Ein Buchstabe macht den Unterschied – beim Restaurant De Kas handelt es sich nicht etwa Käserestaurant (Kaas), sondern es ist im ehemaligen Gewächshaus (Kas) der Amsterdamer Stadtgärtnerei untergebracht.
Obst und Gemüse aus eigenem Anbau
1926 wurde das Gewächshaus errichtet und noch heute wachsen nicht nur im umliegenden Frankendael Park Äpfel, sondern auch im Gewächshaus selber werden in einem abgetrennten Teil direkt neben der Küche Obst und Gemüse gezogen. Lokaler geht es nicht.
Gäste des Restaurants dürfen sich gerne anschauen, was dort wächst und von den hauseigenen Hummeln bestäubt wird. Die schlafen übrigens angeblich ab 20 Uhr – tatsächlich habe ich bei meinem Besuch nach dem Essen keine mehr gesehen.
Paprika, Kräuter, (natürlich!) Tomaten und sogar Melonen kommen frisch vom Strauch in die nur durch eine Glasscheibe getrennte Küche, während ich herumstöberte, bediente sich der ein oder andere Koch „just in time“.
Überraschungsmenü aus dem, was reif ist
Das Abendmenü wird hauptsächlich aus den selbst gezogenen Zutaten gekocht, weshalb es sich daran orientiert, was gerade verfügbar ist. Wer keine Überraschungen mag, der ist im „De Kas“ eher falsch. Auf Allergien, Vegetarier oder absolute Abneigungen wird Rücksicht genommen.
Das Menü besteht aus drei Vorspeisen, einem Hauptgang und einem Dessert (49,50 Euro, Stand Juli 2016) und kann auf Wunsch durch einen Käsegang erweitert werden. Zu dem Menü kann eine passende Weinbegleitung geordert werden – ich hatte die kleine Weinbegleitung mit zwei Gläsern (15 Euro), es gibt aber auch ein größere mit drei Gläsern. Wer lieber selber auswählen möchte, der wird sicherlich fündig, die Weinkarte bietet Wein Flaschen- und Glasweise.
Während Allergien, Weinwünsche etc. geklärt werden, gibt es schon einmal einen kleinen Appetizer. Die Oliven sind riesig und knackig, die rote Bete leicht mariniert. Besonders ist das Brot, das nicht nur eine tolle Kruste hat, sondern nach Speck und Rauch schmeckt. Gebacken wird es mit einem 150 Jahre alten Sauerteig. Vielleicht hätte ich mich doch in die halboffene Küche stehlen und ein bisschen Sauerteig abzwacken sollen …
Drei Vorspeisen
Die erste Vorspeise ist eine wahre Kräuterbombe: Suppe aus Petersilie mit Zwiebelconfit, Sommertrüffeln und Grünkraut.
Obwohl ich eigentlich kein Schweinefleisch mag, schmeckt mir die zweite Vorspeise, eine Art Vitello Tonato vom Schwein mit einem Auberginen-Anchovi-Pürree. Sehr gut schmeckte dazu der Rhabarber, die Borretsch-Blüte war selbstverständlich auch essbar.
Auch die nächste Vorspeise war blütenverziert, außerdem waren Zucchiniblüten frittiert worden. Das grüne Basilikum veranstaltet im Mund eine wahre Geschmacksexplosion.
Rauchige Hähnchebrust
Während ich zu den Vorspeisen einen Südtiroler Müller-Thurgau im Glas hatte, bekam ich nun einen französischen Rotwein-Cuvee, ungefiltert von einer Cooperative. Daher war ich erst erstaunt, als es Hühnchen gab – nach einem Bissen war die Weinwahl aber klar. Die Hähnchenbrust wurde zum Abschluss kurz gegrillt und hatte so eine knusprige und sehr rauchige Kruste. Dazu gab es dicke Bohnen, grüne Bohnen, Kartoffeln, Gurke und Frisee.
Basilikum zum Dessert
Das Dessert war ein gelungener Abschluss: Crème pâtissière, darauf Kirschen und Pistazien-Schoko-Streusel, getoppt von einem Brombeer-Basilikum-Sorbet mit Basilikumblättern.
Neben dem sehr guten Essen hat mir vor allem der Service Spass gemacht. Sehr aufmerksam, freundlich und trotzdem locker und entspannt. Wer in Amsterdam ist und sich etwas besonderes gönnen möchte, sollte im „De Kas“ reservieren. (Und reservieren sollte man tatsächlich, als ich Donnerstags abends dort war, waren alle Tische besetzt.)
Restaurant de Kas, Kamerlingh Onneslaan 3, 1097 DE Amsterdam, Niederlande
Der Frankendael-Park hält übrigens noch eine Überraschung bereit: Als ich das Restaurant verlasse, werden die auf dem Boden „grasenden“ Tauben mit Äpfeln beworfen. Beim nähren Hinsehen stelle ich fest, dass eine Kolonie Halsbandsittiche die Äpfel anknabbert und unter lautem Schreien hin und her fliegt.