Nicht ganz gefüllt war der rote Rot-Weiß-Oberhausen Bus, mit dem uns „Else“ am Gleiwitzer Platz in Bottrop abholte – was wohl dem Fußballgott geschuldet war. Petrus gefiel anscheinend auch etwas nicht, zumindest lies er es kübelweise regnen.
Currywurst und Unwetter auf dem Tetraeder
Zur Vorspeise ging es auf das Tetraeder. (Jawoll, das. Ist nämlich eine geometrische Form und deshalb ebenso wie „das Dreieck“ „das Tetraeder“.) Klingt gut, in der Realität stellt sich aber das Essen mit waagerecht fallendem Regen, Windboen und ständig umklappendem Schirm als etwas schwierig heraus.
Wir haben trotzdem den Rosésekt mit Erdbeeren getrunken und dazu Currywurst verputzt. Die fand ich ganz lecker, bei dem Currysoßentest hätte sie vermutlich nicht gut abgeschnitten – zu dünn, zu laff.
Trotz des Wetters konnte uns Else dazu bewegen, ein bisschen um das Tetraeder herumzulaufen um zu sehen, was es da so zu sehen gibt. Das ist einiges, bis nach Gelsenkirchen zur Arena auf Schalke und Essen (RWE-Turm) reichte die Sicht. Auf das Tetraeder wollte niemand und der Bus war auch deutlich vor der vereinbarten Zeit wieder gefüllt. An der Halde wächst übrigens auch eine kulinarische Besonderheit: Sanddorn, der zur Befestigung des Bodens beitragen soll.
Ritter und Gartenstadt in Welheim
Zur ehemaligen Lohnhalle der Zeche Arenberg-Fortsetzung und damit zu unserem Hauptgericht ging es kreuz und quer durch Bottrop. Die wirklich wunderschöne Gartenstadt Welheim wurde durchfahren und Else klärte uns auf, dass wir der Kommende Welheim des Deutschritterordens zu verdanken haben, dass das Bottroper Stadtwappen ein Krückenkreuz ziert. Die Kirchhellener Wolfsangeln wurden nach dem Zusammenschluss von Bottrop und Kirchhellen statt des vorher im Mittelpunkt stehenden Arms mit Hammer in das Stadtwappen aufgenommen.
Zechensiedlungen waren auch der Grund dafür, dass Bottrop sich zur Großstadt mauserte – 1856 wurde in Ebel Prosper I niedergebracht und aus der 4.000 Personen zählenden Landgemeinde wurde nach und nach eine Bergbaustadt. Trotzdem haben die Bottroper viel Grün vor der Tür. 60 Prozent der Stadtfläche sind Grünfläche, woran vermutlich Kirchhellen einen nicht gerade kleinen Anteil hat.
Da der Strukturwandel auch vor Bottrop nicht halt gemacht hat, spielt der Bergbau mittlerweile eine geringe Rolle. Das vermutlich weltweit bekannteste Bottroper Unternehmen ist der Autotuner Brabus. In der Nähe des Firmengeländes findet sich ein Hinweis auf Bottroper Tradition: Das große rote stilisierte Pferd steht zum einen für den Bottroper Pferdemarkt, der 1432 erstmals urkundlich erwähnt wurde, zum anderen für die vielen Pferdebesitzer und Reiter in Bottrop.
Start-ups und Hauptgericht in der Lohnhalle Arenberg
Start-ups haben die Möglichkeit, im Gründerzentrum Arenberg unterzukommen, beispielsweise in der ehemaligen Lohnhalle. Dort gab es für uns nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch das Hauptgericht: Mit Spinat gefülltes Schweinefilet mit Schupfnudeln und Mandel-Brokkoli sowie Ruccola mit Nüssen, Croutons und Knochenschinken. Das war so lecker, dass manche Teilnehmer viermal ihren Teller gefüllt haben.
Warum der Bottroper Bahnhof nicht in der Innenstadt liegt, konnte auch auf dieser Fahrt nicht geklärt werden. Else behauptete, weil die Grundstücke im Emschertal damals viel billiger waren, meine Mutter (langjähriges Mitglied der Historischen Gesellschaft) meinte sich zu erinnern, dass man den Bahnhof eben nicht mitten in der Stadt wollte. Nach dreißig Jahren Erfahrung in Bottrop würde ich das den Bürgern durchaus zutrauen.
Klettern und Quark im Malakoffturm
Durch den warmen und kalten Eigen und vor allem durch weiterhin viel Regen fuhren wir zum Malakoffturm auf Prosper II. Früher Schachtturm, heute Museum und Kletterturm erinnert der Turm immer noch an seinen Namensgeber, die russische Festung Malakoff, Teil der Wehranlagen von Sewastopol auf der Halbinsel Krim. Zum Abschied gab es dann Kaffee und eine Himbeer-Quark (?)-Speise mit Baiser.
Keine kulinarischen Höhenflüge, dafür eine logistische Meisterleistung
Das Essen auf der gesamten Tour wurde vom Bottroper Brauhaus Bottich zubereitet, die Weine wurden samt Sommelier von Edeka Zuheide gestiftet. Das Essen war durchweg bodenständig und lecker, das Team trotz der logistischer Meisterleistung, an allen Stationen rechtzeitig warmes Essen zu servieren, sehr nett. Zwei kleine Minuspunkte: Vegetarier hätten in die Röhre schauen müssen und es wäre nett gewesen, wenn mal kurz gesagt worden wäre, was wir da eigentlich so essen.
Unsere Begleiterin Else drehte mir am Anfang etwas zu sehr auf, das lies aber zum Glück nach. Die Teilnehmer waren bunt gemischt und natürlich (schliesslich sind wir im Pott) hatten sich alle etwas zu erzählen.
Seit kurzem gibt es übrigens in Bottrop regelmässige Stadtrundfahrten, allerdings ohne Essen.