Nachdem wir in der vergangenen Ausgabe Paul Simons neues Album vorgestellt haben, geht es diese Woche um eine hierzulande nahezu unbekannte Singer/Songwriterin aus St. Johns, Neufundland, Kanada. Hier, an diesem kalten, unwirtlichen Ort, beginnt der Trans-Canada Highway No.1. Und er könnte die Kulisse für dieses außergewöhnliche Album bieten. „Hunter, Hunter“, bereits 2009 erschienen, ist das zweite Werk bei Six Shooter Records und insgesamt ihr viertes. „Hunter, Hunter“ bestätigt die außergewöhnliche Gabe der Sängerin mit der sonoren Stimme, Geschichten mit Tiefgang und leicht groteskem Anstrich zu erzählen.
Das folkige Album besticht nicht zuletzt durch eine sparsame Instrumentierung. Die akustische Gitarre wird angereichert durch Dobro, Bouzouki, auch mal ein French Horn, Akkordeon, Posaune, Klavier, Bass, Schlagzeug und Percussion. Die Songs überzeugen in ihrer Instrumentierung durch Einfachheit und Klarheit und strahlen zugleich eine unglaubliche Präsenz aus. Die textliche Ebene ist hier wesentlich komplexer und lässt dem Zuhörer ein breites Spektrum an Interpretationsmöglichkeiten. Der Opener „Bye, Bye, Montreal“ versieht auf faszinierende Weise angelsächsische Folkkunst mit franko-kanadischem Anstrich. Und es könnte durchaus eine Hommage an Leonhard Cohen sein. Oder auch nicht: hinhören und den durchweg kurzen Songs aufmerksam lauschen. Die kühler werdenden Abende laden hierzu ein. Das Album ist mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem „Juno Award for Best Roots and Traditional Album of 2009“, dem kanadischen Grammy. Sehr empfehlenswert!