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Friedhöfe an der Liesenstraße

Die Friedhöfe an der Liesenstraße wurden in den 1830er bzw. 1840er Jahren als Ausweichfriedhöfe vor den Toren der Stadt angelegt. Zur Zeiten der Mauer lag nur der Dorotheenstädtische Friedhof II auf Westgebiet, die anderen drei Friedhöfe wurden teilweise eingeebnet, um Platz für den Todesstreifen zu schaffen. Dadurch gingen die Grabstätten vieler bedeutender Persönlichkeiten verloren. Weiterlesen

Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichs-Werderschen Gemeinden

Seit 1770 gibt es auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichs-Werderschen Gemeinden, der damals noch außerhalb der Zollmauern lag, Bestattungen. Zunächst ein Friedhof für ärmere Bürger, änderte sich dies bald. Weiterlesen

Im Himmel unter der Erde

Der Film „Im Himmel unter der Erde“ ist ein Portrait des jüdischen Friedhofs Weißensee in Berlin. Die Regisseurin Britta Wauer:  „Die Idee war, einige wenige Schicksale herauszugreifen und die Protagonisten, die auf persönliche Weise mit den Verstorbenen verbunden sind, erzählen zu lassen.“ Dadurch ist es Wauer gelungen, anhand einiger Protagonisten ein überaus lebediges Bild des Friedhofs, aber auch der Berliner Geschichte zu zeichnen. Zu ein wenig Trauer und ganz viel Lachen gesellt sich das Staunen: Darüber, dass der Friedhof auch Wohnort ist, darüber, dass er ein eigenes Bestattungs“unternehmen“ ist, darüber, dass restaurierte Grabstätten sich schon mal als kitschige Farbenpracht entpuppen können.  Weiterlesen

Friedhöfe an der Bergmannstraße

Insgesamt vier Friedhöfe befinden sich an der Bergmannstraße zwischen Südstern und Marheinekeplatz:

Die Fläche der vier evangelischen Friedhöfe beträgt insgesamt 21 Hektar. Die eher ungewöhnliche Hanglage der Friedhöfe entstand dadurch, dass sie auf einem ehemaligen Weinberg angelegt wurden. Die Friedhöfe sind miteinander verbunden, allerdings bedarf es einigem Geschick, die Durchgänge zu finden.

Der Kirchhof II. der Dreifaltigkeitsgemeinde wurde 1825 angelegt und ist somit der älteste. Der Alte Luisenstädtische Friedhof wurde 1831 eingeweiht, der Friedhof der Friedrichswerderschen Gemeinde 1844 und der Friedhof IV der Jerusalems- und Neuen Kirche im Jahr 1852 .

Grabstätten berühmter Persönlichkeiten auf den vier Friedhöfen sind u.a. von Gustav Stresemann, Martin Gropius, Georg Wertheim, Friedrich Schleiermacher.

Friedhöfe an der Bergmannstraße, Bergmannstraße 39-47 und Südstern 8-10, 10961 Berlin

 

 

Alter St. Matthäus Kirchhof

Der Friedhof wurde am am 25. März 1856 eingeweiht und lag zur damaligen Zeit in einer der wohlhabendsten Gegenden Berlins, dem Geheimratsviertel. 1938/39 wurden ein Drittel der Grabstätten im nördlichen Teil auf den Südwestkirchhof Stahnsdorf umgebettet, um Platz für die nationalsozialistische Welthauptstadt Germania zu schaffen. Für 1941 war die vollständige Aufhebung des Friedhofes geplant.

Über 50 Prominente sind hier bestattet, unter anderem die Gebrüder Grimm. Jüngst wurde der Sänger Rio Reiser hierhin umgebettet.

Wer mutig ist, rüttelt mal an einer der Türen der Trauerkapelle, die 1906-09 im Stil der italienischen Renaissance und des Barock errichtet wurde. In meinem Fall öffnete ein netter Mitarbeiter und ließ uns einen Blick hineinwerfen. Ein schlichtes Gebäude mit wunderschönen Fenstern – leider sei die Akustik sehr schlecht. Und nach dem Rundgang über den Friedhof sollte man in das kleine Cafe „finovo“ mit angrenzender Gärtnerei einkehren, einen Kaffee trinken und ein Stück selbstgemachten Kuchen geniessen.

Großgörschenstraße 12-14, 10829 Berlin
Januar/Dezember: tägl. 8.00-16.00 Uhr
Februar/November: tägl. 8.00-17.00 Uhr
März/Oktober: tägl. 8.00-18.00 Uhr
April/September: tägl. 8.00-19.00 Uhr
Mai/August: tägl. 8.00-20.00 Uhr

Stiftung historischer Friedhöfe
Efeu e.V.
Flyer Gräberübersicht

Friedhöfe in Berlin

Gerade in Berlin sind St. Matthaeus Friedhof Berlinviele Friedhöfe Geschichte „zum Anfassen“. Von den insgesamt 221 Berliner Friedhöfen, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind, sind 182 geöffnet. 86 Friedhöfe werden vom Land Berlin verwaltet, 118 sind unter evangelischer Obhut. Außerdem gibt es neun katholische, fünf jüdische und fünf sonstige Friedhöfe in Berlin. Einer der „sonstigen“ Friedhöfe ist der türkische Friedhof am Columbiadamm, welcher der älteste muslimische Friedhof in Deutschland ist. Er wurde 1866 errichtet. Bereits 1798 und 1802 wurden jedoch Gesandte des Osmanischen Hofes in der Tempelhofer Feldmark bestattet.

Auf Berliner Friedhöfen findet man die Gräber vieler Persönlichkeiten – neueren Datums, aber auch historische Persönlichkeiten. Und auch die Gräber von vermeintlich unbekannten Menschen erzählen spannende Geschichten. Ich empfehle, den Sonntagsspaziergang mal auf einen Friedhof in Berlin zu verlegen und zu staunen, wem man alles „begegnet“. (Übersicht Grabstätten Prominenter)

Eine kleine Hilfe stellt auch das Buch „Friedhöfe in Berlin: Ein kunst- und kulturgeschichtlicher Führer“ dar, wobei man sich auf die etwas krummen Wegbeschreibungen nicht verlassen sollte.

Übersicht über meine Friedhofsbesuche:

Friedhöfe am Halleschen Tor
Eingänge: Mehringdamm/Zossener Straße, 10961 Berlin
(u.a. Mendelssohn-Bartholdy, Neander, E.T.A Hoffmann, Glassbrenner)

Friedhöfe an der Bergmannstraße
Bergmannstraße, 10961 Berlin
(u.a. Schleiermacher und Stresemann)

Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichs-Werderschen Gemeinden
Chauseestraße 126, 10115 Berlin
(u.a. Brecht, Weigel, Fichte, Hegel, Borsig, Heinrich Mann,  Litfaß, Arnold Zweig und Johannes Rau)
Französischer Friedhof

Alter St. Matthäus KirchhofGroßgörschenstraße 12-14, 10829 Berlin
(u.a. Rio Reiser und die Gebrüder Grimm)

Im Himmel unter der Erde
Ein Film über den jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee, der seit 1880 existiert.

Friedhöfe an der Liesenstraße (Domfriedhof I, Französischer Friedhof II, Alter Domfriedhof der St.-Hedwigs-Gemeinde, Dorotheenstädtischer Friedhof II)
Nicht nur durch das Grab von Theodor Fontane interessant, sondern auch durch ihre Teilung und teilweise Zerstörung durch den Mauerbau.

Invalidenfriedhof

Wie ich einen schönen Tages einen Klavierbauer auf dem Friedhof traf

Eigentlich hatte ich mich für eine Führung über die Friedhöfe vor dem Halleschen Tor angemeldet, die aber wegen mangelndem Interesse nicht stattfand. Der Mann riet mir, meine Freizeitaktivitäten mehr nach Mainstream-Gesichtspunkten auszusuchen. Ich ging alleine auf den Friedhof.

Von der angeblich Karten mit eingezeichneten Grabstellen verkaufenden Blumenhändlerin wurde ich regelrecht aus dem Laden geworfen. Sie verkaufe natürlich keine Karten und sie wisse auch nicht, wer so etwas behauptet.

Ich wanderte also alleine über den Friedhof und las mir unbekannte Namen. Irgendwann wurde ich endlich fündig – Mendelssohn-Bartholdy samt ausgedehnter Familie. Nun fehlte mir noch E.T.W. Hofmann zu meinem Glück, dann konnte ich wenigstens ein kleines Erfolgserlebnis mit nach Hause nehmen. Als ich versuchte, aus einem Schaukasten irgendetwas herauszulesen, sprach mich ein Mann an, ob ich ein bestimmtes Grab suche. Ja, Hofmann liege die Richtung, aber er könne mir schon mal so ein paar Sachen zeigen. Mendelssohn-Bartholdy „kannte“ ich ja jetzt schon, neben ihm Fanny Hensel. Vor Mendelssohn-Bartholdy befindet sich das Grab von Professor Hilsdorf, Direktor der Sing-Akademie Berlin. Auf dem Kreuz befinden sich hinten Auszüge der Matthäus-Passion (wenn ich mich recht erinnere).

An einem weiteren Mendelssohn-Grab wies mich mein Begleiter auf die allgegenwärtigen Knospen hin- Schlafmohn als Zeichen des ewigen Schlafes. Auf dem Grab selbst symbolisierte ein Bienenkorb den Stand des Bankiers– „fleißig wie die Bienen“. Hierzu pass auch das Grab des Sexualforscher Westphal, einem angeheirateten Verwandten Mendelssohns.

Weitere Geschichten zu weiteren Gräbern erzählte mir mein Begleiter, der sich als Klavierbauer herausstellte, „im ersten Leben Winzer, weil von der Mosel“: Die von Oskar Huth, der im Dritten Reich Lebensmittelkarten und Pässe fälschte und so Juden die Flucht ermöglichte. Die von den Begründern der Berliner Aids-Hilfe, einem Mathematiker (mit einem Habakus als Grabstein) und einem Apotheker.

Vorbei an Gräbern von Hutschenreuther, Siemens, Schering und Co. endlich zu E.T.W. Hofmann. Der sich im Leben E.T.A. nannte, angeblich aus Verehrung gegenüber Mozart. Man munkelt, dass auch der erhöhte Genuss von Flüssigem bei Lutter & Wegner (die auch den Grabstein gestiftet haben) eine Rolle gespielt habe.

Weiter geht es zum namenlosen Grab. Eine Legende sagt, dass der dort liegende Mann die Ehe nicht sehr ernst genommen habe und oft fremd gegangen sei. Seine Frau hat ihm dennoch ein wunderschönes Standbild von Lürssen fertiglassen, in dem ein lebensgroßer Friedensengel eine Tür aufstößt. Einen Namen hat sie jedoch nicht auf das Grab setzen lassen. Lürssen selbst liegt ebenfalls auf den Friedhöfen vor dem Halleschen Tor.

Für Satire war Adolf „Brennglas“ Glasbrenner zuständig, dem man den Schalk noch im Portraitmedaillon ansieht. Genau wegen diesem musste er auch Berlin verlassen und ins Asyl gehen.

Der Milieumaler Kurt Mühlenhaupt hat nicht nur seinen eigenen Grabstein gestaltet, sondern auch die seines Bruders und seiner Schwester.

Zum Abschluss erhalte ich einen Einblick, wie schnell es bergab gehen kann: Leopold Wölfing, einst Großherzog von Österreich, hatte einen Hang zu Damen aus dem Rotlichtmilieu, die er durch Heirat „ehrenwert“ werden ließ. Dies brachte ihm jedoch den Verlust seines Titels und die Notwendigkeit, seinen Lebensunterhalt in einer Berliner Fleischfabrik zu verdienen, ein. Interessant ist, dass seine Schwester auch Mann und Kinder verließ, um mit dem Gesangslehrer durchbrannte. Übrigens sind beide Vorfahren der fernseherprobten Prinzessin Xenia von Sachsen.