Dies ist ein Text zur Blogparade Pferdemädchen. Angestoßen von Anne und Silenttiffy.
Black Beauty hauste in meinem Kinderzimmer. Nicht gerade der Stoff, aus dem Mädchen-Pferdeträume sind aber für einen Ponyhof-Aufenthalt die geeignete Vorbereitung. Auslöser für meinen Pferdemädchen-Wunsch war wohl auch etwas anderes: Nicht nur, dass meine große Cousine quasi (laut Familienfunk) auf dem Weg zur weltbesten Dressurreiterin war, meine andere Cousine bekam ein Pferd geschenkt. Einen Schimmel. Eigentlich handelte es sich um ein weißes Pony, aber wer hat, der hat. Ich träumte fortan auch von einem mir bisher unbekannten und reichen Onkel, der mir ein Pferd schenkt und beschloss, prophylaktisch unbedingt reiten lernen zu müssen.
Da meine Eltern mir aber zu Ballett und Schwimmen nicht noch ein drittes Hobby erlaubten und ich nicht bereit war, eines der beiden ersten aufzugeben, mussten die Ferien herhalten, um mein Pferdebedürfnis zu stillen. Ich wurde für die Ferien auf einen münsterländischen Reiterhof verfrachtet. Auf dem hatte ich schon ein paar Reitstunden im vorhergehenden Urlaub, den die Familie auf einem Bauernhof verbrachte und beinah (Dank eines kleinen und sehr neugierigen Mädchens) ohne meinen Hamster nach Hause fahren musste. Aber das ist eine andere Geschichte.
Schnell hatte ich bei meinem ersten Aufenthalt mein Lieblingspferd auserkoren, Mäx, einen etwas angefetteten braunen Hengst.
Auch die Reitlehrerin war toll, ein liebes blondes Mädchen aus der Umgebung. Also wurde direkt der zweite Aufenthalt hinterher geplant. So schlimm können die ersten Reiterferien also nicht gewesen sein, sonst würde ich mich daran erinnern.
Mein Lieblingspferd war beim nächsten Besuch noch da, die Reitlehrerin war allerdings eingespart worden. Ersetzt wurde sie durch einen älteren und sehr stimmgewaltigen Bauern (soweit ich mich erinnere, Nachbar des Ponyhofs, aber Hauptbesitzer der Pferde), der den jungen Mädels mal ordentlich den Galopp beibrachte. Auf dem Platz wurde gebrüllt und die Pferde (samt Reiterin) bei angeblichen Fehlern gerne rückwärts getrieben. Damit die das lernen.
Springreiten wurde in Zweierreihen trainiert – besonders geeignet für eine Reitanfängerin wie mich. Als ob ich nicht schon genug Mühe hatte, mich auf dem Gaul zu halten, fing der noch an, sich mit seinem Nachbarn zu beißen und fröhlich zu steigen. Ich gab auf und stieg kopfüber in den Stacheldrahtzaun ab. Mein Arm wurde aus der Umklammerung der Stachel gerissen und ich mit dem Pferd in den Wald geschickt. Nach Rückkehr bekam ich beim Putzen noch einen eingestielt, so dass mein Maß voll war: Heulend teilte ich meinen Eltern am Telefon mit, dass ich abgeholt werden müsste. Das taten die zwar nicht, aber der Bauer war von da an ein bisschen netter.
Die anderen Mädchen waren pferdeerfahrener, hatten teilweise sogar eigene Ponys im Schlepptau und durften die Pferde reiten, die ich höchstens putzen durfte. Und sogar das konnten die besser als ich. Kollektives Schluchzen war nur angesagt, als wir alle „Die Dornenvögel“ auf dem alten Röhrenfernseher im Gemeinschaftszimmer sahen und uns ein bisschen in Richard Chamberlain verliebten. Vermutlich habe ich aber bei diesem Ponyhof-Aufenthalt festgestellt, dass ich nicht WG-tauglich bin.
Auf einem Ponyhof wollte ich nicht noch einmal. Und reiten auch nicht mehr. Tatsächlich bekam ich sogar einen Schreikrampf, als mich die Trainerin meiner Cousine auf ihren schwarzen Hengst vom Ausmaß eines Hochhauses setzte, um ihm die Zöpfe zu lösen und dieser sich neugierig nach mir umsah. Ich mag Pferdenasen streicheln – reiten soll sie wer anders.
Wie wäre es mit einem Sauerbratenrezept als krönenden Abschluss? Ich bin dabei!
Was mich gleichzeitig irritiert, aber auch beruhigt: Reitlehrer scheinen generell nicht die nettesten Menschen der Welt zu sein, zumindest während sie ihren Beruf ausüben. Ich hatte mich ja schon gefragt, ob das normal war, dass meiner hauptsächlich böse rumblaffte, aber diese unfreundliche Art deckt sich ja doch mit einigen anderen Geschichten, die ich seit gestern gelesen habe.