Als der Mann das erste Mal versuchte, einen Tisch bei Henssler & Henssler zu reservieren, wurde er ausgelacht. Drei Wochen vorher – als ob da noch etwas frei wäre. Es kostete also ein wenig Überredungskunst, ihn noch einmal zu einer Reservierung zu überreden. Diesmal sechs Monate vor unserem nächsten Hamburg-Besuch. Das sollte auch für die Herren Henssler reichen.
Reichte es. Wir bekamen einen Tisch. Allerdings nicht für 19:30 Uhr, wie gewünscht, sondern für 20:00 Uhr. „Fahren Sie halt ein bisschen langsamer“ lautete der flotte Spruch der Dame am Telefon. Der Mann war schon wieder nicht begeistert. Als die S-Bahn auf dem Weg zum Restaurant dann noch wegen „betriebsfremder Personen im Gleis“ die Weiterfahrt verweigerte, war die Stimmung bombig. Da konnte nur das Essen was rausreissen.
Wie ein Fels in der Brandung stehen die (an dem Abend) vier Sushi-Meister hinter ihrer Theke, während hinter ihnen eine Menge Köche (lustigerweise alle durchnummeriert und mit den entsprechenden Jacken und Schürzen versehen) Dinge anzünden und ständig in Bewegung sind. Bewegungsmässig steht ihnen das Servicepersonal in nichts nach, viele Gäste wollen bedient werden. Dabei bleibt der Service aber keinesfalls auf der Strecke, wir wurden aufmerksam und sehr freundlich bedient. Von der Geräuschkulisse her würde ich allerdings nicht mit mehr als zwei Personen hier essen – mit dem Gespräch könnte es schwierig werden.
Neben der Karte gibt es auch ein Omakase-Menü mit vier Gängen. Wenn schon, denn schon, also haben wir das zweimal bestellt. Auch, wenn ich dem Sushi hinterher trauerte, was da auf Holztabletts und großen Schiffen in rauen Mengen an uns vorbei schiffte.
Auch beim Aperitif vertraute ich auf die Herren des Hauses (hinter Henssler & Henssler „verstecken“ sich Steffen, Peter und Werner Henssler) und bestellte den Hausaperitif aus Pflaumenwein, Rum und Ginger Ale (wenn ich es richtig behalten habe). Sehr empfehlenswert!
Der Mann war vom Pizzabrot (sehr kräckerartig) so begeistert, dass er nicht nur die ganze Tüte wegknusperte, sondern am liebsten noch nach einer zweiten Tüte für den Heimweg gefragt hätte.
Der erste Gang, Tunasashimi mit American Salad, war schnell am Tisch und fast ebenso schnell verputzt. Ein guter Start.
Dem Thunfisch folgte dreierlei von der Südsee-Garnele.
Geschmacklich klasse, allerdings hatten wir große Probleme, das ganze halbwegs öffentlichkeitstauglich zu essen. Außerdem hatte man (da kein Besteck für den Gang vorgesehen war) keine Möglichkeit, die wirklich leckeren Soßen/Dips aufzuessen. Der Mann improvisierte mit den eingedeckten Stäbchen:
Einzig der Hauptgang, Pan-Fisch Henssler-Style, entsprach nicht ganz unseren Erwartungen. Während der Fisch hervorragend war und die Bratkartoffeln ebenfalls, war die Sauce gründlich daneben gegangen. Entweder war der Saucenkoch verliebt, oder er hatte reichlich Tränen in die Sauce fliessen lassen. Unser Hinweis wurde an die Küche weitergegeben – vielleicht hatten die nachfolgenden Menü-Esser mehr Glück.
Auf die Frage der Bedienung, ob sie mit dem Sushi noch etwas warten solle, reagierten wir verwirrt. Sushi? Zum Dessert? Das kommt davon, wenn man ein Menü nicht gelesen, sondern nur gehört hat. Wir waren gespannt, erwarteten aber eigentlich eine süße Sushi-Variante. Die kam nicht, aber was kam überzeugte mich, dass ich beim nächsten Mal definitiv ein großes Sushi-Schiff möchte:
Zwei wirklich ungewöhnliche Sushi-Arten, die alleine schon fast gereicht hätten, um mich satt zu machen. Verwundert hat mich nur, dass auch hier zusätzliches Wasabi gereicht wurde. Zwei Japaner (die ich in Schottland getroffen habe, dazu demnächst mehr) haben mir bestätigt, dass es „very strange“ sei, zum Sushi zusätzlich Wasabi zu nehmen. Wir haben es deshalb auch liegen gelassen.
Das Menü kostet um die 50 Euro, die es aber absolut wert ist. Hungrig waren wir hinterher nicht mehr und sehr zufrieden. Wenn man etwas kritisieren wollte: Für die Garnelen wäre ein Löffelchen nett gewesen. Und für den versalzenen Hauptgang hätte man sich auch noch etwas einfallen lassen können. Aber das ist wirklich Jammern auf hohem Niveau.
P.S.: Es ist übrigens auch möglich, online zu reservieren. Wir empfehlen, das einige Monate vorher zu tun.
Henssler & Henssler, Große Elbstraße 160, 22767 Hamburg
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