Nach einem Jahr Pause fuhren der Mann und ich wieder zu den Classic Days auf Schloss Dyck. Schöne Atmosphäre und schöne alte Autos waren es, die wir erwarteten. Nach knapp einer Stunde stand für mich fest: Es werden meine letzten Classic Days sein.
Alte Autos und neue Sponsoren
Wie gewohnt steht vor dem Besuch des Fahrerlagers ein längerer Fußmarsch. Also eine kleine Wanderung durch die sehr schöne Botanik, vorbei an Schwänen und Blumen. Manch ein Besucher scheint die Natur sogar als geeigneter für ein Foto zu finden als die Autos.
Kein Wunder, nur bei Viechern und Blumen hat man eine Chance, diese ohne Menschen mitten im Bild abzulichten. Ansonsten wimmelt es vor (fotowütigen) Besuchern, die auf der Jagd nach dem perfekten Foto auch anderen Fotografen in den Weg hüpfen. Der Mann vermutet mehr Kameras als auf der Photokina.
Wir wandeln über die Orangerie-Halbinsel, der Mann klärt mich über Elektroautos aus den 1920ern auf, die als Vorbild für Comic-Autos gedient haben und wir werden fast von einem Tesla angefahren.
Tesla? Classic Days? Ich bin großer Elektroauto-Fan. Und großer Tesla-Fan. Dieser Tesla stößt mir jedoch auf, wir sind schließlich auf einer Veranstaltung für „klassische“ Autos. „Werbung“, murmelt der Mann.
Schwarz-folierte Vorkriegs-Luden-Cabrios
Nach einer kleinen Stärkung geht es an die Rennstrecke. Wunderschöne Vorkriegs-Mercedesse schalten mit einem „Föööööö“ den Kompressor zu, um dem kaum eingefahrenen schwarz-folierten Proll-Cabrio davonzufahren. Dessen Fahrer winkt debil in die Menge, die – ebenso wie ich – verwirrt ist. „Werbung!“, murmelt der Mann.*
Skoda-Club Essen-Rüttenscheid
Flanieren wir halt über den „Oldtimer-Parkplatz auf Schilfgrasfeld/Miscanthusfeld“, dort, wo die Besucher ihre Autos abstellen können, wenn sie alt genug sind („wir nennen es `Classic Meeting`“). Das „wenn sie alt genug sind“, hatte ich zumindest vermutet. Vor allem, wenn ich an die Classic Days 2012 denke, wo wir unser Auto (immerhin 43 Jahre alt) quasi neben dem Klo abstellen mussten. Weil wir keinem der über 100 Oldtimer-Clubs angehörten.
Der Lancia-Club Deutschland ist quasi vollständig erschienen und präsentiert insbesondere Schätzchen aus den 1990er Jahren. Der Mercedes-Irgendwas-Club hat auch mal aus den Garagen geholt, was man in den letzten Jahren so geleast hat. Der Wiesmann-Club präsentiert poliertes Blech. Selbst die ältesten Wiesmann-Roadster müssten noch drei Jahre auf ihr H-Kennzeichen warten.
Fabrikneue Ferraris und eine regenbogenfarben-lackierte Scheußlichkeit. Ich mag nicht mehr und merke mir insgeheim vor, für das nächste Jahr den Skoda-Club Essen-Rüttenscheid anzumelden. Mitglied: 1. Alter des Autos: 11 Jahre. Zustand: 4. Hätte den Vorteil, dass ich nicht mit dem Busshuttle kommen müsste.
Auf dem Weg zu eben diesem Busshuttle halten wir noch einmal an der Rennstrecke. Elektroautos. Alte Elektroautos. Messerschmidt-Kabinenroller, zwei Detroit Electric und – ein Tesla. „Werbung“, seufze ich.
Klassik- und Motorfestival
Das Klassik- und Motorfestival hat für mich seinen Reiz verloren. Der Reiz, den zum Beispiel Goodwood ausmacht, weil man dort nicht nur schöne alte Autos sehen konnte, sondern sich tatsächlich wie in der Vergangenheit fühlt. Nicht, dass es in Goodwood keine Werbung gäbe. Die passt sich aber ins Gesamtbild ein.
* Besonders interessant, da die Anzahl der Rennplätze stark limitiert ist: „Als im Jahr 2011 die Zahl der Bewerbungen mit über 515 Anmeldungen die möglichen Starterplätze von 80 Fahrzeugen auf der Rundstrecke um ein Vielfaches überstieg, wurde überlegt, die Anmeldungen ab 2012 umzustellen auf die Reihenfolge „Application for Invitation“. Man bewirbt sich um die Teilnahme und übermittelt vorab Fahrzeugdaten – oder die Initiatoren und eine behutsame Auswahl-Kommission laden das Fahrzeug zur Teilnahme ein.“