„Auf den Spuren Rosamunde Pilchers?“ lautete die vermutlich häufigste Frage, wenn wir von unserem Urlaubsziel erzählten: Cornwall. Während wir vor der Reise noch sehr bestimmt „Nein“ antworteten, können wir nach der Reise eher „nicht geplant“ antworten.
Scheinbar befindet man sich in Cornwall immer irgendwie auf den Spuren von Frau Pilcher. Auch wenn die angibt, in ihrem Leben mehr gebügelt als geliebt zu haben, hat sie über 60 Millionen „Liebesschnulzen“ weltweit verkauft, allein das ZDF hat über hundert ihrer Romane verfilmt. Kein Wunder also, dass selbst meine Schwiegermutter einen träumerischen Blick bekommt, wenn „Cornwall“ erwähnt wird.
Keine Frage, Cornwall ist schön. Tolle Farben, Strände, Landschaft. Wenn man allerdings Schottland (und vor allem die Highlands) kennt, beeindruckt Cornwall nicht besonders. Vor allem, weil es durchaus Schwachpunkte gibt. Der wohl größte sind die cornischen Hecken.
Cornische Hecken
Man nehme Natursteine, baue eine Mauer und bepflanze diese mit allem Gestrüpp, was so aus dem Garten muss. Hecken, Bäume, Farn – egal. Nach wenigen Jahren bildet sich dann eine kompakte „cornische Hecke“, die wie eine tatsächliche Hecke aussieht, im unteren Teil aber eben die unangenehmen Eigenschaften einer Mauer hat.
Mit diesen Hecken versehen bergen die Single-Track-Roads in Cornwall eine ständige Herzinfarkt-Gefahr – weil man die entgegenkommenden Fahrzeuge beim besten Willen nicht sehen kann. Während die Schotten unserer Erfahrung nach in ländlichen Gegenden eher rücksichtsvoll im Straßenverkehr unterwegs sind, kennt der cornische Einwohner keine Gnade. So sehen dann auch die liebevoll umgeformten Autos aus.
Ein weiterer Nachteil der cornischen Hecke zeigt sich gepaart mit der Unlust, Dinge auszuschildern: Man findet nichts. Zwei Steinkreise haben wir lediglich entdeckt, weil in der ungefähren Gegend auf einmal viele Autos in einer Weideneinfahrt parkten. In keinem Urlaub haben wir so oft wenden müssen wie in diesem – weil wir uns ständig verfahren haben.
Ganz schön was los
Da, wo Sehenswürdigkeiten ausgeschildert sind, da sind auch Menschen. Vorzugsweise Busladungen deutscher Renter. Es ist so voll, dass uns Engländer empfehlen, auf der Stelle nach Wales zu fahren. Da wäre es auch schön und viel leerer. Wobei es im August noch voller gewesen sei, da fährt nämlich ganz England an die Küste.
Allerdings haben wir auch schon oft das Problem, überhaupt einen Parkplatz zu bekommen. Manche Orte sind so voll, dass wir einfach nur weiterfahren. Cheddar zum Beispiel ist mittlerweile eine Art Käse-Disneyland für Renter. In Perranporth kann man kein Lego am Strand suchen, weil man keinen Parkplatz bekommt. Und dass das Navi uns unbedingt zu einem Bankautomaten in der New-Age-Hochburg Truro führen musste, hat der Mann ihm bis heute nicht verziehen.
Wir fahren dann wohl eher wieder nach Schottland. Da ist nämlich auch Landschaft, weniger Menschen und mehr Beschilderung von Sehenswürdigkeiten. Wer nichts gegen Menschen und Freude an Detektivarbeit hat, der ist in Cornwall richtig. Und deshalb gibt es demnächst auch noch ein paar Tipps zu Sehenswürdigkeiten und Restaurants.
Unser Urlaub führte uns aus dem Ruhrgebiet an die holländische Küste, mit der Fähre nach Hawick und von dort nach Stanstead. Über Bath und das Dartmoor sind wir nach Cornwall gefahren und dann nach ein paar Tagen entlang der Küste Richtung Chichister, wo wir das Goodwood Revival besucht haben. Zurück ging es durch den Eurotunnel von Dover nach Calais.