„Gute Menschen – wenn etwas Gutes für die Menschheit geschieht, dann gedenkt freundlich in eurer Freude auch meiner.“
(Rahel Varnhagen von Ense)
Bereits mit 19 Jahren führte die 1771 geborene Rahel Levin ihren ersten literarischen Salon in Berlin, in dem Menschen verschiedener Glaubensrichtungen und Ständen zusammen kamen. Diese „Emanzipation“ setzte Rahel in ihrem Leben fort, nach mehreren zumeist unglücklichen Liebschaften heiratete sie sehr spät den wesentlich jüngeren Karl August Varnhagen und legte immer großen Wert auf die Pflege ihrer Bildung.
Rahel und ihr Mann wurden auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof 1 in Kreuzberg begraben. Die Trauerfeier für die konvertierte Jüdin wurde 1833 vom Theologen Marheineke (der den meisten Kreuzbergern nur durch die nach ihm benannte Markthalle bzw. den Platz vor der Passionskirche ein Begriff sein wird) durchgeführt, welcher auch die Schiller-Vertraute Charlotte von Kalb beerdigte. Allerdings wurde Rahel erst 1867 tatsächlich beerdigt, weil sie verfügt hatte, nach ihrem Tod in einem Sarg mit Sichtfenstern oberirdisch aufgebahrt zu werden – aus Angst vor Scheintod.
Die rund 6.000 Briefe von Rahel Varnhagen wurden von ihrem Mann zusammengetragen und sortiert, sowie teilweise in „Rahel: Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde“ veröffentlicht. Die Sammlung Varnhagen befindet sich seit dem Zweiten Weltkrieg in Krakau.
„Das Leben der Rahel Varnhagen“ gibt einen interessanten Einblick in das Leben der gehobenen Gesellschaft im 18. Jahrhundert, den Zeitgenossen von Goethe, Schlegel und Heine. Rahel Varnhagen wird nicht verklärt, sondern in ihrem Charakter durchaus kritisch beleuchtet.
„…ſo iſt es bei ihr; — ſie iſt, ſo weit ich ſie kenne, in jedem Augenblicke ſich
gleich, immer in einer eigenen Art bewegt, und doch ruhig, — kurz, ſie
iſt was ich eine ſchöne Seele nennen möchte; man fühlt ſich, je näher
man ſie kennen lernt, deſto mehr angezogen, und lieblich gehalten.“ (Goethe)