Soweit ich mich erinnern kann, war ich zweimal auf einer Kirmes. Einmal während der Schulzeit, weil mich irgendwer mitgeschleppt hat und vor ein paar Jahren, weil ich beruflich dazu verpflichtet war. Der Mann dagegen ist ein alter Kirmes-Hase, der in Riechweite der Cranger Kirmes aufgewachsen ist und vermutlich heute noch Kirmesgeld bekommen würde, wenn er zur richtigen Zeit bei seinen Eltern vorbei gehen würde.
Sowohl für alte Hasen als auch „Neulinge“ ist der historische Jahrmarkt geeignet, der in diesem Jahr zum siebten Mal in der Jahrhunderthalle Bochum stattfindet. An drei Wochenenden hintereinander haben die Besucher die Möglichkeit, Runde um Runde auf Raupe, Riesenrad und Karussell zu drehen und sich mit Zuckerwatte, Waffeln und Wurst zu stärken. (Wer in diesem Jahr noch hin möchte, muss sich beeilen: Morgen ist die letzte Gelegenheit.) Wer nach anderen Gelegenheiten zum Raupe fahren sucht, sollte sich auf der Internetseite der Historischen Gesellschaft Deutscher Schausteller umschauen.
Miniatur-Kirmes von Vincent Bouman
Die Raupe (Baujahr 1926)
Der Mann als erfahrener Raupe-Fahrer lotste mich auf die höher stehende Seite der Sitzbank. Praktisch, dann liegt die Angebetete schon im Arm, wenn sich das Verdeck nach einem Hupton schliesst und Knutschen angesagt ist. Aktuelle Hits gab es zu Kirmeszeiten obendrauf.
Der Selbstfahrer (ca. 1950)
Ich mag das Gerempel nicht, aber Mann und Schwiegereltern haben sich die Fahrt auf dem Auto-Scooter nicht nehmen lassen.
Dafür weiss ich jetzt, dass der Fuchsschwanz den Mitarbeiter anzeigt, der als „Rempler“ die Runde mitfährt.
Geisterexpress (1950)
Eine Geisterbahn, aus der alle lachend herausfahren – hört sich nicht sehr erfolgreich an. Wenn man aber vorher vor Schreck wie am Spieß geschrien hat, hat sich die Fahrt mit dem Geisterexpress gelohnt. In dem wohnen nämlich neben ein paar Puppen echte Geister – und die können auf die letzten Meter ziemlich aufdringlich werden.
Kasperle-Theater
Wenn Kinder „Kasperle“ ruft, mit „Hau-Ruck“ diesen beim Vorhang öffnen unterstützen und den Teufel durch lautes Geschrei vertreiben wollen, dann ist man beim Kasperle-Theater gelandet. Ganz ohne Computer-Unterstützung, dafür interaktiv und 3D begeistert das auch heute noch die Kleinen.
Kettenflieger (1947)
Ich habe Höhenangst. Und bin noch nie Kettenkarussell gefahren. Vielleicht erklärt das, wieso ich das Monster bestiegen habe und geflogen bin.
Fahrt ins Paradies (1939)
Eine Berg und Tal-Bahn ist mein absoluter Favorit unter den Fahrgeschäften. Nicht nur, dass der Betreiber ein Unikum ist, die Fahrt macht einfach Spass. Und wenn die Geschwindigkeit gesteigert wird, kann man sich vorstellen, dass 1939 dem ein oder anderen Ernst oder Heinrich der Hut vom Kopf flog.
Riesenrad (1902)
Nach einer kleinen Stärkung kann man ja das ein oder andere schon mal vergessen. Zum Beispiel Höhenangst. Anders kann ich mir nicht erklären, warum ich dieses Riesenrad bestiegen habe, das nicht nur sehr hoch fährt, sondern auch verdammt schnell.
Flohzirkus, Karussell, Armbogenschießen, Hau den Lukas und und und. Das Angebot ist umfangreich und man kann durchaus einen ganzen Tag auf der historischen Kirmes verbringen.
7. Historischer Jahrmarkt in der Jahrhunderthalle Bochum vom 01.-16.02. an drei Wochenenden
Eintritt 12,50 Euro inkl. Nutzung der Fahrgeschäfte (beliebig oft)
http://www.jahrhunderthalle-bochum.de/de/events/termin/id/462/7-historischer-jahrmarkt
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