Archiv der Kategorie: Musik

Americana-Album der Woche (15): Sarah Jarosz – Follow Me Down (2011)

Sarah Jarosz – Follow Me DownSarah Jarosz hat mit ihrem zweiten Album „Follow Me Down“ ein atemberaubendes Werk hervorgezaubert, das durch Anmut und Coolness noch mehr überzeugt als ihr Debüt „Song Up In Her Head“ aus dem Jahr 2009. Die nunmehr 20-jährige Ausnahme-Instrumentalistin (Mandoline, Clawhammer-Banjo, Gitarre, Gesang), Ausnahme-Songschreiberin und -Sängerin kreiert Old-Time-Music für das 21. Jahrhundert und wildert hierbei in einer Vielzahl unterschiedlicher Genres und Stile. Dreimal konnte ich Sarah Jarosz bereits live erleben: März 2010 auf dem SXSW-Festival in Austin (Texas), wo sie mit „Black Prairie“ (Americana-Album der Woche 10) und bei den Austin Music Awards als Solokünstlerin auftrat. Ein gutes Jahr später gastierte sie in der Grand Ole Opry in Nashville, wo sie mit ihrer vorzüglichen Begleitband mit ungewohnt kantigen Tönen die Grand Ole Opry irritierte und gleichermaßen in Staunen versetzte. Dieses Jahr hat sie spürbar reifen lassen, ihr tiefes Timbre und ihr düsteres Songwriting sind ihre Markenzeichen: nichts ist gekünstelt, alles kommt genau so aus ihr heraus: Eigensinn trifft Virtuosität. Bereits auf ihrem Debüt hatten sich einige namhafte Musiker die Ehre gegeben, um der jungen Texanerin unter die Arme zu greifen. Diese erprobte Kollaboration wirkte sich auch auf ihren Zweitling aus und liest sich wie das „Who is Who“ des Americana: Jerry Douglas, Béla Fleck, Stuart Duncan, Chris Thile, Viktor Krauss, Edgar Meyer, John Leventhal, Dan Tyminski. Vermerkt sei, dass dies nur eine Auswahl ist und andere Hochkaräter hinzukommen wie Vince Gill oder Shawn Colwin mit ihren traumhaften Harmony Vocals. In Deutschland ist Sarah Jarosz nahezu unbekannt, in den USA gilt sie – neben der traditionell orientierten Manolinenvirtuosin Sierra Hull – als ganz großes Talent der akustischen Americana-Szene. Die elf wunderschön düsteren Songs folgen musikalisch unterschiedlichen Pfaden und formen dennoch eine Einheit, die sich in der Vielfalt des Songwriting ebenso spiegelt wie in den Arrangements. Anspieltipp: „The Tourist“. Ein außergewöhnlicher Track, der nicht nur zu mehrmaligem Anhören, sondern zu genauem Hinhören einlädt, weil sich erst dadurch die kompositorische Handschrift und die Raffinesse des Arrangments Schicht und Schicht entblättert. Five Stars!

Sarah Jarosz/Sierra Hull – "Old Daingerfield" at Grey Fox BGF

Americana-Album der Woche (14): Ry Cooder: Pull Up Some Dust and Sit Down (2011)

Ry Cooder hat mit „Pull Up Some Dust and Sit Down“ sein bislang politischstes Album vorgelegt, ein gutes Jahr vor den nächsten amerikanischen Präsidentschaftswahlen. In 14 Songs skizziert und karrikiert er den gegenwärtigen Seelenzustand der amerikansichen Gesellschaft und besinnt sich wie selten auf seine musikalischen Tugenden. Zeitweise glaubt man sich an den Beginn seiner Karriere zu erinnern, an „Into the Purple Valley“, „Boomer’s Story“, „Paradise and Lunch“ und „Chicken Skin Music“. Aber es ist mehr als das, keine reine Remineszenz an vergangene Tage. „Pull Up Some Dust and Sit Down“ ist eine Americana-Melange, die es in sich hat: Folk, Blues, Country, Ragtime, Norteno, Jazz, Rhythm and Blues – mal akustisch, mal elektrisch dreckig, mal mit einer 11-köpfigen Band mit Bläsern, mal mit Altmeister Flaco Jiménez am Akkordeon oder Jim Keltner am Schlagwerk. Geigen, Trompeten, alle möglichen Saiteninstrumente von Mandola, Mandoline, Banjo über Bajo Sexto bis Gitarre garnieren den Soundtrack zu einem wahren Ohrenschmaus. Ry Cooder singt und erzählt die von ihm ersonnenen Kurzgeschichten mit einem lachenden und einem weinenden Auge und lässt dabei hin und wieder seine zum Markenzeichen gewordene elektrische Sidegitarre aufblitzen. Nach Vollendung seiner außergewöhnlichen kalifornischen Trilogie „Chavez Ravine“, „My Name is Buddy“ und „I, Flathead“ ersinnt Ry Cooder eine Collage an skurill-komischen und zugleich nachdenklichen Geschichten, die sich um die Finanzkrise von 2007 rankt und bespickt ist mit bitterbösen Kommentaren zur politischen Kultur der USA. So beginnt das durchweg gelungene Spätwerk mit dem fröhlich-anmutenden und zynisch-durchtränkten „No Bankers Left Behind“ in Gestalt eines Marsches, der an die Musik vor dem amerikanischen Bürgerkrieg erinnert und schließt mit dem melancholisch-getragenden „No Hard Feelings“. Jedes einzelne Stück zeichnet sich durch einen besonderen Charakter aus, ob dies „El Corrido de Jesse James“, „Christmas Time This Year“ oder „John Lee Hooker for President“ ist. Cooder beherrscht wie kein Zweiter das Große Einmaleins des Americana und verbindet mühelos das musikalische Erbe eines ganzen Kontinents. Wer Ry Cooder ausschließlich mit dem zweifelsohne gelungenen „Buena Vista Social Club“ in Verbindung bringt, dem sei dringend diese Update empfohlen. Grandios in jeglicher Hinsicht. Auch was die audiophile Vinyl-Ausgabe (2 LPs) angeht, lohnt sich die Anschaffung, die mit einer CD für den Alltaggebrauch daherkommt.

Ry Cooder – No Banker Left Behind (Pull Up Some Sand and Sit Down)

Ry Cooder – Quick Sand (Pull Up Some Dust and Sit Down)

Americana-Album der Woche (13): The Decemberists – The King Is Dead (2011)

Das bereits Mitte Januar erschienene Album ist das sechste Werk der Band aus Portland, Oregon, die nach Ausflügen in komplexere Progessive-Art-Rock-Gefilde (The Crane Wife) sich wieder ihrer Wurzeln besinnt und zwei Handvoll folkloristisch-anmutender Americana-Epen auf „The King Is Dead“ vereint. Die allesamt von Bill Melroy geschriebenen Songs lassen die Nähe zu R.E.M. erkennen, zumal Peter Buck als Gast den Brüdern im Geiste musikalisch unter die Arme greift. Auch scheint Tom Petty ein wenig Pate gestanden zu haben. Gleichwohl erschaffen die Decemberists ein eigensinniges Klangbild, das Luft lässt für die mitschwingenden Assoziationen. Neben der Stammbesetzung Chris Funk (Banjo, Bouzouki, Pedal Steel), John Moen (Schlagzeug, Percussion), Nate Query (Bass, Cello), Jenny Conlee (Akkordeon, Klavier), Bill Melroy (Gesang, Gitarre) gesellt sich neben Peter Buck eine illustre Schar an hochkarätigen Gastmusikern hinzu, die dem Album seine ganz besondere Farbe verpasst: Laura Veirs, Gillian Welch, Dave Rawlings, Annalisa Tornfelt. Letztere ist die wunderbare Sängerin und Geigerin von Black Prairie (Americana-Album der Woche 10, „The Feast Of The Hunters Moon“), einem Side-Projekt der Decemberists. Das neue Werk „Long Live The King“ ist ab 1. November erhältlich und setzt womöglich da an, wo „The King Is Dead“ aufgehört hat. Wer sich jetzt schon mal auf die Decemberists als Navigator durch die dunkle Jahreszeit einstimmen möchte, dem sei der Song „January Hymn“ empfohlen: „On a winter’s sunday I go to clear away the snow….“. Oder die drei kurzen Videoclips mit Impressionen von der Studioarbeit.

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Americana-Album der Woche (12) – Amelia Curran: Hunter, Hunter (2009)

Nachdem wir in der vergangenen Ausgabe Paul Simons neues Album vorgestellt haben, geht es diese Woche um eine hierzulande nahezu unbekannte Singer/Songwriterin aus St. Johns, Neufundland, Kanada. Hier, an diesem kalten, unwirtlichen Ort, beginnt der Trans-Canada Highway No.1. Und er könnte die Kulisse für dieses außergewöhnliche Album bieten. „Hunter, Hunter“, bereits 2009 erschienen, ist das zweite Werk bei Six Shooter Records und insgesamt ihr viertes. „Hunter, Hunter“ bestätigt die außergewöhnliche Gabe der Sängerin mit der sonoren Stimme, Geschichten mit Tiefgang und leicht groteskem Anstrich zu erzählen.

Das folkige Album besticht nicht zuletzt durch eine sparsame Instrumentierung. Die akustische Gitarre wird angereichert durch Dobro, Bouzouki, auch mal ein French Horn, Akkordeon, Posaune, Klavier, Bass, Schlagzeug und Percussion. Die Songs überzeugen in ihrer Instrumentierung durch Einfachheit und Klarheit und strahlen zugleich eine unglaubliche Präsenz aus. Die textliche Ebene ist hier wesentlich komplexer und lässt dem Zuhörer ein breites Spektrum an Interpretationsmöglichkeiten. Der Opener „Bye, Bye, Montreal“ versieht auf faszinierende Weise angelsächsische Folkkunst mit franko-kanadischem Anstrich. Und es könnte durchaus eine Hommage an Leonhard Cohen sein. Oder auch nicht: hinhören und den durchweg kurzen Songs aufmerksam lauschen. Die kühler werdenden Abende laden hierzu ein. Das Album ist mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem „Juno Award for Best Roots and Traditional Album of 2009“, dem kanadischen Grammy. Sehr empfehlenswert!

Amelia Curran – Bye, Bye Montreal

Amelia Curran – Hands on a Grain of Sand

Americana-Album der Woche (11) – Paul Simon: So Beautiful or So What (2011)

Eigentlich sollten an dieser Stelle nur Alben von Musikern vorgestellt werden, die in den hiesigen Breitengraden kaum oder gar nicht bekannt sind. Das aktuelle Album von Paul Simon „So Beautiful or So What“ macht aber hier eine Ausnahme! Denn alle Lobeshymnen bestätigen das durchweg gelungene Singer/Songwriter-Werk des Altmeisters. Die zehn Songperlen (zwischen 1:36 und 4:18 Länge) knüpfen an der Idee an, ein in sich stimmiges Album zu kreieren. Paul Simon hat kein Hexenwerk vorgelegt, sondern sich schlicht und einfach auf seine Songwriter-Qualitäten besonnen. Anstatt wie bei seinen letzten Werken die Songs um Rhythmen und Loops herumzustricken, schlägt er hier den umgekehrten Weg ein: eine Gitarre, ein Bleistift und ein Blatt Papier. Anspieltipp ist gleich das furios startende und mitreißende „Getting Ready for Christmas Day“. Und auch die Vielzahl der Musiker und die sich daraus überraschend ergebenen Instrumentierungen nehmen den Hörer vom ersten Ton mit. Fazit: Mein Sonntag-Morgen-Album der nächsten Wochen. Das Vinyl-Album ist (nicht nur in diesem Fall) fraglos der CD vorzuziehen, weil sie nicht nur in einer sehr guten Qualität daherkommt, sondern auch mit einem Gratis-Download angereichert ist – und jetzt aufgepasst! – nicht etwa in MP3-, sondern in Audio-Qualität inklusive eines Live-Tracks des Titelsongs. In Kauf nehmen muss man dann zwar den Download von rund 1,5 GB – aber in der entsprechenden Qualität. Und da bald Weihnachten und auf der Platte ein Weihnachtslied ist….

Paul Simon – So Beautiful or So What

Paul Simon – So Beautiful or So What

Americana-Album der Woche (10): Black Prairie – Feast Of The Hunters Moon

Das mystisch anmutende Black Prairie-Debüt „Feast of the Hunters Moon“, bereits Frühjahr 2010 erschienen, ist das Ergebnis einer besonders reizvollen Kollaboration: Jenny Conlee-Drizos (Akkordeon, Vocals), Chris Funk (Dobro, Bouzouki and Weissenborn) und Nate Query (Cello, Bass) von den Decemberists und die beiden aus Portland (Oregon) stammenden (Folk-)Musikern Jon Neufeld (Archtop Guitar, Vocals) und Annalisa Tornfelt (Geige, Vocals). Weiterlesen

AMERICANA-ALBUM DER WOCHE (9): THE JAYHAWKS MIT IHREM BESTEN ALBUM ‘HOLLYWOOD TOWN HALL’

Nie harmonierten die Gesangsstimmen von Gary Louris und Mark Olson besser als auf diesem im Jahr 1992 auf ’Def (!)American Recordings’ veröffentlichten Meisterwerk der Jayhawks.
Die ’Hollywood Town Hall’, vor der die seinerzeit vier Bandmitglieder für das Coverfoto in winterlicher Landschaft auf einem Sofa Platz nahmen, steht in Minnesota (dort wurde die Band 1985 gegründet) und nicht etwa in Kalifornien, wo in den Hollywood Sound Studios einige Stücke des Albums eingespielt wurden.
Die Harmony Vocals und die Instrumentierung auf den von Louris und Olson größtenteils gemeinsam verfassten Stücken sind wie aus einem Guss. Trotzdem ist jeder der zehn Songs unverwechselbar und anmutig. Gleich der auch als Single veröffentlichte Opener ‘Waiting for the Sun‘ bekommt die volle Punktzahl, danach kann das Niveau fast durchgängig gehalten werden.
Drei Jahre später erschien dann das ebenfalls sehr gelungene Album ’Tomorrow The Green Grass’. Danach verließ Mark Olson die Band und gründete mit seiner damaligen Frau, der Singer-Songwriterin Victoria Williams, die legendären ’Original Harmony Ridge Creekdippers’. Gary Louris veröffentlichte mit den Jayhawks noch drei weitere hörenswerte LPs.
Im letzten Jahr wurde ’Hollywood Town Hall’ auf Vinyl wieder veröffentlicht (absolute Kaufempfehlung). Es sollte der Vorbote auf das in diesen Tagen erscheinende neue Werk der Jayhawks sein, ’Mockingbird Time’. Die erste Studio-LP der Band seit acht Jahren-  und das erste Jayhawks-Album mit den Gründungsmitgliedern Gary Louris, Marc Perlman und dem inzwischen zurückgekehrten Mark Olson seit 1995. Die Vorabauskoppelung ’She Walks In So Many Ways’ ist großartig, eine kleine Bandgeschichte anlässlich dieser langersehnten Reunion findet sich unter

www.youtube.com/watch?v=1r3i3dqsrNY

Americana-Album der Woche (8) – The Wailin‘ Jennys: Bright Morning Stars (2011)

Das kanadische Trio The Wailin‘ Jennys hat mit ihrem dritten Studioalbum „Bright Morning Stars“ wieder ein äußerst stimmiges und vor allem stimmgewaltiges Werk vorgelegt. Ohne Übertreibung gehört „Bright Morning Stars“ zu den Sternstunden des Country Folk und kann als musikalischer Leckerbissen zum opulenten Frühstück am späten Sonntagmorgen gereicht werden. Weiterlesen

Americana-Album der Woche (7) – Lori McKenna: Lorraine

Hierzulande ist die aus Boston stammende Singer/Songwriterin nahezu unbekannt. Dass sie aber zur Crème de la Crème der Songwriterzunft (in Nashville) gehört, steht auf einem anderen Blatt. „Lorraine“, 2011 auf Signature Records erschienen, ist ihr sechstes Album, das sie ihrer Mutter gewidmet hat. Lori McKenna (1968 geboren) war sieben als sie starb. Die tief in die Seele gebrannten Kindheitserinnerungen inspirierten sie zu diesem Album. Mühelos knüpft es an die Vorgänger an und legt die Latte wieder ein wenig höher. Von Beginn an zieht die Geschichtenerzählerin ihre Zuhörer in einen Bann, denn Lori McKenna schaut genau hin und weiß intuitiv, worin das Außergewöhnliche und Abseitige im Alltag zu finden ist. Autobiographisch inspirierte Balladen natürlich, mit Verve und Energie instrumentiert, mal zerbrechlich, mal wütend, mal mit einer Brise Humor. Gegossen in ein verhalten und dennoch kraftvoll instrumentiertes Korsett aus akustischen und elektrischen Gitarren, Mandoline, Cello, Bass, Schlagzeug, Percussion und Keyboards, angereichert durch feinfühlig gesetzte Harmony Vocals, hinterlassen die 13 Songs Gefühlswallungen zwischen Resignation, Innehalten und Aufbruch. Einen Song besonders hervorzuheben fällt schwer, denn jeder ist es wert, aufmerksam gehört zu werden. Gleichwohl: „American Revolver“ ist die Geschichte einer von ihrem Ehemann missbrauchten Ehefrau, die über seinen baldigen Tod nachsinnt.
Lori McKenna ist eine Entdeckung für alle, die jenseits der konventionellen Singer/Songwriter-Kost einen ungetrübten Blick auf den amerikanischen Lebensstil erhaschen wollen – mit einem lachenden und einen weinenden Auge. Viel Spaß beim Entdecken!

Weitere Informationen unter: http://www.allmusic.com/artist/lori-mckenna-p360793
http://lorimckenna.com/
Lori McKenna – How Romantic is That? (2007)

Americana-Album der Woche (6) – Alison Krauss and Union Station: Paper Airplane

Sieben Jahre ist es her, seit dem das letzte Album von Alison Krauss and Union Station erschienen ist und den ausweglosen Titel „Lonely Runs Both Ways“ (2004) trug.  Die wunderbar betörende Melodie des Openers „Gravity“ blieb im Ohr und fand seine Steigerung in der Kollaboration „Raising Sand“ (2007) zwischen der Ausnahmesängerin und -geigerin und dem Led Zeppelin-Urgestein Robert Plant. Auch die anderen Saitenvirtuosen (Barry Bales – Acoustic  Bass, Jerry Douglas – Dobro/Weissenborn/Lap Steel, Dan Tyminski – Gitarre/Mandoline, Ron Block – Banjo) waren nicht minder aktiv und pflegten ihre Side- und Soloprojekte.  

„Paper Airplane“ knüpft lückenlos an seinen Vorgänger an, auch wenn die Band gereift ist. Die handverlesenen Songs, ob neu geschrieben oder klug adaptiert, werden in einem luftigen Gewand dargeboten, das Raum zum Atmen lässt: kein Solo zu lang, kein Ton zu viel, die Harmony Vocals dezent gesetzt. Aufgeräumt und trotzdem intensiv: Dass hier fünf eigensinnige und feinfühlige Musiker zusammen spielen, ohne sich gegenseitig den Schneid abzukaufen, unterstreicht den Ausnahmestatus dieser Band. Obwohl hier sehr viel Routine mit im Spiel ist, wirkt das Album wie aus einem Guss und nimmt den beseelten Zuhörer unaufdringlich mit, den nachdenklichen, manchmal traurigen Geschichten zu folgen. Alison Krauss and Union Station ist zurück, obwohl die Band mit ihrem unverwechselbaren Acoustic Americana Bluegrass Sound ja nie wirklich weg war. Im Sommer 2009 spielten sie auf Einladung von Barack Obama gar im Weißen Haus und zelebrierten eindrucksvoll, was für sie zeitgenössische Country Music bedeutet: meilenweit entfernt von dem Country-Pop einer Taylor Swift. So hätte das Album auch den Titel  „No Concessions“ tragen können. Anspieltipp: My Opening Farewell, geschrieben von Jackson Browne. Wenn das mal nicht der Anfang vom Abschied von dieser wunderbaren Combo bedeutet…

Alison Krauss – Paper Airplane 2011.04.13 Letterman