Rebellionen gab es in Berlin viele und die Stadtführung „Revolutionäres Berlin“ gibt einen Überblick über die historisch bedeutsamsten. Nach zweieinhalb Stunden, in denen ich mit Andrea Heubach vom Brandenburger Tor über Seitenstraßen zum Alexanderplatz gelaufen bin, habe ich jedoch das Gefühl, die meisten hatten gar nicht in Berlin ihren Ursprung, sondern sind hier nur irgendwann „angekommen“. Und die Gründe für die Aufstände lassen sich eigentlich meist Hunger, Einfluß Dritter oder Missverständnis reduzieren.
Viele Orte erinnern in Berlin an Aufstände und Revolutionen. Der Märzrevolution 1848 wird gleich mit zwölf Tafeln in Mitte gedacht, an denen ich unter anderem erfahre, dass Theodor Fontane kläglich an der Verteidigung der Barrikaden scheiterte.
Hin und her geht es durch die Zeit: Der Arbeiteraufstand der DDR im Juni 1953 und die eher unbekannten Ereignisse „Kartoffelrevolution“ (1847) und Zeughaussturm (1848) sind ebenso Thema wie die Besetzung des Lenné-Dreiecks (1988) und der Wagenplatz „Rollheimer“ am Posdamer Platz.
Selbstverständlich spielen auch Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg eine Rolle. Ich weiß nun unter anderem, dass der Gedenkstein am Potsdamer Platz nicht mehr an seinem ursprünglichen Platz steht und warum der Balkon, von dem aus Liebknecht die Republik ausrief, noch vorhanden ist (wenn auch nur zu 1/5) – obwohl das Stadtschloss schon lange nicht mehr steht.
Die Führung endet am Alexanderplatz, wo ich erfahre, warum der Film „Blutige Erdbeeren“ 1977 ebendort zu Krawallen von eigentlich regimetreuen Jugendlichen führte.
Eine interessante Tour, die nicht nur historische Orte und Ereignisse zusammenführt, sondern zeigt, dass es in Berlin anscheinend schon immer eine hohe Rebellions- und Demonstrationsbereitschaft gegeben hat.
Rebellisches Berlin, www.rebellisches-berlin.de
Tour dauert 2,5 Stunden und kostet 9,50 €