Tour de Toilette

Toilette Esplanade

Wo der Kaiser zu Fuß hinging...

Geht ja schon gut los. Aufgereiht wie eine Schulklasse sitzen wir neben dem Toilettenhäuschen am Französischen Dom, als eine Frau fragt, ob sie die Tour auch mitmachen kann. Ihr Mann hätte ja gesagt, da gehen nur „Touristen und Bekloppte“ mit. Herzlichen Dank.

„Bekloppt“ wirkt Anna Haase, die Erfinderin der „Tour de Toilette“, gar nicht. Eher sehr kompetent und das stellt sie auch sofort mit einem geschichtlichen Streifzug durch die sanitären Einrichtungen und die Kanalisation unter Beweis. Das Toilettenhäuschen am Französischen Dom ist übrigens kein originales „Cafe Achteck“ (wie die Berliner die achteckigen Gebäude nannten, in denen man seinen Kaffee wegbrachte) – es ist nun für beide Geschlechter zugänglich. Wir wandern alle einmal durch die Herrenseite, in der eine (aufgeklebte) Fliege das Pissoir schmückt und weiter gehts zu einer modernen Ausführung, ebenfalls am Gendarmenmarkt. Dort muss man für die „Notdurft“ bezahlen. Dabei sagt es das Wort eigentlich schon – es ist eine Not(situation). Und deshalb haben Senatsverwaltung und Gaststättenverband beide Frau Haase auf Anfrage mitgeteilt, dass die Toilettennnutzung in Gaststätten eigentlich kostenfrei sein müsste. Ist sie aber meist nicht. Wie gut, dass die Teilnehmer der Tour viele Tipps bekommen, wo sie mal können, wenn sie mal müssen.

Am Bahnhof Friedrichstraße lernen wir, dass man in Toiletten auch duschen kann. 7 Euro kostet das, dafür gibt es flauschige Handtücher und Duschgel.

Der Potsdamer Platz hält ein besonderes Schmuckstück bereit: Teile des ehemaligen „Hotel Esplanade“ wurden gedreht, versetzt und in das Sony Center integriert. Die Herrentoilette des ehemaligen Hotels stehen unter Denkmalschutz, sowohl Rinne als auch Toiletten sind Original erhalten. „Hierhin ging selbst der Kaiser zu Fuß“, klärt uns Frau Haase auf. Viel interessanter finde ich, dass auch Charly Chaplin sich in diesem Hotel aufhielt, genauso wie Billy Wilder, der hier als „Eintänzer“ arbeitete – und garantiert auch zu Fuß diesen Ort besuchte.

In der Nähe des Sony Centers findet sich wieder ein modernes Örtchen, eine Doppeltoilette, designt von einem Japaner. Zur ultimativen japanischen Toilette geht es aber erst noch. Mit dem Bus vorbei am Wittenbergplatz und dem dortigen, umgewidmeten, Toilettenhäuschen, sowie der unterirdischen Toilette gegenüber dem Cafe Kranzler geht es zum „Klo“. Die „Erlebniskneipe“, in der man nicht nur zur Begrüssung nass gespritzt, sondern auch von einem in den 80ern stehengebliebenen DJ beleidigt wird, hat sich einen besonderen Luxus gegönnt: Eine japanische Supertoilette, die neben einem vorgewärmten Sitz allerlei andere Annehmlichkeiten zu bieten hat. Als ich sie besichtigt habe, säuselte gerade eine sanfte Frauenstimme etwas von „Du wirst schwer, ganz schwer.“ Tiefenentspannung auf der Toilette. Die anwesenden und erstaunten englischen Touristinnen vermuten nun wahrscheinlich, dass in Deutschland in jeder runtergekommenen Kneipe eine sprechende Toilette zu finden ist.

Interessantes rund um Toilette und die Sehenswürdigkeiten auf dem Weg dorthin!

Die Tour de Toilette wird einmal monatlich von Anna Haase angeboten.
http://annahaase.de/

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