In den letzten Monaten haben wir quasi eine Feldstudie zu Handwerkern durchgeführt. Hier ein paar unserer Ergebnisse.
Kommse heute nicht … vielleicht übermorgen
So genau wussten wir nie, wann jemand auf der Baustelle ist. Mal sollte jemand kommen, kam aber nicht, mal kam jemand als Überraschungsgast vorbei. Einfach hinnehmen und freuen, wenn jemand kommt …
„Wir hatten keine Telefonnummer“
Manchmal scheitert das Erscheinen der Handwerker daran, dass sie a) nicht angekündigt sind, also b) niemand zuhause ist und sie c) angeblich keine Kontaktdaten haben (ihre Chefs allerdings schon …). Wir haben eine nette Nachbarin, die dann schon mal beim Mann im Büro angerufen hat. Trotzdem war „Wir hatten keine Telefonnummer“ der Running-Gag der Bauphase. Im Haus hatten wir Zettel mit unseren Handynummern – an die Haustür wollte ich die aber nicht von außen pinnen.
Und er wart nie mehr gesehen
Manche Handwerker kamen einfach überhaupt nicht. Andere wiederum verliess das Interesse nach Begutachtung der Baustelle. Wobei Desinteresse natürlich nicht geäußert wurde, sondern sich einfach niemand mehr gemeldet hat. Auch nicht auf Nachfragen.
Sozialismus: Deins ist meins
Da steht ein Besen? Die Leiter kommt gerade recht? Anscheinend gibt es eine goldene Regel: Was auf der Baustelle steht, kann von allen verwendet werden.Dem kann man abhelfen, indem man seine eigenen Sachen wegräumt. Wände kann man allerdings nicht wegräumen und so wird schon mal ein (oder mehrere) Nägel in die eigentlich nur noch zu streichende Wand geschlagen, um daran Jacken aufzuhängen. Oder die Handynummer irgendeines Handwerkers prangt plötzlich großflächig an einer anderen Wand.
Ich hab irgendwo ´ne Zeichnung
Standardfrage an neu erscheinende Handwerker: „Wissen sie, was zu tun ist? Sollen wir es kurz zusammen durchgehen?“ Meistens hat nämlich der Chef den Kostenvoranschlag gemacht und seine Mitarbeiter eher rudimentär informiert, was sie eigentlich machen sollen.
Wir fangen erstmal an
Kostenvoranschläge sind lästig, nehmen Zeit in Anspruch und müssen vielleicht sogar dem Baulaien erklärt werden. Allerdings bekamen wir bei der Aussage eines Trockenbauers „Ich liefer erst mal Material, wir fangen nach Stundensatz an und wenn das ihnen dann zu teuer wird, gucken wir mal“ ein eher ungutes Gefühl. Vermutlich unnötig zu sagen, dass der Herr den Auftrag nicht bekommen hat.
Aber auch „vernünftige“ Handwerker teilten uns irgendwann mit, dass sie bei den Änderungen an ihrem Kostenvoranschlag ins Schwimmen kämen. In einem Fall habe ich den Kostenvoranschlag selber überarbeitet, eine vermutete Endsumme kalkuliert und daraufhin ein Lob von dem Auftragnehmer bekommen.
Macht hoch die Tür …
Handwerker sind Kälteerprobt. Türen sind unnötige Barrieren. Deshalb kann man auch bei Temperaturen um 0 Grad die Haustür einfach mal den ganzen Tag aufstehen lassen.
Job verfehlt
Transporteure, die einen 150 kg schweren Herd liefern und dann vom Empfänger erwarten, eine Ameise bereit stehen zu haben. Baustofflieferanten, die sich beschweren, dass sie ihren 40 Tonner zwar direkt vor dem Haus parken können, zum Abladen aber Wenden müssten. Ehrlich: Nicht mein Problem. Ich muss meinen Job auch auf die Kette bekommen. Absoluter Höhepunkt war der Klaviertransport in mehreren Akten, der hier für die Nachwelt festgehalten wurde.
Drum prüfe, was Dich ewig bindet
Dass etwas besprochen wurde und eventuell sogar im Kostenvoranschlag steht, heisst erst einmal nicht viel. Man sollte wissen, was man beauftragt hat und das auch ständig überprüfen. Wir waren nur mit einem einzigen Gewerk beim Anwalt, bei dem ich aber schon während der Ausführung das Gefühl hatte, da stimmt was nicht. Selbstverständlich war der Handwerker von der professionellen Ausführung überzeugt (drei Experten waren es anschliessend nicht).
Ebenfalls überprüfen sollte man, ob Schäden produziert wurden. Dass das angebohrte Heizungsrohr die untere Etage flutet heisst nicht, dass man da mal den Bauherr anruft. Er wird das schon entdecken.
Nur die halbe Wahrheit
Verschiedene Aufträge sind nicht ganz fertig, selbst wenn sie erledigt sind. Wenn man zum Beispiel ein neues Fenster beauftragt, dann geht man als Laie davon aus, dass das Fenster ausgebaut wird, eingebaut wird und gut ist. Umso erstaunter waren wir, als wir zwar neue Fenster hatten, aber ebenso riesige Löcher um die Fenster und keine Fensterbänke. Also mussten noch ein Maurer beauftragt und Fensterbänke erstanden werden.
Generell wurde eher Wert auf die schnelle Ausführung der Arbeiten denn auf die Schonung der vorhandenen Bausubstanz gelegt.
Alles Experten
Handwerker sind Experten. Nicht nur für ihr Gewerk, sondern auch für alle anderen. Und selbstverständlich gibt es auch überall sonst etwas zu kritisieren.
Alles Musiker
Handwerker hören entweder WDR 4 (in einer Lautstärke, dass die Nachbarin direkt mithört) oder sie singen. Gerne auch nur eine einzige Liedzeile über Stunden.
Derzeit befinden wir uns (trotz andauernder Baustelle) in einer dringend nötigen Handwerkerpause.