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Jamie Oliver: Kaum da, schon wieder weg

Pünktlich zur ersten Veröffentlichung seines Magazins auf Deutsch war Jamie Oliver in Berlin. Spätestens seit dem Besuch des „Jamie´s Italian“ in Glasgow bin ich Fan und freue mich daher sehr, zu einer Veranstaltung mit ihm eingeladen zu werden. Pünktlich 18 Uhr soll es losgehen. Nachdem ich knapp eine halbe Stunde den Song des einladenden Hotels in Dauerschleife ertragen musste, werden um viertel nach sechs die bereitgestellten Stühle vom Podium entfernt und durch einen Stehtisch ersetzt. Die Damen neben mir mutmaßen, dass es sich bei dem Lied um eines handelt, was Jamie aufgenommen hat: „Der war doch in einer Band!“

Jamie in Berlin - Schöner Blog(t)
Dann geht es los, ein J.-Stockmann-Look-a-like betritt die Bühne, dynamisch gefolgt von Jamie Oliver. Der plaudert aus dem Nähkästchen und kokettiert damit, kein junger Mann mehr zu sein, schließlich habe er vier Kinder. Wann das passiert sei, wisse er nicht, auch nicht, wann die entstanden seien. Dass sie überhaupt entstanden sind, wäre fast verhindert worden. Jamie erzählt, dass er tatsächlich mal nackt gekocht habe, zum Valentinstag, nur mit einer Schleife um sein bestes Stück. Der Dampfgarer deutschen Fabrikats habe jedoch – wie so viele deutsche Produkte, wie er anmerkt – etwas zu viel Leistung gebracht und eben die Gegend um die Schleife mit sehr viel Dampf bedacht. Danach habe er drei Stunden mit gefrorenen Erbsen im Schoß verbracht.

Ein Lieblingsessen hat Jamie nicht, aber er mag Bier. Deutsches Essen mag er auch, in Bayern habe er gut gegessen (ein Mißfallenston wird im Raum laut). Und eines macht er deutlich: sobald es keine Zitronen und Chili mehr gibt, würde er aufhören zu kochen.

Zu seinen Restaurants erzählt Jamie, dass es mittlerweile 22 sind. Dass er da nicht selber hinter dem Herd stehe, sei selbstverständlich. Es sei ihm aber wichtig, dass er das Konzept bestimmen könne, wie ausgebildet werde, welche Produkte genommen werden, wie die Leute bezahlt werden usw.. Dass das Konzept aufgeht, konnte ich in Glasgow selber sehen. In Deutschland wird es vermutlich in den nächsten zwei Jahren ein Restaurant von Jamie geben. Das im November in London eröffnete Barbecoa sollte ursprünglich in Berlin eröffnet werden („at this huge street…“), konnte es aber aufgrund der für das Konzept notwendigen zu bauenden Kamine nicht.

Schlagzeug spielt Jamie übrigens nicht mehr. Seine Freizeit verbringe er damit, als Elfe oder Prinzessin verkleidet mit den Kindern zu spielen. Irgendwann werde er aber sicher wieder spielen. Zumindest mit seiner ältesten Tochter wird er ab nächstem Jahr weniger Zeit verbringen: Wenn sie 10 geworden ist, soll sie ein paar Stunden im Pub ihrer Großeltern aushelfen. Jamie weiss, wovon er spricht: Er hat selber ab seinem achten Lebensjahr in der Küche des Pubs geholfen und mit 10 sein erstes Roast Meal zubereitet. Das habe ihn besonders stolz gemacht, da sein Vater ihn gelobt habe, was bei seinen schulischen Leistungen nie vorgekommen sei.

Nach 40 Minuten ist alles vorbei, Jamie verlässt den Raum wieder und ich habe mein liebstes (und schwerstes) Jamie-Kochbuch umsonst mitgebracht. Die anschließend gereichten Tapas hätten garantiert nicht seine Zustimmung gefunden, schon allein die Oliven waren nicht seine „Weltbesten“.

Das neue Magazin gab es übrigens auch nirgends, ich werde wohl morgen mal auf die Suche danach gehen.

Während ich meine Jacke hole, gibt irgendein bekannter Mensch Sat1 ein Interview und überschlägt sich, wie „charming“ Jamie ist. Im Hintergrund wartet gelangweilt seine knapp volljährige Freundin. Und am Potsdamer Platz haben sich ein Cayenne und ein Audi verkeilt.

Kulturtipps – Veranstaltungen

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