Edinburgh reloaded

Royal Mile, Edinburgh, SchottlandWährend Deutschland ein wenig Sommer schnupperte, hat es uns wieder nach Schottland gezogen – zur Stippvisite in Edinburgh.

An Bewährtem soll man festhalten, deshalb sind wir auch diesmal wieder im Albyn Townhouse eingekehrt, wo wir freudig von Maya begrüsst wurden. Lydie und David renovieren gerade einen Teil der Zimmer (viele sind schon fertig) und machen das Haus noch schöner.

Neu war die Anreise – statt mit dem Auto und der Fähre ging es ab Köln/Bonn mit dem Flieger nach Edinburgh. Wer es sich dann einfach machen will, nimmt den etwas teureren Airlink-Bus bis zur Weaverly-Station und steigt dort um. Während der ganzen Fahrt, die ab Flughafen bis Weaverly ca. 25 Minuten dauert, kann man sich über kostenloses WiFi freuen. Aber auch Taxen sind mit mehreren Leuten sinnvoll, für den Rückweg City – Airport haben wir 18 Pfund gezahlt. Allerdings sollte man nicht zu viel Gepäck haben, die „typisch englischen“ Wagen haben nämlich keinen Kofferraum.

Ein kleine Übersicht über unser Programm (da unsere Reisebegleitung noch nicht in Schottland war, gibt es einige Überschneidungen mit der Fahrt im letzten Jahr):

Edinburgh Castle
Wieder eine Karte über das Internet gebucht, allerdings braucht es das zu dieser Jahreszeit nicht. Außer uns wurden nur haufenweise Schulklassen durch das Schloß gezerrt. Was sich wirklich gelohnt hat, war der Audioguide. Der erzählt schön über Schloß und Geschichte. Und nach der durchaus anstrengenden Besichtigung sollte man im Redcoat Cafe einkehren. Dort war alles lecker, sowohl die Pasteten und Sandwiches als auch die Kuchen.

Mary King´s Close
Sehr touristisch aufgemacht, aber dennoch in jedem Fall einen Besuch wert ist die unterirdische „Stadt“, in der Mary King´s Close liegt. Im Mittelalter handelte es sich um ein enges Gassenlabyrinth mit bis zu zehnstöckigen Häusern. Um 1645 wurde die Einwohnerzahl jedoch drastisch durch die Pest reduziert. 1753 wurden die oberen Teile der Gebäude abgerissen und die unteren Teile als Fundament für die City Chambers genutzt – so wurden unterirdische Gassen gebildet. Dass es hier spuken soll, ist selbstverständlich. Dem kleinen Mädchen Annie haben auf jeden Fall schon viele Menschen Kuscheltiere gespendet.
Touren finden alle 20 Minuten statt und nur mit den Touren kommt man nach unten. Das ist auch sinnvoll so, neben einer absolten Garantie, sich zu verirren warten dort unter anderem mit Arsen angemischte Wandfarbe und Zimmerdecken, deren Hauptbestandteil neben Pferdehaar menschliche Asche ist. Zu den Touren werden auch Audioguides in allen erdenklichen Sprachen angeboten.

St. Giles Cathedral
1120 gegründet (aber nicht mehr in seinerzeitigem Zustand) wurde die einstige Kathedrale St. Giles. Im 16ten Jahrhunder predigte hier der Reformator John Knox. Seit Anfang des 20. Jahrhundert beherbergt St. Giles die Thistelchapel, in der sich die Mitglieder des Distelordens zu Versammlungen treffen. Davor traf man sich im Holyrood Palace. Sieht die Kapelle selbst sehr betagt aus, wundern die bunten Figuren über den Sitzen etwas. Uns wurde aber erläutert, warum diese so aussehen: Neue Mitglieder des Distelordens müssen sich selbst ein Symbol zulegen. Und so kommt es, dass das Ordensmitglied Hope eine grelle Weltkugel, die von Wolken begleitet und einem Regenbogen überspannt wird, als Symbol gewählt hat. Die Königin von England ist eher selten bei den Treffen des Ordens – sie muss lediglich zwei Wochen im Jahr auf schottischem Boden verbringen. Dafür darf sie sich aber jedes Mal ärgern, wenn sie die Kapelle betritt – ihr Pult ziert ein in Ketten gelegtes Einhorn. Das Einhorn symbolisiert Schottland, die Ketten angeblich England.
Kleiner Geheimtipp: Um die beeindruckende Orgel herum gehen, hinter der Orgel befindet sich neben der Glastür oben rechts ein Lichtschalter – und schon kann man sehen, welche „Technik“ das gute Stück beherbergt.
Im Keller der St. Giles Cathedral gibt es auch ein sehr nettes kleines Cafe mit selbstgemachten Speisen und Kuchen.

St. John und St. Cuthberts
Vom Friedhof (mit Ausgang in die Princess Gardens) der Kirchen St. John und St. Cuthberts gibt es einen hervorragenden Blick auf das Schloß. Und auch hier lädt ein kleines Cafe (Hendersons) dazu ein, den Lunch einzunehmen. Fair trade und viel Bio, in jedem Fall aber schmeckt es.

Georgian House
Wie 1796, zur Zeit seines ersten Besitzers, ist das Georgian House am Charlotte Square eingerichtet. In direkter Nachbarschaft zum First Minister kann man durch die Räume wandern, die gerne von netten Damen erläutert werden. So weiss ich jetzt, dass damals der Trauzeuge dem Brautpaar einen neckisch bemalten Nachttopf, gefüllt mit Salz und Silber schenkte – Symbole für Reichtum und Wohlergehen. Aufgrund der wachshaltigen Schminke damals, die sowohl von Frauen als auch Männern getragen wurde, gab es Kaminschirme, die die Hitze abhalten sollten. Ansonsten konnte es passieren, dass die Schminke zerfloss und man „sein Gesicht verliert“. Nachdem die Damen sich in den Drawing Room (von „withdraw“ – zurückziehen) begeben hatten, verloren die Männer selbst dann nicht ihr Gesicht, wenn sie in aller Öffentlichkeit den Nachttopf nutzen. Und nach beendeter Feier steckte der Herr des Hauses seine Taschenuhr in die dafür vorgesehene Tasche des Bettbaldachins – so blieb sie aufrecht und warm.

The Grain Store
Fast wie in einem Kellergewölbe fühlt man sich in diesem Restaurant, tatsächlich sitzt man aber über der Victoria Street. Gutes Essen, wenn man auch nicht das Angus-Steak bestellen sollte – medium können die Herrschaften nicht, dass Fleisch ist dann durch. Hühnchen und vegetarisch waren da die bessere Wahl.

Ein Gedanke zu „Edinburgh reloaded

  1. hansbahnhof Beitragsautor

    Nachtrag zum Grain Store:
    – Rotwein deutlich über der vom Franzosen empfohlenen Temperatur
    – Wasser aus dem Hahn wie in Frankreich – auch die Zitrone hatte aber keine Chance gegen den schottischen Chlor
    – Touristen werden grundsätzlich auf den schlechtesten oder zweitschlechtesten Platz gesetzt – das ist aber nicht nur hier so Sitte sondern offensichtlich schottische Tradition – wahrscheinlich weil man früher als Tourist ohnehin nicht lang genug lebte, um wiederzukommen 😉

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