Steinzeitmenschen brauchten keine Bauberatung

In der Steinzeit war es vermutlich denkbar einfach, an ein Eigenheim zu gelangen. Hatte man sich mit dem Menschen an seiner Seite auf eine geeignete Wohnlage geeinigt (also innerhalb des bekannten Jagd- und Sammelradius), konnte man auf die Suche nach einer entsprechenden Höhle gehen. Vor Bezug derselben mussten eventuell noch tierische Vorbesitzer zwangsgeräumt werden und schon konnte man sich mit Bärenfellen und Mamutzähnen eine gemütliche Loungeecke an der Feuerstelle einrichten.

Der Erwerb eines Eigenheims ist heute deutlich schwieriger. Hat man erst einmal ein geeignetes Objekt gefunden – in Essen nicht unbedingt die leichteste Übung – gehen die Fragen erst einmal los. Einige davon kann die Bauberatung der Stadt Essen beantworten.

Der letzte Paternoster

Mit einem Paternoster geht es im „Deutschlandhaus“, dem alten technischen Rathaus der Stadt Essen, in den zweiten Stock. Theoretisch zumindest, ich kann mich mehrere Minuten lang nicht entschließen zuzusteigen und laufe schließlich*. Oben stelle ich fest, dass es einen Zweitaufzug gibt.

Pünktlich wird die Tür geöffnet und nacheinander treten die wartenden (Um)Bauwilligen ein. Nach Nennung des Stadtteils wird man auf die linke bzw. rechte Seite der Theke gebeten. Ein bisschen fühle ich mich wie beim Metzger: „Wir ham da so ne Doppelhaushälfte in Kettwig und nu wolln wa anbauen. Watt macht datt?“

Herr S. weiß Bescheid

Herr S. kümmert sich um mein Anliegen, kennt das Grundstück, informiert mich über anstehende Bauvorhaben in der Nachbarschaft und das Baulasten vorliegen. Welche, kann er nicht sagen. Dafür brauche ich eine Vollmacht des Eigentümers und müsste in ein anderes Zimmer. Die Vielzahl der vom bisherigen Eigentümer bzw. dessen Vorgängern massiv inklusive Keller auf dem Grundstück errichteten Garten- und Partyhäuser erstaunt ihn etwas. Ich lerne, dass es einen Unterschied zwischen „eingemessen“ und „genehmigt“ gibt. Und dass es eine Hausakte gibt. Auch für die braucht man eine Einwilligung des Eigentümers und außerdem 19 Euro. Allerdings steht in der dann auch, was genehmigt ist.

Herr S. gibt mir noch mit auf den Weg, dass wir uns das mit diesem Haus gut überlegen sollen. Wenn wir uns dafür entscheiden, soll ich mit Skizzen von dem Anbau und Fotos von dem Haus wiederkommen. Dann guckt er nochmal drüber, bevor wir einen Bauantrag stellen und der hinterher negativ beschieden wird, weil eine Kleinigkeit klemmte.

Kann ich nur empfehlen

Ich verabschiede mich von Herrn S. und sage ihm, dass ich die Bauberatung empfehlen werde. Sein Kollege lacht, ich meine das aber ernst. Freundliche Stadtbedienstete, die sich Zeit nehmen und einem wirklich weiterhelfen – und das Ganze ist in meinen Steuern inbegriffen, kostet also keine Extra-Gebühr.

Als ich das Bauamt verlasse, bin ich mir ziemlich sicher, dass wir das Haus nicht kaufen. Allerdings habe ich auch ziemlich viel Neues gelernt. Und mit dem nächsten Haus, da gehe ich wieder zur Bauberatung.

Bauberatung der Stadt Essen, Deutschlandhaus, Lindenallee 10, 45127 Essen
Mo, Di, Do von 8:30 bis 12:30 Uhr sowie Donnerstags von 14:00 bis 16:00 Uhr

[Wir suchen noch. Was, hat der Mann hier aufgeschrieben. Falls jemand was hat oder was gehört hat, gerne melden.]

* Womit jetzt klar wäre, dass ich eine eventuelle Einladung zur WDR 2-Sendung „Paternoster“ ablehnen müsste.

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