Archiv des Autors: Sandra

NENI Berlin

Wir haben uns im 25hours verlaufen. Irgendwo sind wir reingegangen und nun kommen wir nicht zum NENI, dem Restaurant in der obersten Etage. Eine Frau nimmt uns im Aufzug mit und verweist uns dann zu einem weiteren Aufzug, vor dem sich bereits eine kleine Schlange gebildet hat.

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Auch vor dem Restaurant ist eine Schlange. Die wird langsam aber sicher von einer Bedienung mit Ipad abgearbeitet, während eine andere Bedienung gefüllt minütlich vorbei läuft und „Kleinen Augenblick“ ruft.

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D. und A. haben reserviert und deshalb haben wir auch einen schönen Tisch außerhalb des „Gewächshauses“ mitten im Restaurant, in dem es anscheinend warm und laut ist. Wir würden gerne näher ans Fenster mit Blick über den Zoo – dürfen die Tische aber nicht umsortieren. Raumkonzept.

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Wir bekommen die Karte und Anweisungen. Das Essen wird geteilt, alles in die Mitte und wir sollen mal sagen, was wir so wollen und unsere Bedienung sagt uns dann, ob wir groß oder klein bestellen sollen. Wenn wir nicht teilen, kann nicht garantiert werden, dass alles gemeinsam auf den Tisch kommt. Aha. Wir sind alle erwachsen und beschließen, dass wir das einfach so machen, wie wir Lust haben. Zumal der Mann bei „teilen“ schon einen leicht genervten Zug um den Mund bekommt. Der Mann teilt Essen nicht. Zumindest nicht, wenn es sich nicht um eine indonesische Reistafel handelt. Oder Käsefondue.

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Dreierlei Hummus am Nebentisch

Dreierlei Hummus am Nebentisch

Ich entscheide mich für das Pastrami-Sandwich, es finden aber noch allerlei andere Gerichte den Weg auf unseren Tisch. In Rekordgeschwindigkeit. Was vermutlich auch gut ist, weil der Tisch nur für zwei Stunden reserviert werden kann.

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Salat von Quinoa, gegrilltem grünem Spargel, Kalamata Oliven, Rispentomaten & Fetakäse

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Hühnerstreifen in Mandelkruste mit Süßkartoffel Pommes und Sweet Chili Chutney

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Jerusalem Teller: gegrilltes Hühnerfleisch mit orientalischen Gewürzen, frischen Kräutern, Humus, Zwiebeln, Har Bracha Tahina und Paprika

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Ost-Mediterraner Kräutersalat, Romana Salat mit Kirschtomaten, Gurke, Paprika, Granatapfelkernen, Petersilie, Basilikum und persischer Flussminze

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Karamellisierte Auberginen mit Chili, Ingwer und Couscous

Ruben-Sandwich

Ruben Sandwich: mit Chicago-Pastrami, Dijonsenf, hausgemachtem Kraut und Süßkartoffel Pommes

Mein Pastrami-Sandwich ist in Ordnung, aber: das von Mogg &Mälzer ist noch besser. Die Süßkartoffelpommes sind dafür sehr lecker, schade nur, dass sie mit einer (Fertig?)Süß-Sauer-Soße kommen, von der ich die ganze Nacht Glutamatdurst habe. Dagegen hat auch die leckere hausgemachte Limonade nicht geholfen.

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Apropos Getränke: A. bestellt ein alkoholfreies Bier, der Mann auch ein Bier, die Bedienung kommentiert: „Aber sie ja wohl mit Alkohol“. Die Bedienung und wir kommen nicht so richtig auf einen Nenner. Hat sie wohl auch gemerkt, so dass sie uns kommentarlos das Dessert hinstellt. Schmeckt trotzdem.

Zweierlei Eis

Zweierlei Eis

New York Cheesecake

New York Cheesecake

Ziemlich laut, dafür toller Blick (den man aber durchaus mitbezahlt), Essen in Ordnung mit kleinen Schwächen und in unserem Fall eine ziemlich bestimmende Bedienung. Heinz Hormann hat da andere Erfahrungen gemacht. Also am besten selber hingehen und sich einen Eindruck verschaffen.

Blick über Berlin

Blick über Berlin

NENI Berlin, Budapester Str. 40 Berlin, Germany
http://www.25hours-hotels.com/de/bikini/restaurant/neni-berlin.html

 

 

OUD WEISS – Ein neuer Duft von Frau Toni

Aus der Rinde des Adlerholzbaumes wird ein kostbares und seltenes Räucherholz gewonnen. Im arabischen Raum, wo man den Duftstoff schon seit über 2.000 Jahren kennt, stellen sich Frauen über das Räuchergefäss und parfümieren sich so Kleider und Körper. In Indien und Ägypten gilt „Oud“, wie der Duftstoff genannt wird, als der Inbegriff eines aphrodisierenden Duftes.

Neuer Herbstduft von Frau Toni

Diesen kostbaren und außergewöhnlichen Duftstoff hat die Berliner Parfümmanufaktur im neuen Duft „OUD WEISS“ verarbeitet, bei dem Oud auf Bergamotte, Sandel- und Zedernholz trifft. Ein warmer, herbstlicher Duft, der meinen bisherigen Lieblings-Herbst/Winter-Düften Aventure und Bogota durchaus Konkurrenz macht.

OUD WEISS trage ich übrigens nicht auf die „typischen Parfümpunkte“ auf, sondern auf Höhe des Kehlkopfes. Dort soll durch die Vibration beim Sprechen Wärme entstehen, die den Duft noch intensiver werden lässt.

Eau de Parfum OUD WEISS ist ab sofort erhältlich bei Frau Tonis Parfum am Checkpoint Charlie in Berlin oder im Onlineshop (www.frau-tonis-parfum.com/shop).

Das Parfüm wurde mir von Frau Tonis Parfüm kosten- und bedingungsfrei zur Verfügung gestellt.

Cambridge

John Cleese, Stephen Hawking, Nick Hornby und Charles Darwin – sie alle studierten in Cambridge. Grund genug, der Stadt einen Tagesbesuch abzustatten und festzustellen, dass die Kulissen für eine Fortsetzung von Harry Potter (auf der Uni) schon stehen.

Anreise

Wir sind mit dem Bus von unserem B&B in Linton gekommen. Das dauerte 40 Minuten, kostete GBP 6,20 für ein Tagesticket und ist dank Luxusreisebus inklusive Wlan sehr entspannt. Mit dem Auto kann man auch nach Cambridge, hat dann aber ziemlich wahrscheinlich ein Parkproblem. Die Studenten dürfen übrigens keine Autos mit nach Cambridge bringen, was innerhalb der Studienzeiten zu Horden von Fahrradfahrern führt.

Sightseeing

Über die Tourist-Info kann man zweistündige Führungen buchen, bei denen man auch in zwei Colleges hineinkommt. Außerdem erfährt man viel über die Stadt und die Geschichte. Für rund zwei Pfund bekommt man außerdem beim Tourist-Info eine Map & Mini-Guide, mit dem man sich auch nach der Führung zurecht findet.

Wer es ein wenig bequemer möchte, der kauft sich ein Punting-Ticket, beispielsweise an der Mathematical Bridge. Dabei wird man (meist von Studenten) über die Cam gestakt und erfährt dabei einiges zu den Colleges. Wir hatten einen Medizinstudenten vom Jesus-College, den man auch noch Frageb zum Studium in Cambridge stellen konnte.

Cambridge - Schöner Blog(t)

Cambridge - Schöner Blog(t)

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Aussteigen, wo man möchte, geht nicht

Essen

Wer gutes Pub-Grub möchte, ist im „The Anchor“ richtig. Außerdem hat man da einen schönen Blick über die Punting-Station.

Cambridge - Schöner Blog(t)

Cambridge - Schöner Blog(t)

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Sticky Toffee Pudding

Sticky Toffee Pudding

Shoppen

Neben allerlei Schals und anderen Dingen mit den Wappen der Colleges gibt es leckeren Fudge bei „Fudge-Kitchen„. Extrem lässige Jungs verkaufen Fudge in allen möglichen Geschmacksrichtungen und freuen sich über Wechselgeld-Tipp für die Bierkasse.

Cambridge - Schöner Blog(t)

Cambridge ist definitiv einen Besuch wert – für uns ist es sogar eine der schönsten Städte, die wir kennen!

Jüdischer Friedhof Weißensee

Im Norden von Berlin, im Bezirk Pankow liegt der Ortsteil Weißensee. Mitten in einem Wohngebiet liegt der Jüdische Friedhof Berlin-Weißensee. 42 Hektar groß ist der 1880 angelegte Friedhof, der derzeit 115.000 Grabstellen umfasst und immer noch genutzt wird.

Wer eine Orientierung über das riesige und verwinkelte Gelände braucht, der findet hier einen Rundgang. Wer einfach nur die regelrecht verwunschene Atmosphäre geniessen möchte, der kann sich rechts neben dem Eingang einen Übersichtsplan in der Friedhofsverwaltung holen.

Ob mit oder ohne Friedhofsbesuch ist der Film „Im Himmel unter der Erde“ über den Jüdischen Friedhof und seine Geschichte sehr sehenswert.

Herbert-Baum-Straße 45, 13088  Berlin
http://www.jewish-cemetery-weissensee.org/

 

Miranda July: Der erste fiese Typ

Worum es geht

Cheryl hat keine Freunde, sogar ihre Arbeitskollegen haben ihr nahegelegt, von zuhause zu arbeiten. Ihre einzige Beziehungen bestehen zu einem Baby, dass sie mit neun Jahren kennengelernt hat und dessen Reinkarnation sie seitdem oft begegnet und Phil, mit dem sie in ihrer Fantasie eine Beziehung führt. Als die Tochter ihres Chefs, Clee, bei ihr einzieht, wird nicht nur ihr Lebenssystem durcheinandergebracht.

Wie es gefällt

Hmm. Als ich das Buch gelesen habe, war ich verwirrt. Sehr verwirrt. Ich habe mich eigentlich die ganze Zeit gefragt, ob Miranda July das ernst meint. Weil mir „Zehn Wahrheiten*“ so sehr gefallen hat – und Der erste fiese Typ nur Verwirrung schuf. Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie ich es finde. Ich habe es aber mit Interesse gelesen und denke auch jetzt noch (einige Zeit nach dem Lesen) darüber nach. Vielleicht ist das auch schon ziemlich viel, was ein Buch erreichen kann.

Bonusmaterial 

Miranda July (Stefanie Jacobs): Der erste fiese Typ*
Kiepenheuer&Witsch
19,99 Euro (gebundene Ausgabe)

Dieses Buch wurde mir vom Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Auf den Inhalt dieser Rezension hat der Verlag und/oder der Autor dieses Buches keinen Einfluss genommen.

*Affiliate Link, gibt es aber auch beispielsweise bei Proust in Essen

Ein bisschen geholfen #refugeeswelcome

Seit Wochen bewundere ich die Kleiderkammer in den Hamburger Messehallen aus der Ferne. Ein anscheinend durchdachtes System, viele helfende Hände und eine gute Infoseite. Das scheint zu funktionieren und – noch besser – das scheint vielen Flüchtlingen, die in Hamburg an- oder durchkommen, zu helfen.

Letzte Woche war ich für ein paar Tage in Hamburg und einer der Tage war für die Kleiderkammer reserviert. Dank der Infoseite konnten der Mann, meine Mutter und ich schon im Vorfeld schauen, was gebraucht wird und ein große Möbelhaus-Tasche voll packen. Der Mann durchforstete seinen Kleiderschrank nach kleineren Größen, meine Mutter spendete warme Schals und ich konnte mich zumindest mit rund dreissig Stoffbeuteln für Hygiene-Starter-Sets beteiligen.

Freitagmorgen ein kurzer Blick auf die Seite und: Mist. Umzug. Spendenstopp. Aber immerhin: Auch Freitag werden noch viele helfende Hände benötigt. Also ohne Spenden durch den Nieselregen zur Messehalle. Auf dem Weg dahin treffe ich Anne, wobei „treffen“ nicht ganz zutrifft. Anne fragt mich, ob ich auch Kleider sortieren gehe. Gehen wir also gemeinsam und kommen auch an.

Wir schreiben uns Namensschilder und sind ratlos. Es gibt nämlich – ausnahmsweise – nicht wirklich etwas zu tun. Ein paar vereinzelte blaue Müllsäcke mit Spenden können wir noch sortieren, dann gehen die ersten wieder. Der Rest der Kleiderkammer befindet sich verpackt auf Europaletten (letztlich sind es 2.800 Stück) und wartet auf den Umzug. Der findet von Messehalle B7 in A3 statt und steht Samstag und Sonntag an. Die Helfer waren aber so fleissig, dass bereits Donnerstagabend fast alle Vorbereitungen abgeschlossen sind.

Kleiderkammer HH - Schöner Blog(t)

Die Stationen „Hygiene“ und „Betten“ sollen noch in eine andere Ecke gebracht werden, damit die LKWs am Samstag in die Halle können. Wir schnappen uns Ameisen und bringen die Paletten weg. Pumpen, ziehen, rangieren – mit jeder Palette werden wir sicherer.

Zwischendurch steht ein Wohnmobil in der Halle. Auch da wird angepackt, bis unters Dach kommen Babywindeln rein.

Ein paar Paletten werden noch umgepackt und neu foliert. Angelika und ich widmen uns auch wieder Paletten – allerdings denen, die noch in der Halle sind und nicht mehr funktionsfähig. Die werden in den Hof gebracht, wo andere Helfer außerdem den Müll sortieren.

Bei den gefühlten 500 Rundgängen durch die Messehalle freuen wir uns und zeigen uns gegenseitig „Schätze“. Guck mal, hier sind Fahrräder. Und hier hat ein Sportbekleidungshersteller anscheinend Schuhe gespendet. Und Trainingshosen. Eine ganze Messehalle voll Unterstützung. Schön, das zu sehen.

Damit die Unterstützer auch bei Kräften bleiben, kümmert sich ein Verpflegungsteam um das leibliche Wohl. Kaffee und Kaltgetränke sind da, Obst, zwischendurch werden Brötchen geschmiert und mittags gibt es gespendete Würstchen und eine Suppe. Wir stehen zusammen und eine Helferin erzählt von ihrem Urlaub auf Lesbos vor ein paar Wochen. Das man da eigentlich nicht helfen konnte, das alles chaotisch war und man selber ohnmächtig.

Am Montag wurde die Messehalle B7 besenrein übergeben – dort findet demnächst die Hanseboot statt. Für die nächsten vier Wochen ist die Halle A3 Kleiderkammer, danach geht es wieder zurück.

Ob Umzug oder normaler Betrieb, die Kleiderkammer kann immer Helfer brauchen. Wer lieber finanzielle Unterstützung leisten möchte, dem seien die Projekte „Blogger für Flüchtlinge“ und „St. Georg hilft“ ans Herz gelegt. Die einen unterstützen Projekte in ganz Deutschland, die anderen sorgen für eine warme Suppe und etwas Versorgung am Hamburger Hauptbahnhof.

Lebensmittel in Mitte – Berlin

In Berlin stehen alle Zeichen auf Herbst. Vor zwei Wochen noch 34 Grad, jetzt knapp die Hälfte und Nieselregen. Dazu passt die Halsentzündung, die mir seit einer Woche zu schaffen macht. Deshalb habe ich alles abgesagt, mich ruft ein Hotelbett und ein Schal um den Hals.

Trotzdem muss ich essen. Wie gut, dass es direkt um die Ecke vom Hotel „Lebensmittel in Mitte“ liegt. Was nach einem Lebensmittelmarkt klingt, ist ein kleines uriges Restaurant mit einer Feinkostabteilung im vorderen Bereich.

Ich werde an einen kleinen Tisch gesetzt, bekomme ein sehr leckeres Brot und eine angezündete Kerze. Von der Karte lacht mich so ziemlich alles an, passend zum Wetter ist es in jedem Fall. Aber ganz besonders lachen mich die Ochsenbäckchen mit Süßkartoffelpüree und Rote Bete-Salat an. Trotz Schmorbäckchen möchte ich Weisswein trinken, einen der vielen Rieslinge, die im „Lebensmittel in Mitte“ auf der Karte stehen. Ich bekomme einen Probierschluck eines Riesling St. Remigiusberg vom Weingut Tech – eine gute Empfehlung.

Lebensmittel in Mitte - Schöner Blog(t)Die gute Hintergrundmusik verkürzt die (eh schon kurze) Wartezeit auf mein Essen, zu sehen gibt es auch genug. Neben mir stehen Weine, in den Regalen entdecke ich Säfte von Van Nahmen, Senf der Schwerter Senfmühle und andere Leckereien.

Lebensmittel in Mitte - Schöner Blog(t)Mein Essen kommt und schon nach dem ersten Bissen bin ich sehr glücklich. Die Bäckchen zerfallen, das Süßkartoffelpüree ist wunderbar sämig und der Rote Bete-Salat überrascht durch die Zugabe von knackigem Queller.

Lebensmittel in Mitte - Schöner Blog(t)Als ich mit gut gefülltem Magen Richtung Hotel gehe, hat es auch aufgehört zu regnen.

Lebensmittel in Mitte, Rochstraße 2, 10178 Berlin
Keine Website

 

Homestories – Die unendliche Suche nach einem Haus – Teil 2

Wie man ein Haus mit Hilfe einer Schildkröte verkauft, wissen wir jetzt (hier geht es zu Teil 1). Wie man aber ein Haus kauft bzw. ein geeignetes Haus zum kaufen überhaupt findet, anscheinend nicht.

Sagen wir es mal so: Ich bin mit Nympensittichen aufgewachsen, würde aber garantiert nicht ein Haus kaufen, weil einer dort wohnt. Und erst recht würde ich nicht darauf bestehen, dass er dort bleibt.

Die Zeche

Eine eigene Zeche. Inklusive Stollen und Zechengeist! Wir lächeln milde, wenn wir korrigiert werden, dass wir wohl ein Zechenhaus meinen. Nein, wir meinen eine Zeche, die unter Denkmalschutz steht. Die Außenbesichtigung zeigt: Hier hat jemand kräftig gewerkelt, bevor das Ding unter Denkmalschutz gestellt wurde. Und zwar nicht denkmalgerecht.

Wir rechnen und erstellen nebenbei ein Marketingkonzept – Geist und Zeche werden vermarktet, befreundete Bäcker und bekannte Schnapsproduzenten mit eingeplant. Die Zeit haben wir, der Makler lässt nämlich vier Wochen bis zum Besichtigungstermin verstreichen.

Nach kürzester Zeit ist uns klar, dass wir in der Zeche richtig Kohle versenken könnten. Der Keller ist nicht feucht, sondern fast schon als Schwimmbad zu benutzen. Der Eigentümer hat nicht nur außen gewerkelt, sondern auch kräftig innen. Teilweise aber auch nicht: Als ich mich über den welligen Boden wundere, teilt er mir mit, dass sein Vater damals Pappe unter den Teppich gelegt hat. Und wir reden von einem Herren in den 70er Jahren. Dem Sohn, nicht dem Vater. Unterm Dach sieht es nur oberflächlich besser aus, die Dachbalken sind Holzwurmzerfressen und mit dubiosen Schraubenkonstruktionen geflickt, unter den Dielenbrettern schauen Altkleider hervor.

Wir wünschen dem Makler viel Glück. Aus lauter Dankbarkeit schickt er dem Mann nun ständig Exposes von Reihenhäusern. Wir hatten ihm gesagt, dass wir auf keinen Fall ein Reihenhaus möchten …

139 Quadratmeter Sammelsurium

Das Expose der Bank ist so vielversprechend, dass wir nicht nur einen Termin zur Besichtigung vereinbaren, sondern auch gleich einen Termin mit unserer Bank. Die Finanzierung steht also quasi schon, als ich das Haus zum ersten Mal sehe. Der Mann ist auf Dienstreise, die Entscheidung liegt bei mir, aber der Mann hat Erfahrung darin, Dinge unbesehen zu kaufen. Ein Oldtimer kam unbesehen zu ihm aus Amerika und entpuppte sich als Schätzchen.

Viel los bei der Besichtigung, drei Mitarbeiter der Immobilienabteilung sind vor Ort und führen zeit- und raumversetzt Interessenten. Bei meiner Ankunft seit drei Stunden. Interessant, dass ich angeblich den zweiten Termin bekommen habe. Egal, von außen ist der Eindruck ganz in Ordnung (wobei „ganz in Ordnung“ nicht hervorragend ist).

Im Erdgeschoss fühle ich mich ziemlich eingesperrt, in den ehemaligen Büros ist es voll, voll, voll, überall steht und liegt etwas. Die schönen Holzleisten im Art Deco-Bau sind unprofessionell übergepinselt und auch sonst ist das hier nicht gerade ein Fall für „Schöner Wohnen“. Die Herrschaften sammeln. Alles, was in ihren Augen schön ist, ob Büroausstattung oder alten Reisekoffer, ob Tigerkleid auf Schaufensterpuppe oder Tafelwand. Aber egal, mit den derzeitigen Besitzern verschwinden hoffentlich auch deren „Schätze“.

Die derzeitigen Besitzer befinden sich in der Küche in der ersten Etage und kommentieren fleißig eine RTL II-Sendung. Der mir zugeteilte Bank-Mitarbeiter und ich müssen warten, andere Interessenten befinden sich auf dem Dachboden. Derweil unterhalten wir uns über das schöne Fischgrat-Parkett in der ersten Etage (soweit man das sehen kann), die Raumhöhe (3 Meter) und Zementfliesen im Erdgeschoss (aus dem Baujahr!). Die Dame des Hauses sieht meine Kamera und untersagt mir das Fotografieren. Ich versichere ihr, dass ich weder sie noch ihre Einrichtung fotografieren werde, nur eben signifikante Punkte, wie das Parkett. Oder das Loch im Dachgeschoss. Das will sie nicht. Ich verspreche ihr, dann eben nichts zu fotografieren.

Wir warten weiter. Drei Minuten später untersagt sie mir das Fotografieren. Ich fühle mich wie bei „Täglich grüßt das Murmeltier“ und versichere ihr, dass ich nichts fotografiere. Sie sagt mir, dass ich das Haus ja nicht kaufen müsse. Ich sage, dass ich nicht fotografiere. Sie sagt, dass sie auch von ihrem Hausrecht Gebrauch machen kann. Ich sage, dass ich nicht fotografiere. Sie verlangt Respekt vor ihrer Entscheidung. Ich sage …

Die Tür zum Dachboden aka der Natursauna geht auf und wir können hoch. Für den Zustand, in dem sich der befindet, brauche ich gar keine Kamera. Das ist demolierter Rohbau. Auch wegen der herumliegenden Gasflasche möchte ich dann schnell wieder runter.

Die Besichtigung des Raumes, der unter dem in den Dachboden gedengelten Loch liegt, wurde übrigens von den Eigentümern untersagt. Und bei dem Eindruck, den die beiden hinterlassen haben, sind der Mann und ich uns nicht wirklich sicher, in welcher Qualität die Modernisierungsarbeiten in den 1990ern durchgeführt wurden. Den offensichtlich feuchten Kellersockel mal außer acht gelassen.

Man könnte, wenn man ausreichend Mittel hätte. Dann hätte man sicherlich anschließend ein Traumhaus. Aber die Million suchen wir leider bisher auf unserem Konto vergeblich.

Wir suchen also immer noch. Nichts Großes aber möglichst alleinstehend und möglichst mit einer Doppelgarage oder etwas vergleichbarem. Der Mann möchte gerne an Autos werkeln und Klavier spielen können.

Richtig gut gefallen hat es uns in Stadtwald und Haarzopf. Wir schauen uns aber generell im Essener Süden um, auch Mülheim-Raadt, -Saarn und -Heißen sind eine Option.

Wer was weiß oder jemanden kennt, der jemanden kennt – bitte Mail an schoener(a)schoenerblog.de

Wir haben keine Angst vor Häusern, an denen „noch etwas gemacht werden“ muss. Selbstverständlich auch nicht vor Häusern, an denen nichts mehr gemacht werden muss.

Alina Bronsky: Baba Dunjas letzte Liebe

»Wenn ich mich in meinem Alter noch über Menschen wundern würde, käme ich nicht mehr zum Zähneputzen.«

Worum geht es

Baba Dunja ist vor Jahren als erste in ihr Dorf zurückgekehrt. Das hatte sie nach dem Unglück von Tschernobyl verlassen, ist aber (tickenden Geigerzählern zum Trotz) wieder zurückgekehrt. Baba Dunja war die erste, mittlerweile hat sich eine kleine Dorfgemeinschaft gebildet, die ihr Gemüse im Garten anbauen, Wasser aus dem Brunnen holen und ab und an den zweistündigen Fußmarsch und die anschließende Busreise antreten, um in der Stadt Post zu holen und etwas einzukaufen. In dieser Stadt trifft sich Baba Dunja auch alle paar Jahre mit ihrer Tochter, die als Ärztin in Deutschland lebt und von der sie besorgte Briefe erhält. Unruhe in das beschauliche Dorfleben bringt ein Fremder, der plötzlich auftaucht. Denn: Das Leben hier ist nicht für alle geeignet.

Wie es gefällt

Für mich eines der besten (wenn nicht DAS Beste) Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Wunderschöne Sprache und ein wunderbares Buch über Mut und Gelassenheit. Absolute und uneingeschränkte Empfehlung!

Bonus-Material

Interview mit Alina Bronsky zum Buch: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/autoren/alina-bronsky-im-interview-ueber-baba-dunjas-letzte-liebe-13752367.html

Alina Bronsky: Baba Dunjas letzte Liebe
Kiepenheuer & Witsch
16,00 Euro (gebundene Ausgabe)

Dieses Buch wurde mir vom Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Auf den Inhalt dieser Rezension hat der Verlag und/oder der Autor dieses Buches keinen Einfluss genommen.

*Affiliate Link, gibt es aber auch beispielsweise bei Proust in Essen