Die Ostsee von oben

Mit nicht weniger als der weltweit besten Helikopterkamera haben sich Silke Schranz und Christian Wüstenberg für ihren Film „Die Ostsee von oben“ zufrieden gegeben. Das ist auch gut so, sonst würde mir und den anderen Besuchern in der voll besetzten Lichtburg ziemlich schlecht werden – schließlich „fliegen“ wir 85 Minuten von Flensburg entlang der Küste der Ostsee bis an die polnische Grenze.

In 80 Vorführungen durch Deutschland

„Natur aus der Vogelperspektive“ war meine Vorstellung. Klingt nicht sonderlich spannend. Das erklärt wohl auch, warum 95 Prozent der Lichtburg-Besucher das Rentenalter schon lange erreicht haben und viele Rollatoren aus dem Fluchtweg geräumt werden müssen. Die meisten haben auch „Die Nordsee von oben“ gesehen, wie sie durch Handzeichen den beiden wirklich sympathischen Filmemachern anzeigen. Die sind übrigens mit dem Wohnmobil da, 80 Vorführungen standen an, 60 haben sie bereits bewältigt, am Nachmittag steht noch Dortmund an, danach geht es weiter Richtung Bayern. Man könnte vermutlich einen eigenen Film über die „Tournee“ drehen.

Helikopterkamera Cineflex, Quelle: vidicom

Schöne Bilder und viele Informationen

Spätestens nach den ersten Minuten des Films bitte ich innerlich bei den Filmemachern um Verzeihung. Ja, es ist eine Naturdokumentation. Aber sie ist fesselnder als mancher Film. Zu den wirklich wunderschönen Aufnahmen (Ich werde ab sofort mehr Urlaub in Deutschland machen!) kommt aber noch eine wirklich gute Synchronisierung durch Christian Wüstenberg. Viele interessante Informationen und eine Prise Humor machen richtig Spass. Recherchiert wird die Informationsflut durch Silke Schranz, die dann auch schon mal den gefilmten Bauern ausfindig macht, ihn fragt, was er da geerntet hat und wieviel er so erntet und das anschliessend in Brötchen umrechnet. Damit der Zuschauer auch was mit der Info anfangen kann.

Kieler Ort; Quelle: vidicom

Zwei Jahre hat es gedauert, bis nach „Die Nordsee von oben“ nun „Die Ostsee von oben“ in die Kinos kam. Das ist natürlich auch ein bisschen der aufwändigen Recherche geschuldet, Drehtage gab es nur 14 innerhalb von sechs Wochen (das Wetter musste schliesslich auch stimmen). Die Vorbereitungen haben ein halbes Jahr gedauert, die Nachbereitungen (Schnitt, Recherche, Vertonung) noch einmal ein Jahr.

Kap Arkona auf Rügen, Quelle: vidicom

Für die Hintergrundgeräusche (85 Minuten Hubschrauber wären vermutlich etwas eintönig) sind die beiden die Flugroute noch einmal abgefahren und haben Geräusche gesammelt. Zum Beispiel das Kratzen einer Fähre beim Anlegen. Da es schon mal passieren kann, dass sich unerwünschte Geräusche einschleichen, muss man ziemlich geduldig sein, bis das richtige Geräusch im Mikro ist. Das gesamte Projekt von der Recherche über Schnitt bis hin zu Vertonung und Filmverleih haben Schranz und Wüstenberg alleine gestemmt. Deshalb möchten sie auch ungern über ihr nächstes Projekt reden – sonst bringt es jemand vielleicht schneller in die Kinos als sie. Auf jeden Fall wird es wieder ein Knaller, hat Wüstenberg versprochen.

Ostsee-Urlaub im Kino

Wer 85 Minuten Ostsee-Urlaub machen und dabei einiges lernen möchte, der sollte hier nach einem Kino in seiner Nähe suchen. Auch in der Essener Lichtburg wird es noch einmal eine Matinee geben, der Termin steht aber noch nicht fest. 

Website „Die Ostsee von oben“

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