlich eine außergewöhnliche Reise ins Herzland des Americana!

Valley of Tears – Solomon Burke, Dave Rawlings, Gillian Welch
We're Gonna Hold On – Solomon Burke, Emmylou Harris
Up To The Mountain – Solomon Burke, Patty Griffin

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