24 Stunden (oder so) Berlin

Ich habe beschlossen, den 5. September 2009 vollständig in meiner Wohnung zu verbringen, um diese wieder in einen wohnlichen Zustand zu verwandeln. Ein nicht alltäglicher Tagesablauf, der hervorragend als Wiedereinstieg in das Blog geeignet ist…

09:30 Uhr

Ich wache auf. Eigentlich war ich schon um zehn nach sieben wach, habe mich aber geweigert, aufzustehen. Die Weigerung hat gefruchtet – ich habe noch ein paar Stunden Schlaf drangehangen.

09:35 Uhr

Ich ziehe die Bettwäsche ab, diese wandert direkt in die Waschmaschine. Während der Backofen aufheizt, wasche ich ein paar Wäschestücke auf der Hand.

09:45 Uhr

Die Brötchen in den Backofen. Während die Backen, Wäsche von Hand waschen. Die Wolfords haben tatsächlich schon zwei Hochzeiten überstanden.

10:00 Uhr

Die Brötchen sind Mist.

10:10 Uhr

Die Kräuter haben meinen Balkon überwuchert. Für den Wintervorrat ernte ich Salbei und Koriander. Vom Balkon sehe ich den Fanzösische Bulldogge-Jack Russel Terrier Mix. Groß geworden ist er und hat immernoch seine ulkigen Stehhaare auf der Stirn.

11:00 Uhr

Die Kräuer sind gewaschen und eingefroren. Meine Nägel sind grün braun – auch nach dem Waschen.

11:35 Uhr

Die Wäsche! Ich muss die Wäsche aufhängen.

12:00 Uhr

Der erste Hunger meldet sich. Ich schnipsel Kartoffeln, brate Schnipsel an, packe die Pfanne in den Backofen. Laut Jamie Oliver wird das das beste Rösti überhaupt.

12:30 Uhr

Der Mann ruft an und spricht über Döner und Karma. Karma hat ihm zwei Rücksitze eingebracht, Döner mir Hunger. Dieses dumme Rösti braucht ewig…

13:00 Uhr

Pah. Rösti. Die losen Kartoffelschnipsel auf dem Teller schmecken aber auch.

14:00 Uhr

Saugen. Wieviel Dreck kann man produzieren, wenn man nie da ist?

14:30 Uhr

Wischen. Eigentlich ist wischen immer dämlich, danach müsste man nochmal saugen. Mache ich aber nicht.

15:15 Uhr

Der Kiosk hat zu. Der um die Ecke. Wandere daher zur U-Bahn, ungeschminkt, in Bergbauhemd und in roten Docs. Stelle fest, dass die Docs nach 15 Jahren nicht mehr zu meinen Füssen passen. Wachsen Füsse? Menschen schauen irritiert auf mein Bergbauhemd. Stelle hinterher Fest, dass derartige Hemden auch in der JVA Tegel getragen werden.

16:45 Uhr

Irgendwo muss diese Karte sein, die ich von der letzten Hochzeit mitgenommen habe und an das Brautpaar schicken muss. Brautpaar ist irgendwie Quatsch. Bräutigampaar.

Die Karte ist nicht in der Tasche. Ich durchwühle Altpapier, finde nichts. Trotz massivem Altpapieraufkommen fällt mir ein, dass ich das letzte Woche erst runtergebracht habe. Schweissausbrüche. Vermutlich bin ich die Einzige, die die Karte nicht schickt. Denke über Alternativlösung nach: „Lieber Ulf, lieber Michael, leider habe ich die Karte verschlampt und schicke Euch aus diesem Grund im nächsten Jahr jede Woche eine Karte.“ Rechne Kosten und Aufwand durch. Finde die Karte in einer anderen Tasche.

17:10 Uhr

Ich nehme mir den Kürbis vor, der auf meinem Küchentisch steht.

17:45 Uhr

Drei Messer und unzählige Flüche später ist der Kürbis gewürfelt und im Topf.

19:15 Uhr

Aus dem Erschöpfungskoma erwacht knete ich einen Nudelteig. Der kommt in den Kühlschrank.

19:30 Uhr

Die Prinzessin schläft. Erzählt mir die anrufende Prinzessinnen-Mutter. Die fragt mich auch, was die Berliner „Pension Clärchen“ ist. In letzter Zeit würden öfter mal Leute anrufen, die ein Zimmer reservieren möchten. Ich suche die richtige Nummer raus.

20:30 Uhr

Isch habe fertig mit telefonieren und der Teig ist es auch. Der Kürbis schon länger.

21:20 Uhr

Die Küche sieht schlimmer aus als vor dem Putzen. Nudelmaschine und Raviolibrett haben eine Berechtigung. Gut, dass der Mann über beides verfügt. Dies sind garantiert die letzten Ravioli ohne.

21:45 Uhr

Ravioli schmecken, sehen aber aus wie ein atomarer Unfall. Die restlichen werden eingefroren, die restliche Füllung kommt in den Kühlschrank.

22:00 Uhr

Der Mann geht ins Bett und wünscht telefonisch „Gute Nacht“.

22:05 Uhr

Ich habe einen Prosecco Aperol verdient.

00:30 Uhr

Mir fällt ein, dass das Bett noch nicht frisch bezogen ist…

00:35 Uhr

Das Bett ist frisch bezogen.

01:00 Uhr

Ich bin müde.

01:30 Uhr

Zwei Geschichten aus „No one belongs here more than you“ später bin ich richtig müde.

01:31 Uhr

Ich schalte Herrn Schwein aus. Herr Schwein ist meine Sowa-Lampe.

01:32 Uhr

Ich schlafe.

3 Gedanken zu „24 Stunden (oder so) Berlin

  1. 1440 Minuten

    tja, und auf 24s td folgt nochmal 24 std oder so…

    7,30h bruder wird durch den 120dB alarm seiner tochter geweckt (ohne snooze-funktion) , kurze überlegung, ob auch schwester zu solchen uhrzeiten schon wach ist,negativbefund.

    9.00h mothership steht schon auf der startrampe und ist auf dem weg in die galaxie „kindertrödel in cburg“ bei der kontrolle der checkliste fällt auf, das die copilotin fehlt!
    selbige besonder wichtig zum schubausgleich sprich abladen bei kurzer überlastung der elterlichen triebwerke.

    ca.10h tower meldet, copilotin nicht einsatzfähig.
    akuter fall von neuer grippe. wie der sabernde hund vor der glocke schrillen elterliche alarmsirenen sofort auf,wo sind bloß die sagrotan-vorräte?, fluchtartiges verlassen der startrampe wegen zu geringer nähe zum infektionsherd in xberg.

    bei rückflug festgestellt, copilotin nur simuliert und mit anderer linie geflogen, nach auskunft von exterritorialer bodenstation
    wahrscheinlich selber kein benzin mehr im tank gehabt!

    deswegen: nächste woche, gleiche linie, gleicher flug!

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    1. schöner

      Hier spricht die Copilotin – falls Du mit anderer Linie Sofa- & Badewannen-Airline meinst, könntest Du Recht haben… Ich werde meine Bazillen im Laufe der Woche auf die andere Nichte und Neffe übertragen und bin nächsten Sonntag wieder flugbereit. Hoffentlich ist auch gutes Wetter auf dem Radar…

      Antworten

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