27. April
Wir erhalten einen freundlichen Brief der Hausverwaltung. Da in zwei Wochen die Haustür ausgetauscht wird, anbei neue Schlüssel. Außerdem wird der Flur gestrichen.
28. April
Während wir eigentlich auf dem Weg zur Tour de Rü sind, stehen wir unserem Nachbarn von der selben Etage zur Seite. Der sieht sich nämlich dazu bemüssigt, die eine noch vorhandene Schraube der Vorrichtung, die die Tür zudrückt (verstanden? Das Tür-Schliess-Dings!) wieder einzuschrauben. Klappt aber nicht. Also bleibt das Tür-Dings unangeschraubt.
4. Mai
Wie die Zeit vergeht. Zwei Wochen sind noch nicht rum, aber die neue Tür wird eingebaut. Eine formschöne Glastür. Mutig, kann man vermuten. Schliesslich versammeln sich regelmässig trinkwütige Jugendliche um dieses Haus. Die können dann wenigstens schauen, was drinnen so abgeht.
5. Mai
Ich muss waschen. Waschmaschinen sind im Keller. Der Keller ist immer abgeschlossen und kann nur mit dem Hausschlüssel geöffnet werden. Also mit dem alten Hausschlüssel, den vermutlich mehrere Prozent der Hausbewohner bereits entsorgt haben. Zwei freundliche Männer mit nicht vorhandenen Deutschkenntnissen bauen weiter Türen ein. Dabei hören sie einen polnischen Radiosender, den man scheinbar auch in Essen empfangen kann. Auf dem Weg nach draussen stolpere ich über diverse Stadtzeitungen und Werbeprospekte. Die neue Tür hat keinen Briefschlitz.
6. Mai
Der Schwager kommt zum Frühstück. Der Mann rennt auf Socken zur Haustür, weil der Türöffner der Haustür nur in Ausnahmefällen funktioniert. Besuch wird auch überbewertet.
7. Mai
Ich bekomme morgens die Tür nicht auf. Die öffnet nach innen, der Zeitungsbote hat mit Hilfe zweier WAZ eine Öffnungssperre gebaut. Die neue Tür hat keinen Briefschlitz.
Als ich nach Hause komme, kippen gerade die freundlichen Männer Beton in den Flur. Der Friseur nebenan hat neue Schaufenster, dafür sieht der Laden aus, als ob ein Tornado durchgedüst wäre.
8. Mai
Der Beton wurde nur in die Mitte des Flures gekippt, an der Eingangstür befindet sich nun ein Schild „Achtung! Frische Beton“. Ich umspringe „Frische Beton“ und fahre zur Arbeit.
Als ich von der Arbeit zurück komme, haben sie es wahr gemacht. Der ganze Flur ist voll feuchtem, rutschigem und mittlerweile mit vielen Fußabdrücken verzierten Beton. Ich schliddere zur Treppe und entsorge in der Wohnung meine Lieblingsschuhe. Man könnte meinen, ich hätte eine Begegnung mit der Mafia gehabt.