Sieben Jahre ist es her, seit dem das letzte Album von Alison Krauss and Union Station erschienen ist und den ausweglosen Titel „Lonely Runs Both Ways“ (2004) trug. Die wunderbar betörende Melodie des Openers „Gravity“ blieb im Ohr und fand seine Steigerung in der Kollaboration „Raising Sand“ (2007) zwischen der Ausnahmesängerin und -geigerin und dem Led Zeppelin-Urgestein Robert Plant. Auch die anderen Saitenvirtuosen (Barry Bales – Acoustic Bass, Jerry Douglas – Dobro/Weissenborn/Lap Steel, Dan Tyminski – Gitarre/Mandoline, Ron Block – Banjo) waren nicht minder aktiv und pflegten ihre Side- und Soloprojekte.
„Paper Airplane“ knüpft lückenlos an seinen Vorgänger an, auch wenn die Band gereift ist. Die handverlesenen Songs, ob neu geschrieben oder klug adaptiert, werden in einem luftigen Gewand dargeboten, das Raum zum Atmen lässt: kein Solo zu lang, kein Ton zu viel, die Harmony Vocals dezent gesetzt. Aufgeräumt und trotzdem intensiv: Dass hier fünf eigensinnige und feinfühlige Musiker zusammen spielen, ohne sich gegenseitig den Schneid abzukaufen, unterstreicht den Ausnahmestatus dieser Band. Obwohl hier sehr viel Routine mit im Spiel ist, wirkt das Album wie aus einem Guss und nimmt den beseelten Zuhörer unaufdringlich mit, den nachdenklichen, manchmal traurigen Geschichten zu folgen. Alison Krauss and Union Station ist zurück, obwohl die Band mit ihrem unverwechselbaren Acoustic Americana Bluegrass Sound ja nie wirklich weg war. Im Sommer 2009 spielten sie auf Einladung von Barack Obama gar im Weißen Haus und zelebrierten eindrucksvoll, was für sie zeitgenössische Country Music bedeutet: meilenweit entfernt von dem Country-Pop einer Taylor Swift. So hätte das Album auch den Titel „No Concessions“ tragen können. Anspieltipp: My Opening Farewell, geschrieben von Jackson Browne. Wenn das mal nicht der Anfang vom Abschied von dieser wunderbaren Combo bedeutet…