Maklerstudien

Eigentlich habe ich überhaupt nichts gegen Makler. Sogar gegen die 3,57 Prozent habe ich nichts. Schließlich verkauft/-mietet ein Makler nicht jeden Tag zich Wohnungen und Häuser und muss auch in der übrigen Zeit ein Einkommen haben und sein Büro unterhalten. Alles schick.

Allerdings habe ich bisher auch keinen in Anspruch genommen. Die Wohnungen habe ich mir selber gesucht, was sogar in Berlin geklappt hat. Nun suchen der Mann und ich aber nach einem Haus. Und die werden oft von Maklern angeboten.

Makler Nummer 1

Makler Nummer 1 macht schon bei der Begrüßung einen Eindruck, als ob er lieber woanders wäre. Vielleicht beim Fliegenfischen. Das würde in etwa seinem Temperament entsprechen. Über die Immobilie weiß er nicht so viel. Zum Beispiel, wo die Abwasserkanäle sind. Das, was er weiß, ist meist falsch. Die „Elektrik aus den 1990er Jahren“ wird von unserer Expertin schnell als „eher 1950er“ beurteilt. Die Fenster sind angeblich relativ neu, der Fensterstempel sagt etwas anderes. Der Wasserschaden vom Dach, der „behoben“ ist, schließlich sehe es ja jetzt trocken aus (abgesehen von dem riesigen alten Fleck). Manche Dinge erwähnt er einfach gar nicht. Dass das Gebäude seit mehreren Jahren unbeheizt leer steht. Oder, dass der Öltank für die Heizung im Nachbarhaus ist.

Als wir uns gegen die Immobilie entscheiden, ist er weiterhin tiefenentspannt, teilt uns aber mit, dass der Eigentümer viele Immobilien habe, eigentlich gar nicht verkaufen müsste und dass Ding eben selber luxussaniert. Später erfahren wir, dass das Gebäude ein Jahr vorher zwangsversteigert werden sollte.

Makler Nummer 2

Ganz schön viele Interessenten am Objekt, jedoch keine Spur des Maklers. Der kommt bald angebraust und informiert, dass er seinen Sohn noch um die Ecke zum Sport gebracht hat. Womit vermutlich auch geklärt wäre, wie die Uhrzeit des Termins zustande kam.

Dass überhaupt ein Termin zustande gekommen ist, grenzt bereits an ein Wunder. Der Mann hat dem Makler eine Mail geschrieben. Und dann angerufen. Mehrmals, bis er jemanden erreicht hat, den er um einen Termin bitten konnte. Ein paar Tage später hat er dann noch einmal angerufen und erfahren, dass die Dame am Telefon den Termin mit ihm ausmachen sollte. Da sie es anscheinend per Telepathie versucht hat, hat der Mann davon aber nichts gemerkt. Der Termin wurde dann für zweieinhalb Wochen später vereinbart.

Im Inserat gibt es nur ein Foto, allerdings wird oft das Wort „charmant“ benutzt. Wie charmant es ist, erfahren wir nach kürzester Zeit. Der Makler ist ziemlich oft verschwunden, um seine Kollegin bei den anderen Interessenten zu unterstützt. In dieser Zeit führt uns der betagte Hausbesitzer durch die Räume. Der kennt sein Haus wenigstens, im Gegensatz zum Makler, der keine Ahnung von der Geschichte hat und das Thema „Denkmal“ einfach mal nicht erwähnt.

Wir wünschen ihm viel Glück und er fragt uns dann doch noch mal schnell, was wir eigentlich wollen. Da wir in keinem Fall eine Doppelhaushälfte wollen, hat er das passende für uns – eine Doppelhaushälfte. Die aber vollkommen in Ordnung ist, weil er vor einigen Jahren den angrenzenden Nachbarn ihre Hälfte verkauft hat und die nett sind. Dass wir die Doppelhaushälfte nicht wollen dürfte kein Problem sein, schließlich gibt es einen Interessenten, der nur noch die Finanzierung regelt.

Makler Nummer 3

Das Inserat liest sich mittelmäßig interessant. Interessant ist aber folgendes: Der Makler verlangt 30 Euro für eine Hausbesichtigung (20 Prozent werden an ein Tierheim gespendet), wenn nicht vorher ein Einkommensnachweis vorliegt. Schließlich entstünde durch diese Besichtigungen ein ziemlicher Aufwand und oft würden Leute das Objekt nach der Besichtigung gar nicht kaufen wollen.

Makler Nummer 4

Völlig angetan ist der Mann von einem Makler, der aber einen klitzekleinen Makel hat: Er verkauft nur Gemeindehäuser. Dafür ist er nett, nimmt sich Zeit und informiert den Mann über das Angebot.

Nette Schauspieler

Vor ein paar Jahren haben meine Eltern ihr Haus verkauft. Zunächst haben sie es über einen Makler versucht. Der hat das Haus sogar in eine dieser Vermietung-Fernsehsendungen gebracht. Die Nachbarn meiner Eltern haben sich gefreut, so ein nettes Paar, bis sie gemerkt haben, dass das nur Schauspieler waren. Das Haus hat der Makler trotzdem nicht verkauft. Dann habe ich ein paar Fotos gemacht, mein Vater hat eine Anzeige bei Immoscout geschaltet und das Ding wurde verkauft.

Ich zahl das

Wenn ich ein Haus kaufe, dann zahle ich den Makler. Genauer: Bei einem Kaufpreis von 300.000 Euro zahle ich im 10.710 Euro. Dafür kann man dann vielleicht auch etwas mehr erwarten als drei wackelige Fotos und eine dürftige Beschreibung. Ich erwarte nicht, dass der Makler Karl Emil persönlich kennt, der damals die Fugen gemacht hat. Aber, dass er bei einem Denkmal die grobe Geschichte kennt. Oder mir sagen kann, wann Dach, Elektroleitungen und Heizung gemacht wurde. Und vor allem erwarte ich eines: dass er Interesse zeigt. Was auch in seinem Interesse liegen sollte, weil er mir vielleicht diesen Bau nicht verkaufen kann, aber einen anderen.

Wir suchen

Egal, ob Sie Makler sind oder nicht – falls Sie etwas haben, was für uns interessant sein könnte, bin ich für einen Hinweis dankbar. Meinetwegen spende ich dann auch für die Besichtigung 30 Euro in Ihrem Namen an das Tierheim Essen.

  • Ein Baugrundstück oder eine Bestandsimmobilie im Essener Süden, möglichst in Essen-Margarethenhöhe, -Stadtwald, -Bergerhausen, -Heisingen, -Haarzopf. Werden, Kettwig, Fischlaken und Burgaltendorf sind auch eine Option. Bredeney können wir uns nicht leisten.
  • Wir nehmen auch Außergewöhnliches. Bisher haben wir uns eine alte Werkstatt und eine denkmalgeschützte ehemalige Zeche angeschaut – wir haben Vorstellungskraft. Bitte kein Reihenhaus oder Doppelhaushälfte.
  • Der Mann hätte gerne eine Doppelgarage oder eine kleine Werkstatt für seine Oldies.
  • Die Bank hat uns schon gesagt, dass sie uns den einen oder anderen Euro zur Verfügung stellen würde, wir sind aber trotzdem keine Millionäre.

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