Bereits in jungen Jahren bekam ich von meiner Mutter eingetrichtert, dass man zum ordentlichen Abtrocknen zwei Handtücher benötigt: Eins aus Leinen für die Gläser und ein anderes für den Rest. Für mich (über Jahre eingeübt) logisch, für den Mann vollkommen unverständlich. Verständnis hatte er aber für die Wahl meiner Trockentücher, der Qualität wegen. Nach über 30 [sic!] Jahren wurden die von meiner Mutter vererbten Bielefelder Leinentücher etwas dünn, so dass ich meinen Vorrat aufstocken musste. 14,50 € für ein Trockentuch ist ein stolzer Preis, auf 30 Jahre gerechnet kommt man jedoch weitaus günstiger weg. Und nur Leinentücher hinterlassen keine Fuseln am Glas, die dann im Getränk und dann im Mund…
Die Gläser-Trockentuch-Frage war geklärt, blieb noch die Frage nach dem zweiten Tuch. Produkte des schwedischen Möbelriesen wurden ebenso ausprobiert wie von anderen Deko- und Kramläden: Nach jedem Spülen hatte ich ein klitschnasses Handtuch, welches nach spätestens der Hälfte des abzutrocknenden Geschirrs seinen Dienst einstellte. ALs Kind des Ruhrgebiets hätte die Lösung mir schon früher einfallen können: Grubentücher. In „original-schwarz“ heute nur noch bei Manufactum, in blau findet man es (in verschiedenen Qualitäten) relativ häufig. Beispielsweise stellt das Textilmuseum Bocholt auf historischen Webstühlen Grubentücher her, die auch über die Website bestellt werden können.
Wer sich dann davon überzeugt hat, dass das Grubentuch nicht nur in der Waschkaue der Bergleute gute Arbeit leistet, sondern auch am heimischen Spülstein – und dazu noch gut aussieht – der kann sich noch mit Pottlappen oder Laptop-Taschen aus Grubentüchern eindecken.
[Tatsächlich gibt es keinen Wikipedia-Eintrag zum „Grubentuch“. Daher eine laienhafte Beschreibung: Das Grubentuch wurde/wird von den Bergleuten genutzt, sich in der Waschkaue abzutrocknen. Durch das Muster wird der Kohlenstaub, der ins Handtuch gelangt ist, nicht sichtbar. Und um dieser „Behandlung“ standhalten zu können, müssen Grubentücher traditionell robust sein.]