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Zweiter Tag: Alte Autos, indische Essen und Jamiroquai (Schottland 2012)

Frühstück um halb acht. Eigentlich gibt es das Sonntags erst ab halb neun, aber wenn die Gäste wichtige Verabredungen haben, schmeisst Colin schon mal früher die Bratpfannen an. Für mich english muffins mit Rührei und Tomate, der Mann wagt sich an das Suffolk Breakfast.

Wir werden verfolgt

Kurz nach unserer Abfahrt heftet sich ein dicker Mercedes an unsere Stoßstange. Egal welche noch so abwegige kleine Straße das Navi uns fahren lässt – der Mercedes ist hinter uns. Irgendwann fährt der Mann links ran – und der Mercedes auch. Der Fahrer des Wagens und der Mann beginnen ein bisschen Small-talk, Dreiländereck, Kopf des Kaisers und was man eben so miteinander spricht, wenn man sich gerade erst kennen gelernt hat. Das da jetzt ein wunderschöner Wagen aus den 20er Jahren auf die Straße rollt, scheint nicht zu interessieren. Wir werden hinter eine Hecke und zu zwei Scheunen gebeten und selbst ich als Laie bekomme Ehrfurcht. Da stehen mal eben fünf oder sechs Fahrzeuge aus den 20er Jahren, eines davon ein Einzelstück, wie mir der Besitzer erklärt. Die ergrauten Herren satteln die PS-Pferde, sie müssen zu einer Hochzeit. Ich halte die Straße frei und dann geht es auch für uns weiter.

Lovely bei Classics at the castle

Wir sind etwas verwirrt. Da soll ein riesiges Porschetreffen stattfinden und nirgendwo auf der Straße sieht man einen. Vor dem Eingang zum Schlosspark stehen gerade einmal zwei Fahrzeuge. Dabei waren „Queues“ doch „likely“. Wir wagen es trotzdem und siehe da: Die Engländer machen das alles etwas ruhiger. Die stehen nämlich schon in Masse im schön nach Typen sortierten Schlosspark und freuen sich. Ein paar Autos neben uns steht Robin, den 911er ziemlich durchgerostet und er ziemlich ergraut. Macht nix, er war gerade auf Europatour mit Frau und Porsche, 3000 Kilometer und schöne 90 Grad Kehren ist er gefahren. Man kann also noch jenseits der 70 so verrückt sein wie wir. Der Mann macht ein Interview mit Robin, der irgendein Secretary im Porsche Club ist, ich mache mich mit Robins Frau bekannt. Die findet mich lovely, meint, wir sollten die Männer mal miteinander spielen lassen und macht mich dafür mit einem Herrn vom Porsche Museum bekannt. Den mache ich mit dem Mann bekannt und schon sind die beiden zum nächsten Interview weg. Macht nichts, ich lerne Charles und Anne kennen („like the queen’s oldest“), die ihre „Primrose“ (ein 356er) leider wegen eines fehlenden Ersatzteils zuhause lassen mussten.

 

JK is in the Porsche

Der Mann kommt wieder und erzählt ganz nebenbei, dass JK von Jamiroquai da irgendwo rumsteht. Stimmt. Tut er. Ich lasse ihn stehen, schließlich ist er privat hier, da muss er nicht angequatscht werden. Zum Dank bekomme ich kein einziges vernünftiges Beweisfoto geschossen.

JKs Porsche

 

JK im Porsche

Lauter nette Menschen und lecker Essen

Die Engländer sind kommunikativ. Egal, wo wir stehen, ob gemeinsam oder alleine – wir werden angesprochen. Und nett ist, dass die Menschen zwar auch über Autos sprechen, aber meistens Geschichten erzählen, die Spaß machen. Und nicht mit dem Wert ihrer Fahrzeuge protzen, sondern lieber von dem Spaß damit berichten.

Vic Elford (mit Mütze)

Auch vom Essen können sich deutsche Treffen eine Scheibe abschneiden. Wer nicht den zweigängigen Seated-Lunch buchen möchte, kann auch an den Ständen zum Beispiel Homemade Pie oder Paella bekommen. Lecker auch der Pimms-Longdrink von der Cocktailbar.

Cardamom statt Pub

Zurück in Clare wollen wir eigentlich wieder ins Cock Inn. Dort werden wir aufgeklärt, dass Küche Sonntags nur bis 16 Uhr besetzt ist. Dank meines Nickerchens ist es aber deutlich später. Also auf zu „The Cardamom“, dem einzigen Restaurant, dass in Clare Sonntags geöffnet hat. Dass das indische Retsurant keine schlechte Empfehlung ist, merken wir schon bei dem Papadam, bei den Hauptgerichten sind wir vollends überzeugt.

 

Da geht der Lichter auf – Classic Days 2012

Seit 2006 finden jährlich die Classic Days an Schloss Dyck statt, „eine automobile Gartenparty an einem der schönsten Wasserschlösser Deutschlands„. Der Mann und ich haben uns in die schon um halb neun sehr lange Schlange der Oldtimer eingereiht, um an der Gartenparty teilzunehmen. Los ging es ein wenig chaotisch: Von den Einweisern am ersten Eingang wurden wir zum zweiten Eingang verwiesen, weil da mehrere Parkfelder für Porsches vorgesehen seien. Statt mit Volldampf durch, wurden wir ziemlich schnell gestoppt: Die Felder seien erstens voll und zweitens nur für Clubmitglieder. Dass zumindest Ersteres nicht stimmte, konnten wir wenig später feststellen.

Porsche bewacht von Schmusehund

Auf dem gefühlt zehn Kilometer langen Weg Richtung Schloss gab es viel zu sehen. Am spannendsten auf dem Club-Porsche-Feld war tatsächlich Moritz, der alle, die sich dem Wagen seines Dosenöffners näherten, in die Flucht schmuste.

Wachhund Moritz

Altes Blech so weit das Auge reicht

Nicht nur der Ehrengast, Sir Stirling Moss, wird seine Freude an den ganzen Oldtimern gehabt haben: Ob Wohnmobile, Rennwagen, Fahrzeuge von der Jahrhundertwende, ob Concours d’Elegance, Style and Charme oder Picknickplatz. Was die Oldies unter der Haube haben, konnten sie bei diversen Rennen unter Beweis stellen, bei denen unter anderem ein ehemaliges Auto von Rowan Atkinson an den Start ging. Da Atkinson gerne mal das ein oder andere teure Auto zerlegt, hat der orange Flitzer wohl Glück bei seinem Besitzerwechsel gehabt.

Horst Lichter ist überall

Horst Lichter besitzt mehrere Oldtimer, kam auch mit einem, fuhr aber als Beifahrer ein Rennen mit. Da er bereits Minuten später wieder Autogramme in der Besuchermenge gab, vermuteten wir, dass es entweder mehrere Lichters gibt, oder der eine gleichzeitig an mehreren Orten sein kann.

Mr. Bean Car

 

Horst Lichter als Beifahrer

Bis zum nächsten Jahr!

Schön wars, das Wetter hat mitgespielt und ich komme nächstes Jahr wieder. Dann allerdings auch mit Picknickausrüstung, die ich – wie viele andere – an der Rennstrecke auspacken werde. Und ich hätte gerne einen Overall…

 

 

Porsche 356 Carrera

 

Kaffee trinken bei der Kaffeemafia

 

 

Sehr freundlicher und spielfreudiger Mops

 

NSU-Motorräder in Gesellschaft einer Agria-Baby (Einradfräse)

 

 

 

 

 

Schlange an Dampffahrzeug von 1904

 

Amerikanischer Airstream-Wohnwagen

 

 

Cooler Typ im Boliden

 

Wenn der Vater mit dem Sohne…

 

Reparatur am Morgan Threewheeler

 

Auch alte Harleys werden von coolen Typen gefahren

 

Liebling, ich hab den Oldtimer geschrumpft

 

 

 

Porschetreffen in Dinslaken

Heiß war es auf der Trabrennbahn Dinslaken. Zum einen, weil sich tatsächlich noch die Sonne bequemte (wie ich schmerzlich an meinem ersten Sonnenbrand seit Jahren merken musste), zum anderen, weil ein paar Millionen PS vor Ort glühten. Der „11. Internationale Club Day der Porschefreunde“ zog tatsächlich auch internationales Publikum an: Niederlande und Belgien waren schon fast normal, Schweiz, Frankreich und Tschechei dann doch etwas besonderer. Weiterlesen

Schöner reisen #2 – Lausanne

Wir haben nicht nur eine Schraube locker, sondern anscheinend eine Sitzschraube abgebrochen. Deshalb geht es zu Michaels Schrauber-Tipp. Wir landen im Porsche-Paradies: Der ganze Hof steht voller Porsche-Oldtimer, in der Werkstatt selbst stehen die ganz tollen Schätzchen. Bestimmt 20 Oldtimer tummeln sich hier, bearbeitet von Marc, der uns nicht nur „mal eben“ eine neue Schraube dreht und eine passende Unterlegscheibe herbeizaubert, sondern auch sämtliche anderen Sitzschrauben überprüft. Geld will er nicht, wir sollen auf das tolle Auto aufpassen.

Auf dem Rückweg verfahren wir uns und nutzen die Gelegenheit zu einer Fotosession im Rapsfeld. Ich bekomme bei Rapsfeldern ja immer gute Laune. Zurück an der Jugendherberge spricht uns ein joggender Trainingsanzugssammler an. Ob der Wagen mit Diesel fährt.

Lausanne wird erlaufen. Am Straßenrand parkt ein Ferrari Dino.

Mit neu erstandenen Autofahrerhandschuhen geht es wieder zum Le Baron. Auch der zweite Versuch ist erfolglos, wir setzen uns stattdessen in ein kleines Straßencafe mit Blick auf den See.

Abends geht es hoch zum Cafe Tour de Gourze. Nach einem Stückchen verzichte ich auf das Käsefondue. Ich habe meinen ersten Versuch wohl doch noch nicht überwunden.

Durch die Abendsonne geht es zurück nach Lausanne.

Schöner reisen #1 – Von Essen nach Lausanne

In der ersten Stunde müssen wir mehrere Stopps einlegen wegen Kofferraum und Lautsprecherabdeckung. Dafür stellen wir fest, dass der Wagen auf der Autobahn „nur“ 12 bis 13 Liter verbraucht. Quasi ein Öko-Auto.

Auf einer Raststätte spricht uns ein griechischer Musiker an. Er repariert Tachos von Mercedes- und Porsche-Oldtimern.

Die Strecke ist leer, deshalb fahre ich zum ersten Mal den Wagen. Er lässt sich überraschend gut fahren, trotz fehlender Servo und Bremskraftverstärker.

An der Jugendherberge in Lausanne werden wir schon von Alex und Michelle erwartet. Nachdem mein Beautycase aufgebrochen (Kombination fällt mir nicht mehr ein) und Michael vom Elferforum eingesammelt ist, starten wir einen kurzen Ausflug zum Restaurant Le Baron. Traumhafter Blick über den Genfer See, leider kein Platz mehr frei.

Letztendlich landen wir bei einem indischen Schweizer und essen Filet de Perche. Anschließend gehts auf einen Absacker in die Lausanner Innenstast, wo gerade kräftig Karneval gefeiert wird.

Der gute Geist von Oberpleis

Der Tag begann vielversprechend. Nach einem ausgiebigen Frühstück steckte ich mithilfe eines Funkens und eines Nagellackentfernertuches den Mülleimer in Brand. Nachdem dieser von mir eigenhändig gelöscht war (Der Mann stand ja nur daneben und bedauerte, gerade keine Kamera zu haben.), ging es pünktlich los. Nach nur einer halben Stunde befand sich sämtliches verfügbares Werkzeug im Auto „für den Fall“. Für den Fall hatte ich auch nach dem gerade eine Woche vorher ausgefüllten AvD-Mitgliedantrag gegriffen.

Herrlichstes Wetter, Auto offen, freie Strecke. Nach 120 km teilte mir der Mann mit, dass er nicht mehr aus dem vierten Gang komme. Schnellstmöglicher Stop auf einer Raststätte wurde beschlossen und umgesetzt. Auf der Raststätte telefonierte der Mann mit seinem Schrauber, der aber auch nichts wusste. Der von mir mit beherztem Sprung vor die Seitenscheibe angehaltene und herbeizitierte ADAC-Fahrer („Is datt en 356?“ „Nee, 911S.“ „Isch komm.“) diagnostizierte sofort Getriebeschaden. Der Mann rief den AvD-Abschleppwagen. Ich holte Eis. Der Mann unterhielt sich mit einem neben uns parkenden russischen Belgier auf französisch. Ich strickte. Der russische Belgier hatte einen Getriebeschaden. Ich ging auf Toilette.

Der Abschleppwagen kam. Herr G. diagnostiziert Getriebeschaden. Beim belgischen Wagen diagnostiziert er Getriebeschaden. Ausserdem hätte er am linken Rad nur drei Radmuttern und würde Öl verlieren. Der Mann übersetzt. Ich sah es als Training für unseren anstehenden Urlaub, man sollte Vokabeln wie „Getriebeschaden“, „Radmutter“ etc. in jeder Sprache beherrschen. Während der Wagen auf den Schlepper gezogen wird, fotografiere ich, nicht ohne vorher von einem Schweizer erzählt bekommen zu haben, dass ihm sein Wagen gerade in Amsterdamm verreckt sei. Motorschaden.

Herr G. fuhr mit uns zu seiner Werkstatt, um uns an Herrn S. zu übergeben. Auf dem Weg dahin Anruf von Frau Müller, die zwei Forellen für Herrn G. hatte. Er schickt datt Anna und hätte uns zwei mitgegeben, weil er am Tag vorher selber sechs gefangen hat. Aber es wäre zu warm. Zwischenzeitlich klärt er mich darüber auf, dass einer meiner Vorfahren ein Raubritter gewesen sei, der in allen Dörfern Frauen geschwängert hätte „Hier hees in jedem Dorf eener Klein.“ Ob der Mann was am Auge hätte. Sein Hund hätte so Spass, den Kopf aus dem Auto zu halten, aber der hätte dann auch immer so Augen. Der Mann hat Heuschnupfen. Trotzdem bewundert er aus rotgeränderten Augen die rheinische Riviera.

Herr S. übernimmt uns. Auf dem Weg nach Hause erfahren wir alles. 32 Jahre, mit 13 Jahren hart und kaputt gearbeitet. Gelernter KFZ-Mechaniker, 12 Jahre Rettungsdienst freiwillige Feuerwehr, acht Jahre ADAC, jetzt Mediengestalter. Selbstständig. Gerade, als ich anmerken will, dass die Geschäfte ja anscheinend hervorragend laufen, wenn er noch Schlepper fahren muss, schimpft er über die, die so mit Frontpage „un so“ die Preise kaputt machen. Er nimmt 250 Euro für eine Website, das wäre ein vernünftiger Preis und das wäre auch gut so. Der Mann hat plötzlich auch sehr starken Husten.

Geschichten von der Autobahn könnte er uns erzählen, die würden wir nicht glauben. Als er zum Besten gibt, wie er mit 80 auf einen Motorradfahrer aufgefahren ist „Moped im Motorblock, sechs Reifen plattjebremst, aber der Typ hat sich am Kühlerfänger festjehalten“, sind wir auch davon überzeugt. 55 Euro und einen Punkt. Weil der Motorradfahrer kein Licht anhatte.

Wir drehen Filme für das Goldhochzeitspaar, zu denen wir eigentlich unterwegs waren, unterrichten diverse Verwandte und reservieren einen Tisch für abends.

Der Taxifahrer, der uns vom Getriebeschaden-Auto zum Erstauto bringt, fragt nach Kubik und Leistung. Nachdem er gefragt hat, ob der Wagen nur geliehen wäre. Heutzutage würde man ja schon mit viel weniger Kubik eine solche Leistung erreichen. Und weniger verbrauchen würden die Autos auch. Fehlte nur noch, dass er uns die Abwrackprämie ans Herz legt.