Archiv der Kategorie: Ruhrgebiet

[Werbung] Start in der Zwangsjacke – mein erster Escape Room

Dunkle Wolken hängen tief über Essen, als ich in eine Zwangsjacke geknotet werde. Aus der muss ich mich schnellstmöglich befreien und dann noch verhindern, dass Dr. Mabuse seine Mord- und Terrorpläne umsetzen kann! Und jetzt werden auch noch die anderen Patientinnen ebenfalls gefesselt …

Foto: Findito GmbH

Als ob das nicht genug wäre, werden wir nun auch noch mit einer Aktentasche in einen kleinen Raum gesperrt, von dem die Türen zu zwei weiteren Räumen auch verschlossen sind.

Escape Rooms nach Fritz-Lang-Filmen

Nach sechs Monaten mit Baby bin ich nicht etwa tatsächlich verrückt geworden, sondern nehme an einem „Live Escape Game“ von Findito teil. Findito hat sich auf Escape Rooms nach Fritz-Lang-Filmen spezialisiert, bisher werden „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ und „Dr. Mabuse“ angeboten, „Metropolis“ ist in Vorbereitung.

Mitspielerinnen aus diesem Internet

Mabuse kann man mit bis zu acht Personen spielen, daher habe ich sechs Mitspielerinnen an meiner Seite, unter anderem Frau Nessy, Anne Schüssler, Rosa Bänkchen und Vorstadtmaus Angela. Uns bleibt eine Stunde Zeit, Informationen zu sammeln. Wir müssen beweisen, dass Dr. Mabuse, der in der selben Klinik wie wir sitzt, den Leiter der Klinik, Professor Baum, hypnotisch beherrscht. So will er sein Ziel erreichen, die Menschheit zu vernichten. Nachdem wir uns (ohne Werkzeug!) aus den Zwangsjacken befreit haben und in den ersten Spielraum gelangt sind, warten verschiedene Hinweise und Rätsel auf uns. Sind die gelöst, erhalten wir neue Hinweise oder können Schlösser öffnen. In seinen hellen Momenten schickt der Klinikleiter Professor Baum uns über ein Tablet Hinweise, die wir beachten oder ignorieren können.

Wochenrekord aufgestellt

Nach knapp 50 Minuten steht eine meiner Mitspielerinnen mit einem Schlüssel vor mir – ich bin allerdings mittlerweile tatsächlich im Wahn, so dass ich frage, zu welcher Tür dieser Schlüssel ist …

Nach 53 Minuten wieder in Freiheit! Foto: Die liebe Nessy

Ein paar Hinweise

Nach meinem ersten Spiel weiss ich jetzt

  • Escape Rooms machen süchtig.
  • Es wird nicht erschreckt (außer, es wird in der Beschreibung des Raumes darauf hingewiesen).
  • Googeln hilft nicht.
  • Ein bunt zusammengewürfeltes Team schadet nicht.
  • Wer – aus welchen Gründen auch immer – aus dem Raum muss, kann das sofort.
  • Computerspielerfahrung ist anscheinend von Vorteil, aber definitiv kein Muss.
  • Anne Schüssler hätte die Zeit im Escape Room massiv abkürzen können, wenn sie das eine Zahlenschloss konsequenter gebruteforcehackt hätte. Hat sie aber zum Glück nicht.

Escape Rooms in ganz Deutschland

Wer auch einmal rätseln möchte, der wird garantiert fündig: Im August 2013 wurde der erste Escape Room in Deutschland eröffnet, mittlerweile gibt es in Deutschland 329 Anbieter mit 854 Escape Rooms in 162 Städten. Welche Escape Rooms es wo gibt, kann man bei „EscapeRoomGames.de“ recherchieren.

 

[EscapeRoomGames.de und Findito haben mir ein Freispiel zur Verfügung gestellt. Meine Meinung wurde jedoch dadurch nicht beeinflusst.]

 

Kunstpause mit Baby: Mit Baby ins Josef-Albers-Museum Bottrop

Max findet die Madonna, über die Kunsthistorikerin Christina Clever-Kümper gerade spricht, spannend. Er versucht sich an der Vitrine hochzuziehen, entscheidet sich dann aber doch lieber für eine krabbelnde Umrundung der Besuchergruppe. Max begleitet seinen Vater ins Bottroper Josef Albers Museum zur „Kunstpause mit Baby“ und ist eines von vier Kindern mit ihren Eltern.

Hirnfutter für Eltern

45 Minuten dauert die Veranstaltung, die jeden zweiten Montag im Monat angeboten wird und immer einen Teil der Ausstellung abdeckt. Heute ist das Thema „Bottrop im Mittelalter: religiöse und weltliche Schätze“. Dabei geht es nicht etwa um kulturelle Früherziehung, sondern um „Hirnfutter“ für die Eltern. Das dabei die Kinder zarte Bande knüpfen und die Eltern sich austauschen, ist schöner Nebeneffekt. Bis zu 15 Eltern-Kind-Paare könnten an der Führung teilnehmen, in den nächsten Monaten stehen unter anderem der Skulpturenpark und Josef Albers auf dem Programm.

Vollkommen ungestört

Mein zehn Wochen altes Kind interessieren weder die Ausstellung noch die Informationen, es schläft in der Trage. Außerdem Max sind alle Kinder im Tragetuch, sie könnten aber auch abgelegt werden oder eben – wie Max – durch die Ausstellung krabbeln. Montags ist das Quadrat nämlich geschlossen, so dass sich niemand gestört fühlen kann. Und die Exponate hängen so hoch, dass Max sie selbst stehend nicht erreichen könnte.

Am Ende der Führung zeige ich dem Kind noch in der Eiszeithalle das Mammut, dem immer noch niemand die Bandscheiben eingesetzt hat. Der Reaktion nach ist ihm sein Schaukel-Mammut aber schon allein von der Größe her lieber …

„Kunstpause mit Baby“: Am zweiten Montag im Monat im Josef Albers Museum Bottrop für Eltern mit Babys bis ein Jahr; 2 Euro pro Elternteil; um Anmeldung wird gebeten

Alle Informationen zu der Reihe „Kunstpause mit Baby“ und den kommenden Themen: https://www.bottrop.de/kultur-und-bildung/aktuelles/quadrat-kunstgespraech-mit-baby.php

Le Fou, Essen-Rüttenscheid

Freitags kurz nach 18 Uhr hat man noch eine gute Chance, einen Tisch im „Le Fou“ zu bekommen. Später wird es da schon etwas schwieriger, nicht nur, weil der Platz mit gerade einmal 18 qm sehr überschaubar ist, sondern auch, weil „der Narr“ sehr gut angenommen wird.

Le Fou

Wir wählen einen netten Tisch in der Ecke. Die Weinkarte besteht aus drei weißen und drei roten Weinen, alle preislich sehr vertretbar. Auch die Speisekarte ist überschaubar, was ich sehr gut finde.

Als Vorspeise möchten wir einen Pickteller „etwas von allem“, den wir uns teilen. Ein bisschen warten wir darauf, dass jetzt jemand mit einem Teller aus dem „Chat Noir“ ein paar Meter weiter kommt. Kommt aber niemand, die Gerichte werden zwar im Chat Noir vorbereitet, aber „Le Fou“ hat eine eigene kleine Küche in der benachbarten Wohnung. Die dient auch als Lagerraum und dort befinden sich auch die Toiletten.

Le Fou

Wie zu alten Zeiten: Feierabendgetränk vor dem Kioskfenster

Während wir warten, umlullt uns die Musik, eine sedierende Trance-Bass-Dauerschleife, die nach anfänglichem „Häh?“ eine sehr beruhigende Wirkung hat. Der Mann vermutet das Bassäquivalent von Walgesängen. Wir fläzen uns in unsere Ecke, trinken Wein, schauen Menschen dabei zu, wie sie sich vor dem ehemaligen Kioskfenster zu einem abendlichen Bierchen versammeln und fühlen uns wohl. Der Pickteller trägt zum Wohlbefinden bei, alles sehr lecker.

Le Fou

Pickteller, u.a. mit Forellentatar, Avocadocreme und Radicchio-Tomatensalat

Als Hauptgericht hat der Mann ein Kalbsragout gewählt und ich Pasta nach Art des Narren.

Le Fou

Während der Mann sehr zufrieden ist, bin ich ein wenig enttäuscht. Allerdings hätte ich mir vielleicht auch einfach mal vor der Bestellung „Nudeln mit Avocado“ vorstellen sollen.

Le Fou

Wäre ich mal der „Empfehlung des Narren“ gefolgt und hätte die Ziegenkäsetiramisu bestellt. Die hat nämlich an den mittlerweile besetzten Tischen um uns herum Hochkonjunktur und sieht sehr gut aus.

Trotzdem zufrieden treten wir den Heimweg an und beschliessen: Machen wir nochmal. Dann einfach jeder einen Pickteller und dazu die Flasche Wein. Und ein bisschen Bassmusik zur Entspannung.

Besonderes Lob verdient übrigens die Bedienung: Unheimlich aufmerksam und freundlich, managt außerdem Gäste, Kioskfenster und Getränkelieferung gleichzeitig und ohne Hektik zu verbreiten. Chapeau!

Le Fou, Brigittastraße 12, Essen
www.le-fou.de

Fischkompetenzkurs im Frischeparadies – Austern to go

Allenthalben mangelt es an Kompetenz. An sozialer Kompetenz, fachlicher Kompetenz, interkultureller Kompetenz. Dabei ist es oft so einfach, Kompetenz zu erlangen. Fischkompetenz zum Beispiel gibt es schon für knapp 20 Euro im Frischeparadies Essen. Da dieser Kompetenz anscheinend viele Menschen auf die Sprünge helfen wollen, ist der Kurs häufig ausgebucht, ich habe aber noch einen Platz ergattern können.

Hummer under pressure

Fischkompetenzkurs

Jacolene Rähm sammelt die Kompetenzwütigen da ein, wo man es vermuten könnte: An der Fischtheke. Zunächst kümmern wir uns aber um Tiefkühlware. Wir erfahren, dass die Garnelen-Hausmarke zwar auch aus Vietnam kommt, aber ohne Antibiotika-Einsatz gezüchtet wird, dass man mit Phosphat behandelte Garnelen am aufgequollenen Rücken erkennt und man am allerbesten Garnelen mit Schale kauft. Ob groß oder klein, kann man je nach Vorliebe entscheiden. Neben Garnelen gibt es noch anderes Meeresgetier tiefgefroren, unter anderem warten Tintenfisch(ring)e, Muscheln und Hummer auf ihre Käufer. Die Hummer werden nicht mehr durch Kochen getötet, sondern mit einer High pressure-Methode, die nicht nur besonders schonend für das Tier ist, sondern auch dafür sorgt, das man den Panzer leicht entfernen kann. Ich habe selbst schon mal außerhalb der Saison Muscheln aus dem TK-Sortiment gekauft, öfter auch Jakobsmuscheln und Garnelen und hatte nie etwas auszusetzen.

Fischkompetenzkurs

Nach den Tiefkühlschränken und –truhen wenden wir uns der Fischtheke zu. Hier liegen fein säuberlich getrennt Filets und ganze Fische aus Süß- und Salzwasser, außerdem nimmt die QSFP-Ware einen großen Teil ein. QSFP ist eine Eigenmarke des Frischeparadies, die nicht nur Fisch, sondern auch Meeresfrüchte und Fleisch umfasst. Beim Fisch bedeutet die QSFP-Auszeichnung unter anderem, dass zwischen Anlandung und Verkauf maximal 24 Stunden liegen.

Fischkompetenzkurs

Kalter Fisch

Fischkompetenzkurs

Fischkompetenzkurs

Angetan mit neckischen Haarnetzen und Plastikjacken in Einheitsgröße dürfen wir hinter die Kulissen. Dort ist es kalt. Noch kälter wird es, als wir einen Blick in die Tiefkühlkammer werfen. Bei –28 Grad lagert hier die TK-Ware. Etwas wärmer ist es da schon im Kühlhaus, in dem Fische & Co. auf Eis liegen. Die Farbmarkierung auf den Kisten zeigt an, an welchem Wochentag die Ware angekommen ist, die Tabelle an der Wand bestimmt, ab wann die Ware nicht mehr in den Verkauf darf. Auch hier findet sich die Ordnung der Fischtheke ein wenig wieder, QSFP-Ware, Bio-Ware und andere Ware ist voneinander getrennt, so dass keine Vermischung stattfindet.

Fischkompetenzkurs

Ran an den Fisch

Genug gesehen, jetzt sollen wir lernen. Und mitarbeiten. Jacolene Rähm stammt aus Südafrika, an ihr liegt es aber garantiert nicht, dass in der südafrikanischen Küche Fisch eher eine untergeordnete Rolle spielt. Mit Begeisterung zeigt sie uns, was sie da so aufgebaut hat. Und das ist einiges.

Fischkompetenzkurs

Wir starten mit dem Lachs. Zunächst erfahren wir, wie man erkennen kann, ob er frisch ist und dann geht es ran an die Filets. Lässig filetiert Jacolene Rähm, der Teilnehmer braucht später deutlich länger.

Die Seezunge habe ich selber schon mal gemacht, erfahre aber noch den ein oder anderen Kniff, wie ich es mir hätte leichter machen können.

Seezunge

Seezunge – Wildfang ist deutlich „biegsamer“ als Zuchtware

Der Wolfsbarsch dagegen ist Neuland für mich – und gefährlich, wie wir erfahren. Er hat nämlich an Kiemen und Flossen Stachel, die ordentlich picksen und für entzündete Wunden sorgen können. Zum Einsatz beim Wolfsbarsch kommt nicht nur ein Entschupper, sondern auch eine beeindruckende Flossenschere, die man auch direkt zum Öffnen des Bauchraums nutzen kann.

Fischkompetenzkurs

Fischkompetenzkurs

Auch frischer Fisch kann trübe Augen haben

Im Gegensatz zur Dorade hat der Wolfsbarsch deutlich trübere Augen.

Dorade und Wolfsbarsch

Dorade und Wolfsbarsch

War da nicht was mit altem Fisch und trüben Augen? Tatsächlich sind trübe Augen kein Indiz für Frische. Die können nämlich durchaus ausgelöst werden, wenn der Fisch unter Eis lagert. Sind die Augen aber eingefallen, ist der Fisch wirklich alt. Auch mit einem weiteren Irrglauben räumt Jacolene Rähm auf: Wenn man beim Filetieren die Galle verletzt, sollte man schnell den Fisch unter Wasser säubern, kann ihn dann aber ohne Probleme weiter verwenden.

Fliehende Jakobsmuscheln

Zum Entschuppen von Fischen eignet sich angeblich auch die Schale einer Jakobsmuschel hervorragend. Das probieren wir nicht aus, uns wird aber das Öffnen einer Jakobsmuschel demonstriert. Nicht unbedingt schwierig (wenn man weiß, wie), wenn der Clip sie nicht daran hindern würde, wäre die Muschel eh meist offen, da sie lebt. Vielleicht wäre sie auch nicht mehr da, wo sie sein sollte, Jakobsmuscheln können nämlich unter Wasser flüchten.

Weniger Fluchtgefahr besteht bei den Austern, dafür sind sie auch komplizierter zu öffnen. Ich finde das nicht ganz so schlimm, nach den cornischen Austern besteht bei mir nicht unbedingt Verlangen nach ihnen. Andere Teilnehmer sehen das anders und nehmen die angebotene Fines de claire-Auster gerne an.

Für Austernfans gab es noch einen Tipp: Sie können durchaus ein paar Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden, nicht aber auf Eis. Außerdem sollten sie nicht auf der flachen, sondern auf der runden Seite gelagert werden, da sich die Auster öffnet und dann alles Wasser herausfließt. Das ist nicht nur eine Sauerei im Kühlschrank, sondern führt auch zum Sterben der Auster.

Zum Abschluss gibt es noch eine kleine Calamari- und Pulpo-Schulung. Calamaretti hatte ich schon frisch aus dem Frischeparadies und erfahre: Hätte ich nicht häuten müssen. Argh. Auch zum Pulpo gibt es Tipps, unter anderem: Mit ungekochtem Pulpo wird man nicht glücklich.

Zwei lohnende Stunden

Wir sind alle sehr glücklich, wir haben nämlich einiges gelernt und dabei Spaß gehabt. Außerdem sind wir nach zwei Stunden Kühlhaus glücklich, wieder ins Warme zu kommen. Nicht aber, ohne vorher ordentlich beim Fisch zuzulangen. Ein Teilnehmer ist gar so angetan, dass er „ein paar Austern für die Fahrt“ ordert. Nachdem wir uns ausmalen, wie er während der Fahrt die Austern öffnet und die Schlangenlinien der Polizei erklärt, werden die Austern doch für zuhause eingepackt. Vielleicht auch, weil er dann im Fisch kühlenden Eis die ebenfalls erstandene Flasche Cremant kühlen kann.

Wann der nächste Fischkompetenzkurs stattfindet, findet man auf der Seite des jeweiligen Frischeparadies. Zumindest in Essen gilt: Warme Schuhe und Fleecejacke sind zu empfehlen.

Five Bochum

Five, Bochum

Der Mann hat keinen Bock. Er ist der festen Überzeugung, dass man in Essen kaum vernünftig essen gehen kann – und in Bochum noch weniger. Allen Bedenken zum Trotz habe ich einen Tisch im „Five“ reserviert.

20 Plätze, zwei Menüs

20 Plätze, nur ein festes Menü für Vegetarier und eins für Nicht-Vegetarier – das hört sich zumindest so an, als ob es uns gefallen könnte.

Tisch Five Bochum

Der Name „Five“ bezieht sich auf die „Macher“: Die beiden Livingroom-Chefs Lukas Rüger und Seron Bahtijari, den Koch Boris Geigenmüller und den Koch und Sommelier Tibor Werzl sowie einen Kellner.

Kochen unter der OP-Lampe

An diesem Abend könnte man das „Five“ in „Two“ umbenennen. Tibor Werzl, Koch und Sommelier in Personalunion, werkelt unter einer OP-Lampe in der offenen Küche, findet aber noch ausreichend Zeit, den Kellner zu unterstützen und vor allem die das Menü begleitenden Weine zu erklären.

Five Bochum - Schöner Blog(t)

Schon der Gruß aus der Küche, den wir zu unserem Aperitif, einem sehr guten Sekt von Dautel, bekommen, stimmt den Mann versöhnlich: Fregola sarda, die sardische runde Nudel, mit eingelegten Steinpilzen, Creme fraiche und Trüffel.

Fregola sarda mit eingelegten Steinpilzen, Creme fraiche und Trüffel

Fregola sarda mit eingelegten Steinpilzen, Creme fraiche und Trüffel

Ringli-Butter

Noch versöhnlicher wird er beim Auftritt der selbst gebackenen Brötchen. Die sind warm, machen (guten) Bäckern Konkurrenz und werden von einer Butter mit geräucherter Paprika begleitet, in die ich mich reinlegen könnte. (Dazu muss man wissen, dass ich normalerweise keine Butter esse und auch Pizzabrötchen lieber trocken esse, als mit Kräuterbutter.)

Five Bochum - Schöner Blog(t)

Nicht unerheblich ist wohl, dass die Butter schmeckt, wie Ringlis. Und die habe ich früher geliebt.

Five Bochum - Schöner Blog(t)

Zwei Menüs: Einmal mit und einmal ohne Fleisch und Fisch

Los geht es mit dem eigentlichen Menü, bei dem ich die vegetarische Variante gewählt habe, der Mann die mit Fleisch und Fisch. Diese Wahl haben wir schon bei der Reservierung angegeben, hätten uns aber bis 48 Stunden vorher anders entscheiden können.

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SAURER KOHL Burrata – Brunnenkresse

Da der ursprünglich geplante Löwenzahn für die vegetarische Vorspeise nicht in gewünschter Qualität geliefert wurde, bekomme ich sauren Kohl und Burrata mit Brunnenkresse. Besonders spannend für mich ist der fermentierte Rotkohl, da werde ich mich wohl auch mal dran versuchen.

Der Mann bekommt Grapefruit-Ceviche von der Jacobsmuschel mit schwarzem Reis und Bärlauch.

Five Bochum - Schöner Blog(t)

Vorspeise des Mannes: JAKOBSMUSCHEL CEVICHE Schwarzer Reis – Bärlauch

Niemals würde ich in einem Restaurant Königsberger Klopse oder Eier in Senfsoße bestellen. Das sind meine Lieblingsgerichte, die kann ich im Schlaf kochen und genauso kochen, wie ich sie mag. Dieses Ei in Senfsoße sieht etwas anders aus, als wenn ich es koche. Es war aber auch so, wie ich es mag.

Five Bochum - Schöner Blog(t)

SENFEI Eisberg – Kartoffel – Kapern

Der Gang für Carnivoren kommt mit Ente, einem Süßkartoffelchip und einem Limettenschaum daher.

ENTE Süßkartoffel - Limette

ENTE Süßkartoffel – Limette

Die Erdartischocke kennt man vermutlich eher unter ihrem anderen Namen „Topinambur“, zusammen mit den kandierten Walnüssen (schwarze Nüsse) und den anderen Komponenten ein tolles Gericht.

ERDARTISCHOCKE Schwarze Nüsse - eingelegter Fenchel - Tomatensud

ERDARTISCHOCKE
Schwarze Nüsse – eingelegter Fenchel – Tomatensud

Der Mann bekam Kabeljaukinn mit Erbsen und Möhrchen. Hört sich einfach an, kann aber wie ein Kunstwerk aussehen.

KABELJAUKINN Erbsen und Möhren

KABELJAUKINN
Erbsen und Möhren

Sehr schön anzusehen war auch Okonomyaki, die japanische Pizza. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was sich alles auf der Pizza getummelt hat, es war aber nicht nur schön anzusehen, sondern auch lecker.

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Japanische Pizza

Beim Mann ging es mit dry aged Kalbsrücken deutlich fleischiger zu.

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DRY AGED KALBSRÜCKEN Bries – Niere – Spargel – Morchel

Beim Dessert war ich etwas traurig. Ich hatte nämlich schon vorher das baiserähnliche Knusperbestandteil gesehen und gehofft, dass es zu meinem Dessert gehört. Aber tat es nicht, der Mann bekam es mit geeistem Rhabarber und Pastinakenmousse.

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GEEISTER RHABARBER Milch – Pastinake – Macadamia

Nicht, dass mein Dessert aus Seidentofu, Mango, Passionsfrucht und Bananeneis schlechter ausgesehen oder gar geschmeckt hätte. Außerdem wurde mir ein sehr passender Dessertwein dazu empfohlen.

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SEIDENTOFU Mango – Passionsfrucht – Banane

Aber weil einem aufmerksamen Gastgeber nichts entgeht, stand plötzlich ein kleiner Teller mit einer Portion Milchbaiser neben meinem Platz.

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Ein Abend bei Freunden

Ein sehr entspannter Abend, bei dem alles stimmte. Das Gefühl, dass man nicht in einem Restaurant ist, sondern bei Freunden im Esszimmer sitzt. Denen man beim Kochen zuschaut und die ganz entspannt Zeit finden, noch ein bisschen mit den Gästen zu plaudern.

Eine Weinbegleitung, bei der uns jeder Wein beschäftigt hat. Weil es keine Wegtrinkweine waren, interessante Geschichten dazu gehörten und sie einfach hervorragend passten. Und weil Tibor Werzl jeden Wein mit einer wunderbaren Begeisterung empfiehlt. (Notiz an mich: Auxerrois von Enderle & Moll und Riesling von Peter Jacob Kühn besorgen.)

Nicht zuletzt ein ungewöhnliches und ungewöhnlich leckeres Menü, sowohl für den Mann als auch mich.

Der Mann ist übrigens geläutert. Er möchte sogar, dass wir für Mai wieder einen Tisch im „Five“ reservieren. Dann gibt es nämlich das neue Menü.

Gehet hin und esst

Wer das derzeitige Menü ausprobieren möchte, der hat dazu noch bis zum 29. April Mittwochs, Donnerstags und Freitags Zeit. Reservierung und Vorauswahl ist Pflicht, die passende Weinbegleitung sollte man zum eigenen Vergnügen dazu nehmen. Wenn man nett fragt, bekommt man auch jeweils halbe Gläser für Autofahrer.

FIVE, Hellweg 28-30, 44787 Bochum
https://www.five-bochum.de/

coa essen logo

coa – cuisine of asia, Essen

Obwohl das coa auf der Rüttenscheider Straße schon seit Ende Dezember zwischen 400 und 600 Gäste täglich bewirtet, wurde es offiziell erst heute mit einer großen Party eröffnet.

coa essen dampfkoerbeFlagshipstore in Essen

Kein Wunder, schließlich ist das coa in Essen nicht nur irgendeine weitere Filiale: Es ist das zehnte coa und gleichzeitig auch ein neuer „Flagshipstore“, nach dem sich die neun älteren Filialen in punkto Speisekarte und Einrichtung nach und nach ausrichten werden.

coa essen speisekarte

Dass das coa Essen – wie die WAZ vermeldet –  die erste Filiale in NRW ist, stimmt dagegen nicht: Von 2011 bis 2013 gab es bereits eine in Wuppertal und ab 2010 eine am Düsseldorfer Flughafen, die auch geschlossen wurde. Seitdem hat sich aber einiges getan, nicht nur das Management wurde erweitert, sondern das Konzept grundlegend überarbeitet.

Vom Imbiss zum Restaurant

„Weg von der Ersatz-Kantine hin zur Abendgastronomie“ soll in Essen erprobt werden. Die Küche noch offener und transparenter, eine Bar, an der es auch Cocktails gibt und eine komplett neue Karte – schon jetzt ist in Essen das Abendgeschäft stärker als das Mittagsgeschäft. 185 Plätze gibt es, 75 weitere sollen in den Sommermonaten dazu kommen. Die Essener reservieren gerne, dafür soll noch eine Online-Lösung geschaffen werden.

coa essen woks

Cuisine of asia

Die Idee zu coa, auf dessen Speisekarte vietnamesische, thailändische, chinesische und indische Gerichte vereint werden, hatten die beiden Brüder Alexander und Constantin von Bienenstamm.

coa essen lampe

Coa Essen Sitzplätze

Coa Essen Sitzplätze

Da die beiden in Hongkong geboren und die ersten Jahre auch aufgewachsen sind, kann man davon ausgehen, dass sie sich in der asiatischen Küche auskennen. In der Systemgastronomie kennt sich wiederum Ex-Vapiano-Chef Mirko Silz aus, der seit März 2015 das Führungsteam von coa verstärkt.

coa Gebrüder von Bienenstamm

Gebrüder von Bienenstamm

Was beim flying buffet an mir vorbeiflog, war durchaus lecker, die Dim Sums meine absoluten Favoriten. Kein Wunder, dass die Brüder von Bienenstamm vor zehn Jahren überlegt haben, einen reinen Dim Sum-Laden aufzumachen.

coa essen Frittierte Frühlingsrolle

Frittierte Frühlingsrolle

coa essen Hühnchen mit Erdnusssauce

Hühnchen mit Erdnusssauce

coa essen Tom Ka mit Garnele

Tom Ka mit Garnele

coa essen suesskartoffelpommes

Süsskartoffelpommes – das einzige Gericht, was nicht 100prozentig überzeugt hat , allerdings eher wegen der wenig asiatischen Sauce

Dim Sums

Dim Sums

Einen genaueren Eindruck werde ich mir in der nächsten Zeit bei einem „normalen“ Besuch verschaffen und einige der in der offenen Küche frisch zubereiteten Gerichte von der Speisekarte probieren. Wer nichts gegen Systemgastronomie hat und einen netten Abend (zum Beispiel mit Freunden) verbringen möchte, der kann aber schon vorher ins coa gehen.

coa, Rüttenscheider Straße 191, Essen
http://www.coa.as/

Berliner müssen nicht nach Essen fahren, um bei coa zu essen – am Potsdamer Platz gibt es auch eine Filiale. Auch in NRW sind weitere Eröffnungen geplant.

Zum Chefkoch, Wanne – LEIDER GESCHLOSSEN

Bei „Zum Chefkoch“ schmeckt´s am besten, sagt meine Schwiegermutter. Und dass die Soße vom Chefkoch sogar von Sterneköchen gelobt wird.

Chef der Soßen

Wurde sie. Bei „Game of Chefs“ waren Christian Lohse, Christian Jürgens und Holger Bodendorf von der Schokoladen-Brombeersauce so angetan, dass der „Chefkoch“ Jörg Glaubig Kandidat der Sendung wurde. In Wanne* herrschte quasi Trauerstimmung, wenn die Aufzeichnungen anstanden. Dann war „Zum Chefkoch“ nämlich geschlossen.

Zum Chefkoch - Schöner Blog(t)

Busseweise Fans

Vor drei Jahren eröffnete Glaubig in Wanne „Zum Chefkoch“ und seitdem ist die Hütte voll.** Schokoladen-Brombeersauce steht zwar nicht auf der Speisekarte, dafür kommt Hausmannskost nicht zu knapp: Schnitzel in verschiedenen Variationen und Currywurst in drei Schärfegraden sowie süß-scharf mit Ananas oder mit Ingwer-Limonen-Currysoße. Gehobener wird es mit Zanderfilet unter Kartoffelkruste auf Blattspinat mit Soße Choron. Mittlerweile kommen schon ganze Fanclub-Busse nach Wanne, um ein Foto mit dem „Chefkoch“ zu machen. Die müssen dann aber im Bus essen, wenn zu viel los ist, erzählt Glaubig. Die Fanclubs können sich übrigens auf Februar freuen. Man munkelt in Wanne, dass dann was ansteht für Jörg Glaubig.

Ich bekomme auch ein Bild mit dem einzigen Nordrhein-Westfalen, der für 34 Sterne gekocht hat. Und eine „Game of Chefs“-Autogrammkarte.

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Ich gucke etwas verwirrt – aber ich bin ja auch nicht die Hauptperson.

Die Mittagskarte liest sich sehr gut, trotzdem nehme ich ein Schaschlik von der „normalen“ Karte. Während ich beim Chefkoch bin, ist der Grünkohl der Renner. Auch die Rouladen sind ganz weit vorne, verrät mir Jörg Glaubig, der sich über die Feiertage ein paar Tage Auszeit vom Rummel nimmt. Aber vorher muss noch das ein oder andere Catering hergerichtet werden. Und die 200 Essen für Heiligabend, die vorbestellt wurden und dann abgeholt werden. Essen-to-go für „unter den Baum“.

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Guter Schaschlik

Schaschlik kommt, wird gegessen und für sehr gut befunden. Das Fleisch ist butterweich und die Paprika knackfrisch. Die Soße mag ich gerne, wer Schärfe möchte, müsste nachwürzen lassen.

Mit meiner Wahl des Schaschliks ist Glaubig übrigens nicht einverstanden (da ist es aber schon zu spät, weil der Teller leer ist). Dazu hat mir zwar meine Begleitung geraten und es ist laut Karte die „Spezialität des Chefkochs“, aber „Das ist ein Essen für abends!“*** Beim nächsten Mal soll ich fragen, was er empfiehlt. Mach ich dann auch. Denn ich komm garantiert mal wieder.

Zum Chefkoch, Hauptstr. 350, 44649 Herne
http://www.zum-chefkoch.de.rs/ueber-uns

* Korrekt heisst es natürlich Herne-Wanne-Eickel. Aber wer sagt das schon.

** Ab 14 Uhr kehrt für ein bis zwei Stunden etwas Ruhe ein, wer also unbedingt beim Chefkoch essen möchte, sollte dann kommen.

*** Übrigens war mein Schaschlik für mittags UND abends. Ich war nämlich abends noch so pappsatt, dass ich nichts gegessen habe. Das ist mir selten passiert.

Der Mann in schwarz

Auf dem Weg vom Büro nach Hause überhole ich einen redenden Mann. Beim Vorbeilaufen stelle ich fest, dass er gar nicht telefoniert, sondern mit sich selbst redet. Soll er, schadet nicht.

Als ich kurz vor der Wohnung um die Ecke biege, kommt ein zweiter, der vor sich hin redet. Denke ich. Bis ich feststelle, dass er mich anschreit. Meine Nachbarn, ja meine Nachbarn, denen könnte ich mal sagen, dass das nicht lustig wird, wenn er vorbei kommt. Ich mag unsere Nachbarn und bin mir ziemlich sicher, dass die beiden keinerlei Kontakt zu dem vollkommen schwarz gekleideten und deutlich alkoholisierten Mann haben. Leider beeinträchtigt der Alkohol nur seine Sprache, nicht aber seine Treffgenauigkeit, wie er mit einem Schlag gegen den Außenspiegel eines geparkten Autos unter Beweis stellt. Er wird noch lauter, dass die Frau das Auto demoliert hat. Und ich könnte die Polizei rufen, es gibt Zeugen, ich wäre das gewesen. Zeugen gibt es leider nicht. Und damit auch niemand, der mir zur Seite stehen könnte.

Wobei das mit dem „zur Seite stehen“ sowieso eher theoretischer Natur ist, ich bin 1,83 Meter lang und verfüge über ausreichend Körpermaße, um nicht als dünn zu gelten – da geht man davon aus, dass ich Koffer alleine ins Gepäcknetz heben und mich gegen Irre auch selber wehren kann.

Und merkwürdige Menschen ziehe ich an. Deshalb wende ich einen erprobten Trick an: Ich bleibe stehen und lasse den Mann weiter laufen. Vielleicht vergisst er mich. Und wenn nicht, habe ich einen festen Stand, kann die Handtasche fallen lassen und versuchen, mich an das zu erinnern, was ich beim Jiu Jitsu vor hundert Jahren gelernt habe.

Er geht weiter. Und bleibt beim Gebrauchtwagenhändler stehen, um mit jemandem zu diskutieren. Ich nutze die Gelegenheit, wechsel die Straßenseite und werde schneller. Nicht schnell genug, er ist wieder neben mir und ich verfluche mich. Warum habe ich die Straßenseite mit Restaurant, Friseur etc. gegen eine eingetauscht, auf der nur Wohnhäuser sind?

An der Bushaltestelle scheucht er zwei Frauen zur Seite und bleibt dort. Ich werde noch schneller und bin im Haus. Und in der Wohnung.

Und dann rufe ich die Polizei an. Obwohl ich finde, dass die wegen viel zu kleiner Kleinigkeiten gerufen werden. Weshalb ich auch die Dienststelle Rüttenscheid anrufe, was natürlich Quatsch ist, weshalb die mich an die Leitstelle verbinden.

Der Herr am anderen Ende ist erst skeptisch, das mich der Mann bedroht hätte. Ich sage ihm, dass er sehr nah gekommen ist, ein Auto demoliert hat und geschrien hat, dass ich das wäre. Dass ich das als Bedrohung empfinde. Wahrscheinlich rufen da ständig hysterische Frauen an, ich kann es ihm nicht verdenken. So, wie meine Stimme zittert und sich überschlägt, würde ich mich auch für hysterisch halten. Ich sage ihm dann, dass es mir ehrlich gesagt ziemlich egal wäre, da ICH jetzt in der Wohnung wäre, dass der Typ aber Menschen anpöbelt und gerade eine Mülltonne auf die Straße tritt (was ich aus einem unserer Fenster sehen kann). Er sagt, dass er die Kollegen schickt und ob ich den Mann beschreiben könnte. Kann ich. Der ist auffällig.

Die Kollegen kommen. Sehr schnell, aber leider zwei Sekunden, nachdem der Mann den Bus bestiegen hat. Kurze Zeit später klingelt mein Handy. Die Leitstelle. Ein anderer Polizist. Ich sage, dass der Mann im Bus ist. Er sagt, dass er da mal lieber die EVAG anfunkt. Und ob ich sagen könnte, bei welchem Auto der Mann den Außenspiegel demoliert hat. Meine Stimme ist wieder ruhig, dafür fallen mir weder Straßennamen noch Autofabrikate ein, ich hangel ihn an Punkten entlang, bis er weiß, wo das Auto steht. Er bedankt sich bei mir und ich mich bei ihm dafür, dass die Kollegen so schnell da waren.

Und dann hab ich Schüttelfrost und hoffe, dass der Mann in schwarz zu betrunken ist, um sich morgen an mich zu erinnern und daran, wo ich wohne.

Homestories – Die unendliche Suche nach einem Haus – Teil 2

Wie man ein Haus mit Hilfe einer Schildkröte verkauft, wissen wir jetzt (hier geht es zu Teil 1). Wie man aber ein Haus kauft bzw. ein geeignetes Haus zum kaufen überhaupt findet, anscheinend nicht.

Sagen wir es mal so: Ich bin mit Nympensittichen aufgewachsen, würde aber garantiert nicht ein Haus kaufen, weil einer dort wohnt. Und erst recht würde ich nicht darauf bestehen, dass er dort bleibt.

Die Zeche

Eine eigene Zeche. Inklusive Stollen und Zechengeist! Wir lächeln milde, wenn wir korrigiert werden, dass wir wohl ein Zechenhaus meinen. Nein, wir meinen eine Zeche, die unter Denkmalschutz steht. Die Außenbesichtigung zeigt: Hier hat jemand kräftig gewerkelt, bevor das Ding unter Denkmalschutz gestellt wurde. Und zwar nicht denkmalgerecht.

Wir rechnen und erstellen nebenbei ein Marketingkonzept – Geist und Zeche werden vermarktet, befreundete Bäcker und bekannte Schnapsproduzenten mit eingeplant. Die Zeit haben wir, der Makler lässt nämlich vier Wochen bis zum Besichtigungstermin verstreichen.

Nach kürzester Zeit ist uns klar, dass wir in der Zeche richtig Kohle versenken könnten. Der Keller ist nicht feucht, sondern fast schon als Schwimmbad zu benutzen. Der Eigentümer hat nicht nur außen gewerkelt, sondern auch kräftig innen. Teilweise aber auch nicht: Als ich mich über den welligen Boden wundere, teilt er mir mit, dass sein Vater damals Pappe unter den Teppich gelegt hat. Und wir reden von einem Herren in den 70er Jahren. Dem Sohn, nicht dem Vater. Unterm Dach sieht es nur oberflächlich besser aus, die Dachbalken sind Holzwurmzerfressen und mit dubiosen Schraubenkonstruktionen geflickt, unter den Dielenbrettern schauen Altkleider hervor.

Wir wünschen dem Makler viel Glück. Aus lauter Dankbarkeit schickt er dem Mann nun ständig Exposes von Reihenhäusern. Wir hatten ihm gesagt, dass wir auf keinen Fall ein Reihenhaus möchten …

139 Quadratmeter Sammelsurium

Das Expose der Bank ist so vielversprechend, dass wir nicht nur einen Termin zur Besichtigung vereinbaren, sondern auch gleich einen Termin mit unserer Bank. Die Finanzierung steht also quasi schon, als ich das Haus zum ersten Mal sehe. Der Mann ist auf Dienstreise, die Entscheidung liegt bei mir, aber der Mann hat Erfahrung darin, Dinge unbesehen zu kaufen. Ein Oldtimer kam unbesehen zu ihm aus Amerika und entpuppte sich als Schätzchen.

Viel los bei der Besichtigung, drei Mitarbeiter der Immobilienabteilung sind vor Ort und führen zeit- und raumversetzt Interessenten. Bei meiner Ankunft seit drei Stunden. Interessant, dass ich angeblich den zweiten Termin bekommen habe. Egal, von außen ist der Eindruck ganz in Ordnung (wobei „ganz in Ordnung“ nicht hervorragend ist).

Im Erdgeschoss fühle ich mich ziemlich eingesperrt, in den ehemaligen Büros ist es voll, voll, voll, überall steht und liegt etwas. Die schönen Holzleisten im Art Deco-Bau sind unprofessionell übergepinselt und auch sonst ist das hier nicht gerade ein Fall für „Schöner Wohnen“. Die Herrschaften sammeln. Alles, was in ihren Augen schön ist, ob Büroausstattung oder alten Reisekoffer, ob Tigerkleid auf Schaufensterpuppe oder Tafelwand. Aber egal, mit den derzeitigen Besitzern verschwinden hoffentlich auch deren „Schätze“.

Die derzeitigen Besitzer befinden sich in der Küche in der ersten Etage und kommentieren fleißig eine RTL II-Sendung. Der mir zugeteilte Bank-Mitarbeiter und ich müssen warten, andere Interessenten befinden sich auf dem Dachboden. Derweil unterhalten wir uns über das schöne Fischgrat-Parkett in der ersten Etage (soweit man das sehen kann), die Raumhöhe (3 Meter) und Zementfliesen im Erdgeschoss (aus dem Baujahr!). Die Dame des Hauses sieht meine Kamera und untersagt mir das Fotografieren. Ich versichere ihr, dass ich weder sie noch ihre Einrichtung fotografieren werde, nur eben signifikante Punkte, wie das Parkett. Oder das Loch im Dachgeschoss. Das will sie nicht. Ich verspreche ihr, dann eben nichts zu fotografieren.

Wir warten weiter. Drei Minuten später untersagt sie mir das Fotografieren. Ich fühle mich wie bei „Täglich grüßt das Murmeltier“ und versichere ihr, dass ich nichts fotografiere. Sie sagt mir, dass ich das Haus ja nicht kaufen müsse. Ich sage, dass ich nicht fotografiere. Sie sagt, dass sie auch von ihrem Hausrecht Gebrauch machen kann. Ich sage, dass ich nicht fotografiere. Sie verlangt Respekt vor ihrer Entscheidung. Ich sage …

Die Tür zum Dachboden aka der Natursauna geht auf und wir können hoch. Für den Zustand, in dem sich der befindet, brauche ich gar keine Kamera. Das ist demolierter Rohbau. Auch wegen der herumliegenden Gasflasche möchte ich dann schnell wieder runter.

Die Besichtigung des Raumes, der unter dem in den Dachboden gedengelten Loch liegt, wurde übrigens von den Eigentümern untersagt. Und bei dem Eindruck, den die beiden hinterlassen haben, sind der Mann und ich uns nicht wirklich sicher, in welcher Qualität die Modernisierungsarbeiten in den 1990ern durchgeführt wurden. Den offensichtlich feuchten Kellersockel mal außer acht gelassen.

Man könnte, wenn man ausreichend Mittel hätte. Dann hätte man sicherlich anschließend ein Traumhaus. Aber die Million suchen wir leider bisher auf unserem Konto vergeblich.

Wir suchen also immer noch. Nichts Großes aber möglichst alleinstehend und möglichst mit einer Doppelgarage oder etwas vergleichbarem. Der Mann möchte gerne an Autos werkeln und Klavier spielen können.

Richtig gut gefallen hat es uns in Stadtwald und Haarzopf. Wir schauen uns aber generell im Essener Süden um, auch Mülheim-Raadt, -Saarn und -Heißen sind eine Option.

Wer was weiß oder jemanden kennt, der jemanden kennt – bitte Mail an schoener(a)schoenerblog.de

Wir haben keine Angst vor Häusern, an denen „noch etwas gemacht werden“ muss. Selbstverständlich auch nicht vor Häusern, an denen nichts mehr gemacht werden muss.

Wandern im Ruhrgebiet

An den letzten Wochenenden haben der Mann und ich unsere neue Wanderausrüstung ausprobiert. Dazu mussten wir gar nicht weit fahren – das Ruhrgebiet bietet nämlich ausreichend wunderschöne (und teilweise auch ziemlich anspruchsvolle) Strecken.

Unsere erste Tour führte uns nach Bochum, wo wir von der Uni aus gestartet sind. Leiten lassen haben wir uns von Bruckmanns Wanderführer Ruhrgebiet (Affiliate-Link). Der hat zwar sehr schöne Touren, die Beschreibung führte aber bei uns fast zu einer Ehekrise.

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Im Gegensatz zu Bergen dürfen Holzhaufen nicht bestiegen werden

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Die zweite Tour ging durch Hattingen, diesmal nach nach einer Tour aus dem Rother Wanderführer Ruhrgebiet (Affiliate-Link), unterstützt von der heruntergeladenen GPS-Route. Das klappte hervorragend, war wunderschön und wir fühlten uns ziemlich wie im Allgäu. Sogar die Leute waren genauso nett und grüßten, wenn man sich begegnete.

Nach der Tour haben wir sogar überlegt, ob wir im nächsten Jahr eine Woche „Urlaub zuhause“ machen und jeden Tag eine andere Wandertour im Revier. Ist ja schön hier.

Auf jeden Fall haben wir die richtige Ausrüstung und sind für das Berchtesgadener Land gewappnet. Danke, liebe Frau Nessy!

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